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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0262

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Vermischte Nachrichten.

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schiedene Dekorationsmotive verwandt worden, um sie zu der
einheitlichen Wirk»n§ gelangen zu lassen, die man von einem
doch zusammengehörigen Service erwarten darf. Das nus
sehr zahlreichen Stücken bestehende Service wird in einem
kostbaren Schrank verwahrt. — Gelcgentlich der Hochzeit des
hohen Paares brachten die Stände der Rheiuproviuz den
Entwurf eines goldenen Prachtpokals dar, dessen Ausführung
sich durch Jahre hindurch gezogen hat. Derselbe ist von dem
Maler Fritz Roeber in Düsseldorf entivorfen, von Gabriel
Hermeling in Köln ansgefürt. Es ist ein schlanker cyliii'
drischer Pokal auf hohem Fusi, in der Art des Holbeinschen
Entwurfes für Iane Seymour, der dein Kllnstler offen-
bar die Jdee gcgeben hat. Alle Flnchen, Profile, Bügel sind
bedeckt mit reichstem figürlichen Schmuck, der sich aus die Rhein-
provinz und idre großen Städte, deren Jndustrie, Handel,
Kunst und Wissenschaft, das Leben ihrer Bürger in Krieg
und Frieden, sowie auf die Gaben, Segnungen und Reben-
gelände des Vater Rhein bezieht. Es ist etwas viel des
Guten in dieser Hinsicht geleistet; man sieht es dem Kunst-
werk an, daß es ein Maler und keiu Architekt eiitworfen hat,
übrigens hat es der Künstler mit seiner Aufgabo sehr ernst
genommen. Die Entwürfe zu den einzelnenFiguren, Reliefsrc.
sind in außerordentlicher Größe mit höchster Sorgfalt im
einzelnen durchgeführt; die Einzelfiguren sämtlich in drei
Ansichten gegeben, da es galt, dieselbcn ohne Modelle herzu-
stellen. Mit gleicher Sorgfalt hat Hernieling seine Aufgabe
durchgeführti der Pokal ist cine techuische Leistung ersten
Ranges, die keine zweite deutsche Werkstatt dem Meister nach-
zumachen im stande ist. Vor allem sind es die Emails, i
worin Hermeling die Alten durchaus crreicht hat; keine Tech-
nik bietet ihm mehr Schwierigkeiten: der Nainenszug des
sürstlichen Paares, welcher von Putten gshalten das Ganze
bekrönt, ist sogar in Email ä sonr ausgdfiihrt. Die Rhein-
provinz darf nicht niinder stolz sein auf ssineu Meister als
der hohe Besitzer auf diesen neuen Zuwachs seiner nnver-
gleichlichen Silberkainnier.

G Die Ausstcllnng von Gcniäldeii Adolf Mcnzcls ist in
Paris am 2». April eröffnet worden und zwar in einem von
der Stadt Paris den Veranstaltern der Ausstellung iiber-
lassenen Pavillon im Tuileriengarten. Der bei L. Vaschet
erschienene, mit zahlreichen Abbilüungcn geschmiickte Katalog
wird durch eine Charakteristik Menzels von F, G. Dumas
eröffnct und zählt 38l> Nuiiimern (Gemälde, Aguarelle, Zeich
»ungeii, Studien, Lithographien und Radirungen) auf,
welche von der Nationalgalerie, von Berliner Saminlern und
von der Kunsthandlung von Pächter in Berlin deni Pariser
Koniitö zur Verfügung gcstellt worden sind. An Geniälden
sind vorhanden „Das Eisenwalzwerk" aus der National-
galerie, „Das Ballsouper" (Besitzer Herr Thiem in Ber-
lin), die Piazza d'Erbe in Verona nebst den dazu gehöri-
gen Studien, eine Scene aus dem Tuileriengarten (I8V7,
Besitzerin Frau F. Meyer in Berlin) und eine Parkstudie
(1876, Besitzer Herr H. Fränkel in Berlin). Die Ausstellung
hat einigen chauvinistischen Blättern, besonders der I'rancs
und dem 8oir. Anlaß zu Hetzereien gegeben, und das Ge-
nieinderatsmitglicd Delabrousse hat sich ain 2!». April zum
Organ derselben gemacht, indeni er den Seine-Präfekten
wegen der Überlassung des Pavillons zur Rede stellte. Der
Seine-Präfekt wies darauf hin, daß der Pavillon nicht dem
deutschen Künstler, sondern dem sranzösischcn Komitö über
lassen und daß der Ertrag der Ausstellung für einen ge-
»leinnützigen Zweck, dieFörderung des Zeichenuntorrichts, be-
stimmt sei Man ging schtießlich mit 54 gegen 1l Stimmcn über
diesen Zwischenfall zur Tagesordnung über. Die Ausstellung
erregt in der Pariser Kunstwelt das lebhafteste Jnteresse.

d> Der Pariscr Salon ist am 1. Mai erösfnet worden,
nachdem am Tage zuvor, dem sogenannten sour ckn vor-
uissnKS, der Eintritt für 16 Frs. zum Besten der Verwun-
deten von Tongking gestattet worden lvar. Der Katalog
zählt 5034 Nuinmern auf, von denen 2448 Gemälde sind.
Nach den übereinstimmenden Berichten der Pariser Zei-
tungen ist der Gesamteindruck der der Mittelmäßigkeit. Es fehlt
sowohl an einem charakteristischen Zuge als an hervorragen-
den Einzelleistungen. Jn der Schilverung des tnglichen Lebens
hat der Naturalismus wieder große Fortschritte gemacht.
Als das relativ hervorragendste Werk nach dieser Nichtung hin
wird allgemein ein großes Gemälde von Roll, ein Zimmer-
platz mit Arbeitern 'in Suresnes, bezeichnet.

