Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0324

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Preisverteilungen. — Sammlungen und Ausstellungen.

635

636

denes Gastmahl zu Emaus" aus dem Louvre, einen Land-
scer, und zwei moderne Bilder Hagborgs und Goubie's.
Wen'n die solgenden Blütter in dcr Qualität diesen ersten
qleich bleiben — woran zu zweifeln nicht der geringste
Grund ist, da bisher alle spüteren Braunschen Publikationen
die früheren stets noch übertroffen haben —, so möchten ivir
mit Sicherheit annehmen, daß diese Photogravüren eine sehr
bedeutende Rolle im Kunsthandel zu spielen bestimmt sind.
Eine solche Wiedergabe, durch ivelche die zarte Abstusung
aller Töne ohne jede Retouche der Platte erreicht ist, muß
dem Kunstsreunde die aufrichtigste Freude bereiten. Das
große Format — manche Platten haben mehr als einen
Viertelquadratmeter Oberflüche macht die Blätter auch zu
edlem Wandschmuck geeignet.

preisverteilungen.

T Bei dcr Konkurrcnz mn cincn Bau für das Kcstner-
muscm» in .Hannovcr hat Professor Hubert Stier den orsten
Preis im Betrage von 2üü0 Mk. erhalten. Zu der Konkur-
renz waren 40 Entwürfe eingegangen.

Sammlungen und Ausstellungen.

8etl. Die akadcmischc Kunstausstellung in Drcsdcn weist
unter etwa 330 Ölgemälden über 140 Landschaften, gegen
90 Genrebilder, etwa 40 Bildnisse u. s. w. auf; dazu kommen
50 Zeichnungen, Aquarelle, Stiche u. s. f., 31 plastische Gegeu-
stände und 15 Blatt architektonischer Entwürfe; 10°/„ aller Ge-
mälde sind von Damen. Die Ausstellung ist, namentlich wenn
man die Güte der Arbeiten in Nechnung zieht. recht besriedi-
gend beschickt; die vorjährige Ausstellung von Kunstwsrken
, iius Privatbesitz hat gezeigt, daß Dresden als Kunstmarkt
keineswegs zu verachten ist. Die Landschaftsnialerei, deren
Erzeugnisse bei weitem überwiegen, zeigt einen sehr hohen
Durchschnitt der Leistungsfähigkeit, ihre Vertreter streben mit
vollem Ersolge nach Naturwahrheit, nach realistischer Wieder-
gabe des landschaftlichem Charakters in dcr Stimmung so-
ivohl als auch in allen Einzelheiten. Die Motive stamnieii aus
allen Weltgegenden; für viele Künstler scheint der Grundsatz zu
gelten, daß jeder beliebige Fleck der NaturkünstlerischerDar-
stellung würdig ssi, wenn seine Wiedergabe nur Gelegenheit
zur Entfaltung raffinirter Kunstfertigkeit qiebt. Aus der Fülle
der gutenLeistungen greifen wir heraus: Wengleins reizende
Frühlingslandschaft und seinen romantischen Bergsee, die
vorzügliche Darstellung des Fätschbaches im Kanton Glarus
von Steffan, eine Waldlandschast mit prächtigen Baum-
individuen von Weinert. Recht anmutig und sauber hat
Emil Kirchner das alte bayerische Fürstenschloß iu Burg-
hausen an der Salzach wiedergegeben, nicht minder an-
sprechend nach Stoff und Technik ist R. Schietzolds Ge-
witterstinimung am Chiemsee. Großartig in der Ausführung
tritt C. Ludwigs „Albulapaß imSchnee" auf. Ein Seestück
von seltener Vollendung bietet Hans Gude (Landende Fischer
an der KUste von Rügen), bewunderungswürdig ist der Luft-
ton gegeben in Baischs Landschaft bei Dortrecht, in wohlige
Feierabendstimmung versetzt Kallmorgens prächtig ge-
maltes Bild „Feierabend", als Jmpressionist hervorragend
erscheint Hagen in seiner Eifellandschast. Weiter verdienen
Hervorhebung: Stäbli „Wassermühle", Kameke „Aus dem
oberen Chamounixthale", L. Voltz „Höllenthal bei Parten-
kirchen, Robert Schulze „Raumafälle in Norwegen". Von
den Dresdenern zeichnen sich aus: Schenker („Jm Hafen von
Dieppe"), R. v. Türcke durch Darstellung eines sonnigen
Stückes aus der Umgegend von Bex im Nhünethale, auch
Jettel („Dünenlandschaftsn"). Unter den Bildnismalern ragt
über alle hervor Leon Pohle, der das Bild des Barons v.
Lüttichau im Ordenskleide der Johanniterritter ausgestellt
hat; sprechende Ähnlichkeit, vornehme Auffassung und seinste
Durchführung zeichnen das Bild aus. Neben Pohle steht
der Dresdener Paul Kießling mit einem genialen Bildnisse
des Grafen Hochberg. Ein sehr verdienstvolles Bild einer
älteren Dame hat Robert Krauße in Dresden ausgestellt.
Unter denNicht-Dresdenern ragt Scheurenberg mit seinem
vortrefflichen Selbstporträt hervor. — Die Figurenmalerei
bietet manches Gute. Anzuerkennen ist zuerst, daß Pauwels'

