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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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177 Kunitlitteratur. — Personalnachrichten. — Kunst- und Gewerbevereine. — Sainmluiigen und Ausstellungen.

478

^osef Bcrnhardt 7. Am 13. Marz starb zu Nymphen-

burg, wo er seit Jahren in stiller Zuriickgezogenheit, ja fast
veraessen gelebt, der pensionirte königl. Schloßverwalter

Foics - - -

Joses Bernhardt. ein vordem als Porträtmaler hochge-
schätzter Künstler Benihardt wurde l805 in Amberg geboren.
Er ivar ursprünglich zum Musiker bestimmt und seineFortschritte
m dieser Kunst waren so rasche, daß er schon in seinem 13.
Lebensjahre Schüler darin unterrichten konnte. Aber er wollte
Maler werden, ging mit geringen Mitteln nach München und
ließ sich zuvörderst an der Akademie einschreiben. Seine
Borliebe sür die Porträtmalerei einerseits und die Hosfnung
stch mittels derselben rascher als in anderen Sparten der

.. »>!- li> uiivc»-» :2puru:tt oer

Kunst seinen Ilnterhalt zu erwerben andererseits, veranlaßte
Bcrnhardt, sich derselben ganz zu widmen. Der vielbeschäs-
tigte Hofmaler Stieler, einer der gesuchtesten Porträtmaler
seiner Zeit, ward aus ihn ausmerksam und machte ihn zu
seinem Schüler. Nach seines Lehrers Tode trat Bernhardt

Spitze des Vereins stehen Bischof Paulus von Metz, Bezirks-
präsident Freiherr von Hammerstein und Dombaumeister
Tornow.

. selnev -Lvvoe rrar ä

depen künstlerische Erbschaft an und malte unter anderem
die Bildnisse der Könige Maximilian II. und Ludwig und
'Ustrde von ihnen mit zahlreichen Austrägen beehrt, so von
König Ludwiq II. mit dem, Rich. Wagners Porträt zu malen.
Meichwohl schien es ihm an der Zeit, sich von der Aus-
»bung der Kunst zurückzuziehen; infolge desscn erbat er sich
vom König Ludwig II. die Schloßverwalterstelle in Aschasten-
burg und leistete in dieser Stellung seinem Könige einen
überaus schätzbaren Dienst. Als im Kriege von >868 die
Preußen sich Aschaffenburg näherten, brachte Bernhardt raich
den im Schlosse aufbewahrten reichen Silberschatz in Sicher-
heit, ohne Furcht vor den Folgen. Den Posten in Aschaffen-
burg hatte sich Bernhardt erbeten, um auch sortan mit der
Kunff in Berührung zu bleiben, denn das dortige Schloß
enthält eine wertvolle Gemäldegalerie, die seiner verstäudnis-
vollen Fürsorge unterstellt wurde. Bernhardt bildete zahl-
reiche Schüler und verhals vielen von ihnen zu einer gesichcr-
ten Existenz. 6. .4. L.

.. »*. Der Porträt- und Genremalcr Louis Anny Blanc

ist am 7. April in Düsseldorf im Alter von 75 Jahren ge-
storben. Von seinen der romantischen Nichtung angehören-
den Genrebildern ist das „Angelnde Mädchen" (jetzt in °er
Berliner Nationalgalerie) durch die Lithographie von Older-
Mann in weiteren Kreisen bekannt geworden.

Aunstlitteratur.

, . Bon Lübke s „Grundriß dcr Kunstgeschichtc

icheint gegenwärtig eine russische Ubersetzung.
haben zwei rnisikcl»- A F.

er-

Zugleich
Marks und

gegenwärtig

M ^ Iwei russische Schriftsteller, A. o- ^>„>>-- —

, Gneditsch, eine reich illustrirte „Geschichte der Künste"
tzerausgegeben, die zwar im wesentlichen eine Kompilation
HUv deutichen Werken ist, die aber den erfreulichen Beweis
"efert, daß auch in Nußland ein lebhafteres Kunstinteresse
s» erwachen beginnt.

j)ersonalnachrichten.

^ Dcr Dircktor dcr Bcrliner Nationalgalcne Or. Max

öordan ist zum Geheimen Oberregierungsrat ernannt worden.

. .'» Dcm Dircktor der Kunsrgcwcrbcschulc in Frank-

lurt a. M. Fcrdinand Luthmcr ist das Prädikat Professor
beigelegt worden.

. -'P Jnfolge des Nberganges des Kunstgewerbemuscums

in Berlin an die preußische Staatsregierung sind dis Direk-
toren Grunow, Lessing und Cwald zu königlichenDirek-
loren ernannt worden. Ebenso sind der Bibliothekar Dr.
^UH/d Lichtwark als königl. Bibliothekar, die Tirektorial-
Alsistenten Ämil Fendler und Gustav Leinhaas als
tonigl. Direktorialassistenten des Kunstgeiverbemuseums an-

Aunst- und Gewerbevereine.

Zur Fortsctzung und Bollendung dcr Restaurations-
urbcitcii an dcr Kathcdralc z» Mctz hat sich daselbst ein
Dombauverein gebildet, dessen Mitgliedschaft durch einen
^ahresbeitrag von 5 Mark erlangt werden kann. An der

Sammlungen und Ausstellungen.

