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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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Fabriczy, Cornelius von: Ein Bild Jean Perréals im Louvre
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0237

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Kunsthandel.

4l>2

t'uits 1>N1- Is roi I-OM8 XII werden ihm mit
u»> so grvßerer Wahrschcinlichkeit neuerdings zuge-
lchrieben, als er den Zug dieses Königs nach Jtalien
>u der Eigenschast eines peintrs äu roi mitmachte.
Bekannter ist die Thätigkeil des Meisters als Architekt
"nd Dekvratvr. Jn letztercr Eigenschaft hatte er schvn
148!) und 1495 die Festc bcim Einzng Karls und
sciner Gemahlin in Lyon zu arrangiren, bcglcitete den
König als vulst 6o obambre et pviutrv oräiuairv !
"uf seinem Zug nach Jtalicn, wie auch dessen Nach-
svlger Lvuis XII. zwcimal dahin, cntwarf dann im
Auftrage dcr Königin Anna das Grabmal ihrcs Batcrs '
>m Doni zu Nantes, nnd snr Margareta v. Ostcrreicl',
l'se Tochter Kaiser Maximilians, Pläne siir den Aus-
1>au der Kirche zu Brvu, sowie die Grabmäler, die sie
sich selbst ihrcm Gatten Philibert v. Savoyen und
ihrer Schwiegermutter Margarcta v. Bvurbon daselbst
»rrichten ließ (nach 1504; s. Liibke's interessantc Studie
über dicse Denkmäler in Westermanns Monatsheften,
1883. I). Aus dic lctztercn Aufträge beziehen sich

auch zwei ivertvolle Autvgraphe, die durch Schenkung
Bancels in die Pariser Bibliothek gelangt sind: ein
Ärief des Dichters und Historivgraphen Jean Lemaire
an Margareta vvn Österrcich, vom 25. Nov. 1510,
worin dieser seincr Gönncrin Jean Perröal als be-
sonders gecigneten Mann siir die Arbeiten zu Brou
ouipfiehlt, nnd ein Scbreibcn Perreals an die Fürslin,
vom g. Okt. 1511, worin er über die Entwürse, die
cr für den gedachten Bau ausgearbeitet hat, berichtet.

Ilnser Bild wurde im Jahre 1873 bei der Ver-
lieigerung dcr Kunslschätze des Herzogs Robert von
Parma von seinem bisherigen Eigentümer erworben
"nd mag schon zur Zcit Hcinrichs II., dcsien natür-
liche Tochter Diana dcm Herzog Orazio Farnese um
1550 vermählt wurde, vielleicht mit dieser nach 3ta-
lien gckoinuien sein. Der vortrefflichen Erhaltung nach
uiag cs wenigstens seinen Besitzer nicht oft gewcchsclt
haben. Es weist auf die Schule von Brügge, ohne
jedvch ihren unerbittlichcn Naturalismus, ihr rciches,
tieses Kvlorit, den mystischen Ausdruck ihrer Physio-
gnvnüen zu erreichen. Eine gcwisie Unsichcrheit der
Zeichnung, ein lichtes, etwas trockenes und einförmi-
ges Kolorit, das Strebcn nach plastischer Schönhcit
und idealeni Arrangcmcnt, sowic nach geistvollem,
lebhastcm Ausdruck kennzeichnen es als Produkt der
sranzösischen Malerei vom Ende des 15. Jahrhunderts.
Ob es jedoch gerade ein Werk Pcrröals sei, ist vor-
läufig nicht sicherzustellen. Die Jdentität der Persön-
lichkeiten Karls und Anna's ist, da sonst keinc Bild-
»isie von ihnen aus der hicr dargestellten Alterszeit
vorhanden sind, nicht erweisbar, und die Jnitialen 3. ?.
werden sich wohl — nach vielfach bezeugtem Gebrauch
an Botivbildern jcner Epvche — viel eher auf die

Donatvren beziehcn (worauf auch der sie miteinander
verschlingende sog. Liebesknoten hindeutet), als auf den
Maler. Wie dem auch sei, der Wert des Bildes wird
dadurch nicht vermindert: es behauptet wllrdig den
ihm auf Wunsch seines Gcbers im 8alon oarrö des
Louvre eingeräumtcn Platz, mag es ihn auch vorläusig

nur als das Werk eines anonymen Meisters einnchmeii.

E. v. Fabriczy.

Aunsthandel.