Schüler bedeutende Fortschritte in Technik und Wahl des
Stoffes gemacht haben und daß diese Schule erfolgreiche An-
strengungen macht, um Dresdens Kunst in dieser Richtung
auf glerche Höhe mit der anderer deutscher Kunststädte zu
heben. Steinle's „Geschichte Parzivals" (Aquarell) trisft
den Ton von Wolframs Epos voll und schön; „Christus
und die Frauen" von Golz ist edel aufgefaßt, von trcff-
licher Komposition und Durchführung, Psannschmidts
„Vater unser" zeigt reiche Erfindungskraft, schöne Zeichnung
und Tiefe der Eiiipfindung. Den Naturalismus vertritt mit
Schärfe Frank Kirchbachs Kolossalbild Ganymed; wir
Irauen indes Zeus einen besseren Geschmack zu, als sich einen
so dürren Mundschenken zu erkiesen; der Adler ist prachtvoll.
Den höchsten Anspruch auf poetische Wahrheit hat dagegen
Herterichs Bild „Mein Lieb", welches frisch, wahrhaft und
in herzgewinnender Weise einen Brautzug aus der Ritterzeit
schildert. Etwas zu unruhig erscheint uns Gabls Scene aus
der Bräuhausschenke; auch an Grützner stellen wir bei der
ewigen Variation desselben Motivs höhere Ansprüche, als
seine „Klosterküche" erfüllt. Trefflich erscheint uns die „Rück-
kehr der Schuldigen" von C. Amyot-Engelhardt: der
finster abweisende Vater, rechts von ihm die liebend ver-
zeihende Mutter, die Brüder und Schwestern mit verschieden-
artigen Empfindungen, gegenüber die zusammensinkende
Schuldige: der Vorgang ist sprechend und ergreifend wieder-
gegeben. Nicht minder ist dies August Heyn gelungen mit
seiner Entlassung eines Dienstknechts, der das Herz der
Tochter des Hauses erobert hat. Mit wenigen dunkelgestimni-
ten Tönen giebt Georg Schildknecht charakteristisch sein
ländliches Orakel wieder. Weitere gute Genrebilder lieferten:
Siemiradsky „Sommernacht in Pompeji", Scheuren-
berg „Dorfliebe", Rotta „Die Familie des Jägers",
Fagerlin „Die Werbung", Sturtzkopf „Westfälische
Schmiede", Schuch „Jns Winterquartier" (Kostüm des
dreißigjährigen Krieges), Czachorsky „Schicksalsdeutuug"
(koloristisches Bravourstück), Zimmer „Aus Thüringen",
„Ein Tänzchen", Gysis „Bestrafter Hühnerdieb" (orienta-
lisch), Sieberg „Predigt des Jeremias" (in orientali-
schem Kostüm), Raupp „Vom Sturme gejagt", Scholtz,
„Zitherspiel", Bokelmann „Besuch in metnem Atelier",
Linderum „Eine Mahnung", Schneidt „'Näherin". Das
Tierstück ist durch Dahls prächtige „Junge Katzen",
durch C. F. Deikers stimmungsvolles Bild „Hirsch
tot", Meitzners „Schase im Schneesturm" und Weiß-
haupts Landschaft mit Tieren sehr gut vertreten. — Jn
der Plastik beherrscht die Dresdener Schule das Feld allein.
Hervorhebung verdienen Andresens „Gesesselte Psyche",
eine Schöpfunq von idealster Schönheit, sein Christus
„Lebendig im Tode" und das erschütternde Gegenstück dazu:
Ahasver „Tot im Leben". Von H. Epler stammt eine
ivunderliebliche „Ährenleserin", von Hermann Hultz sch,
einem der wenigen hiesigen Schüler Rietschels, eine prächtige
Gruppe: „Venus mit dem verwundeten Amor".

6. li. Jn -cr Basclcr Kunsthallc findet gegenwärtig
eine recht interessante Ausstellung statt, die aus Privatbesitz
zusammengebracht ist. Es sind zum Teil alte Karten und
Stadtpläne, dann Zsichnungen und Pläne der verschiedenen
Baseler Kirchen, Kapellen und Klöster, Stadtbrunnen, Be-
festigungen und Denkmäler aus den verschiedenen Ent-
ivickelungsstusen dsr Stadt, ferner eine große Sammlung
Münzen, Medaillen, Siegel und was das Jnteressanteste ist:
eine schöns Sammlung von Ponräts, Trachtenbildern und
Karikaturen.

ss Jm Österrcichischen Kunstvercin ist gegenwärtig ein
Cyklus von landschaftlichsn Gemülden ausgestellt, welche zuin
Schmucke des großen Mittelsaales im neuen naturhistorischen
Museum bestimmt sind. Jos. Hoffmann, der Urheber der-
selben, hat die schwicrige Aufgabe, „Die Bildungsepochen
der Erde" in komponirten, oder vielmehr restaurirten Land-
schaftsdarstellungen aus den verschiedenen Perioden der vor-
weltlichen Zeit uns vorzuführen, in ganz eminenter Weise
gelöst. Es war in der That keine geringe Arbeit, aus den
verschiedenen Petresakten die lebende Pflanzenwelt, welche vor
Jahrtausenden unsere Erdrinde bedeckts, zu rekonstruiren,
das Terrain nach wissenschastlichen Grundsätzen zu gestalten,
dies alles zu malerischen Bildern zu vereinigen und darin
 
Annotationen