Lll. — Dcr Briiggcmannschc Altar im Dom zu Schlcs-
wig und scinc Abforniuiig. Jm Berliner Kunstgewerbe-
museum hat der Bildhauer Sauermann zu Flensburg
gegenwärtig eine sehr bemerkenswsrte Ausstellung von Gips-
äbgüssen sigürlicher und ornamentaler Teile des kiirzlich im
Auftrage der preußischen Regierung von ihm restaurirten
großen Brüggemannschen Altars aus dem Dom zu
Schleswig veranstaltet. Sie bietet zum erstenmal Gelegen-
heit, jenes Meisterwerk norddeutscher Bildschnitzerei, das, ab-
gesehen von den ungenllgenden, 1833 erschienenen Böhndel-
schen Lithographien, bisher nur photographisch reproduzirt
war, aus einer größeren Reihe vcrständig ausgewählter und
vorzüglich gearbeiteter Nachbilvungen keiinen zu lernen- So
schwierig die Aufgabe dsr Abforiiiuiig war, so geschickt, sorg-
sam und gewissenhaft ist sie von Sauermann durchgeführt.
Seine Abgüsse geben das Schnitzwerk bis auf die Tcxtur des
Holzes mit einer Präzision wieder, die auch fllr ein eingehen-
des Studium der technischen Behandlung das Original in
der That ersetzt; in einer sehr gelungenen Färbung im Ton
des Eichenholzes, die, mehr eine Tränkung als ein Überzug
des Gipses, die Feinheit der Details nirgends verwischt, er-
zielen sie überdies den vollen äußeren Eindruck der Holz-
skulptur. Museen und Kunstschulen, Künstler und Kunst-
freunde werden sich den Erwerb dieser trefslichen Stllcke nicht
entgehen lassen, und so werden die Abgüsse gewiß dazu bei-
tragen. die Schöpfung Brüggemanns weiteren Kreisen bekannt
zu machen und ihr in der allgemeinen Schätzung den Platz
zu geben, der dem ausgezeichneten Werk gebührt. Von dem
Meister desselbsn wissen wir wenig mehr, als daß er in
Husum geboren wurde und 1514-1521 den in Rede stehen-
den Flügelaltar für das Kloster Bordesholm in Holstein an-
fertigte, von wo er 1<>66 nach Schleswig geschafft und im
dortigen Dom aufgestellt wurde. Ob der bemalte Schnitz-
altar der Kirche zu Segeberg, den eine alte Tradition dem
Kllnstler zuschreibt, als eine srllhere Arbeit desselben gelten
darf, ist bis jetzt wenigstens unentschieden. Der Schleswiger
Altar stellt Brüggemann jedenfalls in die Reihe der ersten
Meister seiner Zeit. Ter gcwaltige, wirkungsvoll geglie-
derte Aufbau in spätgotischen Formen, mißt bei einer Tiefe
von 0,8 m fast 15m in der Höhe und mit geöffneten Flügeln
7 m in der Breite. Auf einer Predella, die in vier Gruppen-
bildern zu beiden Seiten eines vergitterten Neliguiariums
die Begegnung Abrahams und Melchisedechs, die Einsetzung
des Abendmahls, ein Liebesmahl der ersten Christengemeinde
und die Stiftung des Passahfestes schildert, erhebt 'sich über
ciner mit durchbrochenem Laubwerk gefüllten Hohlkehle der
eigentliche Altarschrein mit der Darstellung der Passion
Christi, deren einzelne Scenen sich über das durchgehende
hohe Mittelfeld und über zwölf, in je zwei Neihcn rechts und
links von demselben angeordnete kleinere Bogenfelder derart
verteilen, daß in dem Mittelselde die ohne trcnnendes archi-
tektonisches Zwischenglied über einander gruppirten Haupt-
scenen der Kreuztragung und der Kreuzigung mit dem
darüber schwebenden Bilde Gottvaters, sowie die in dem
oberen Abschluß des Bogens aufragende Statue der Maria
als Himmelsköiiigin ihren Platz sinden. Zwei weitere, den
Flügeln aufgesetzte Bogenfclder fügen hierzu die Darstellungen
der Himmelfahrt und dcr Ausgießung des heiligen Geistes,
zwei darüber angebrachte klsinere Halbbogenfelder endlich die
Gestalten der Apostel Paulus und Petrus. Eine reich ent-
faltete ornameiitale Architektur mit prächtigen, lustig durch-
brochenen Baldachinen und zierlichen Einfassungen, in die
wieder kleine F-igürchen von Propheten und Aposteln, Engeln
und Heiligen u. s. w eingefügt sind, umrahmt die einzelncn
Felder des Altars: seinen oberen Abschluß aber erhält der
ganze Aufbau durch die schlanken Fialen, die Bögcn und
Ornamente einer stattlichen Bekrönung, deren Bildwerk in
den Figuren des ersten Menschenpaares, der zur Auferstehung
rufenden Engel uud der sürbittend knieenden Gestalten de'r
Maria und des Johannes in knappen Zügen auf das jüngste
Gericht hinweist und auf zwei rechts und links empor-
strebenden Säulen schließlich noch zwei Engel mit den Mar-
 
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