^ 7^ Nc»e Bildmvcrkc. Die Verlagshandluiij, von
Ad. Lehiiiann 111 Wien publizirt soeben die erste Lieferuiui
einer Auswahl architektonischer Blätter des sehr seltenen und
kostbarcn Kupferstichwcrkes von I. B. Piranesi. Turch das
zuverlässige und verhältnisinäsng wenig kostspielige Verfahren
des Lichtdrucks sollen die reichen Schätze des iiionuinentalen
Werkes weiteren Kreisen zugänglich geinacht werden. Die
Auswalil soll vier Bände (zu je vier Lieferungen) uinfassen,
welche sich in vier Abteiliingen (Altertümer, 'Aiisichten von
Rom, Vasen und Kandelaber, Entwürfc) gliedern. Tie erste
Lieferung enthält elf Tafeln, davon sieben in doppcltein
Format, und kostet in Mappe zwölf Mark. — Von derAuch.
handlung von Robert Friese in Leipzig ging uns die erste
Lieferung eines Albuins moderner 'Meister in Helio-
gravüre zu, welche zwei Blätter in Royalforinat enthält.
„Die sterbende Kleopatra" von Makart, das erste Blatt, ist
durch V. Angerer in Wien reproduzirt worden. Tiese Helio-
gravüre macht i,n Vergleich zu der zweiten, bei Franz Hanf-
stängl in München angeferligten Platte „Heimatlos" von
W. Kray einen etwas unruhigen Eindruck. Die Schatten
sind schwer, fast etwaS rußig und die bellen Partien, z. B.
das Nackte, erscheinen hic und da fleckig. DieseUiizuköminlichkeit
wird zuin Teil der Schwierigkeit züzuschreiben sein, welche
das reproduzirte Bild selbst bietet: die Farbenpracht Makart
scher Bilder ist eine Klippe, an welcher oft langwierige Ae-
inühungen des Photographen scheitern. Das zweite Blatt,
welches eine traumselige Zigeunerin darstellt, zeigt alle jene
leisen Übergänge und ganz den saintartigeii, weichen, fast
etwas weichlichen Ton, den wir an den Goupilschen Helio-
gravüren zu sehen gewohnt sind. Nur die bunkelsten Partien
des Bildes, welche noch etwas undurchsichtig erscheinen, zei-
gen, daß die Heliogravüre noch iininer verbesserungsfähig ist.
Wenn es erst ganz gelingen wird, die Klarheit Braunscher
Photographien aus Heliogravüren zu erzielen, dann wird
diesein Verfahren sicher vor jedem anderen der Vorzug zu geben
sein. — Die Zeichnungen und kunstgewerblichen Ent-
würfe von Herinann GöH (Stuttgart, Paul Neff) sind bis
zur zehnten Lieferung gediehen. Lieferung 7 enthält die
Nachbildung eines reich geschinücktenFestgrußes zmn 25jährigen
Regierungsjubiläuin des Großherzogs Friedrich von Baden
und die photographische Wiedergabe eines in getriebenein
Silber gearbeite'ten, teilweise vergoldeten, teilweise oxydirten
Tafelaussatzes sür dieKronpriiizessinViktoria von Schweden und
; Norwegen; Lieferung 8 zeigt das ravirte Erinnerungsblatt
an die badische Kunst- u»d Kunstgewerbeausstellung in Karls-
ruhe I88l und dcn Pokal, welchen der Großherzog Friedrich
von Baden zum Mannheiiner Wettrennen 1883 als Ehren-
preis spendete; außerdem noch einen Patenbecher für den
Herzog von Schoonen. Lieferung !l weist einen silbernen
Pokal und ein Albuin auf, welches für den Prinzen Karl
von Baden angefertigt worden ist. Lieferung I» bringt eine
Standuhr, weiche als Geschenk zur silbernen Hochzeit des
schwedischen Königspaares bestiinint war, und wiederum einen
Pokal. Alle diese Entwllrfe zeugen vou gcläutertein Geschmack
und ausgebildetem Stilgefühl. — Endlich haben wir noch
einer ungarischen Publikation zu gedcnken: „Kunstdenkinale
des Mittelalters und der Renaissance in Ilngarn
von V. Myskovszkn (Wien, Ad. Lehmann), welche aus zehn
Lieferungen berechnet ist, dcren erste uns vorliegt. Dieselbe
enthält einige recht interessante Blätter. Bemerkenswert ist
. Kleeblattdekoration auf Blatt 6 (von einem

das
 
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