Vermischte Nachrichten.

8ii. Anton-Springer-Zubiläum. Am 4. Mai, an dem
Tage, an welchem Anton Springer vor 25 Jahren als ordent-
licher Professvr Ler Kunstgeschichte den Lehrstuhl an der
Bonner Universität bestieg, fand in dem Hörsaal, in welchem
dcr Jubilar scine Vorlesungen in Leipzig zu halten pflegt,
eine in aller Stille vorbereitete, durchaus den Eharakler der
Jniprovijation tragende Feierlichkeit statt. Eine Anzahl ehe-
nialiger Schüler SpringerS hatten sich in dem mit Laub-
gewinden, Kränzen und Blumen ausgeschmückten Raume
versammelt, um mit ihren Glückwünschen dem Gefeierten zu-
gleich eine Festschrift zu überreichen,'einen Band gesammelier
Studien zur Kunstgeschichte, bestehend aus 17 verschiedenen
Beiträgen. Die Anrede, mit welcher Regierungsrat vr. W.
v. Seidlitz aus Dresden den sichtlich überraschten Jubilar
begrüßte, fiihrte die Verdienste Springers um die Begrün-
dung und Entwickelung der kunsthistorischen Disciplin in
lebendiger Darstellung und markigen Zügen vor. Der Ge-
feierte dankte tiefgerührt und hielt in längerem die Herzen
ergreisenden Vorlrage eine Art Selbstschau, welche das von
dem Vorredner skizzirte Bild von Springers Wirksamkeit im
einzclnen ergänzte und erweiterte. Jnzwischen hatten sich in
der Wohnung des Jubilars zahlreiche Freunde und Ver-
ehrer desselben eingefunden, um ihre Glückwünsche den brief-
lich und telegraphisch eingelaufenenGratulationen zuzugesellen.
Von der Universität Straßburg war eine besondere Fest-
schrist eingesandt, die Ilniversität Gießen überraschte den
Jubilar mit dem Diplom eines Doktor der Theologie iion. o.,
der König von Sachsen mit der Verleihung des Komtur-
kreuzes zum Albrechtsorden, die Leipziger Akadsmie mit cinem
die Bildnisse von Raffael, Michelangelo, Türer und Holbein
einschließendcn gemaltcn Glasfenster, welches bereits an der
Seite des StudicrtiicheS eingesetzt worden war Eine Depu-
tation überreichte ein zu einer „Lpringerstiftiing" von Freun-
den und Verehrern angesammeltes Kapital. Tamil auch die
Gruppe der Kunstliebhaber und Sammler in der Schar dcr
Glückwünschenden eine würdige Vertretung finde, war als
langjähriger Freund des Hauses Ilr. Schubart.aus Dresden
erschienen, iim eine kostbare Satzumaschale zu überreichen
und die Gabe mit einer poetisch-humoristischen Anrede zu
begleiten. Wir glauben diesen kurzen Bericht nicht bcsser
schließen zu können als durch Milteilung dieser hübschen Jm-
provisation. Sie lautet:

Der Kunstliebhaber, hochverehrter Meister!

War einst, Jhr wißt cs gut, ein großer Mann.

Was waren sie, die Fürsten und die Päpste,

Die Könige und Mächt'gen aller Länder,

Die Klosterherren, die Patrizier
Der freien Städte, jene Männer, die
Mit den unsterblichen, den größten Namen
Jn einem Atsm nennt die Kunstgeschichte?

Liebhaber, Kunstliebhaber waren sie
Jm hohen, ja im schöpferischen Sinne!

Nicht nur das Brot, von dem der Künstler lebte,

O nein, viel mehr! den Antrieb, und wie oft,

Weit östcr als gebucht, auch den Gedanken,

Den Willen gaben sie, der aller That
Vorausgeht, — wie der Keim doch erst gelegt,

Gepflanzt sein will, bevor die heil'ge Erde,

Die ihn empfängt, mit wundersamer Kraft
Gestaltend wirken kann zu neuem Sein.

Liebhaber waren sie, sie hatten Liebe

Und gaben Lieb' und Lust der Kunsk, den Künstlern

Ein herrlich Thun! ein schön Zusammemvirken! —

Psinxi passati! Das ist nicht mehr so.

Heut ist der Künstler selbst der Auftraggeber,

Nicht auf „Bestellung", fiir die Ausstellung
Arbeitet er, ist selber FUrst und Papst,

Wenn nicht noch mehr! .— ein kleiner Gott und Schöpfer,
Der sich, nicht uns, aus nichts was macht, und nur
Knädigst erlaubt, daß wir's bezahlen dürfen.

Heut steht der sogenannte Amateur
Nicht an der Spitze der Bewegung; ach,

Der letzte ist er, läuft nur hinterdrein

Und sammelt, sammelt, sammelt, kauft und kauft,

Nicht was er selber miterschaffen, nein,

Was Zufall odsr Angebot ihm bringen.
 
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