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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

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Nr. 22/23
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Bode, Wilhelm von: Die Berliner Museumsbauten, 2
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Papst Pius XI. als Kunstforscher
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https://doi.org/10.11588/diglit.37098#0386

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Die Berliner Mufeumsbauten

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Säulen mit stucco lustro würde nur einen Unterfchied von etwa 100000 Mark
ausmachen; man habe kürzlich die alten Brüche in Kleinafien und Nordafrika
wieder entdeckt und neu eröffnet, aus denen die Römer ihre koltbaren farbigen
Marmorblöcke gewonnen hätten.
Zu 7> Daß diefer Appell an den Kaifer »wegen diefer Prachtfäle« nicht
von Herrn Hoffmann ausgegangen ift, mag möglich fein,- es gehörte ja zu
meinen unangenehmen Aufgaben, unfere Bauten vor folchem »architektonifchen
LInfinn« zu bewahren. Von Hoffmannfcher Seite wird mir gefagt, ich ver-
wechsle diefe Audienz mit einer Befprechung über die Neubauten nach einem
Elfen beim Kaifer, bei dem noch Anton von Werner und Ludwig Jufti an*
wefend gewefen feien. Nein, das ift keine Verwechslung von mir! In diefer
fpäteren Befprechung galt es, ein anderes Projekt des Herrn Hoffmann zu
erledigen, der, unter energifcher Ablehnung aller Archäologen, das Milettor
mit im Pergamonfaal aufftellen wollte. Herr Hoffmann hatte damals feine
uns unbekannten Pläne »ganz zufällig« bei fich und verfuchte, fie dem Kaifer
zu zeigen,- es fei ihm geglückt, dadurch dem Pergamonfaal genau die gleichen
Abmelfungen zu geben, wie dem durch Michelangelo zur Kirche S. Maria
degli Angeli umgebauten Hauptfaal der Diocletians=Thermen. Der Kaifer
fchnitt weitere Erörterungen mit der Bemerkung ab: »Aber lieber Hoffmann,
Sie follen doch keine Badeanftalt, fondern ein Mufeum bauen.« — —
Das wäre das, was ich an diefer Stelle zu den 7 <refp. 9> Hoffmannfchen
Punkten zu fagen hätte.- Wittefm v. Bode
*
PAPST PIUS XI. ALS KUNSTFORSCHER
IN feiner langjährigen Tätigkeit an der Biblioteca Ambrosiana in Mailand
wird Monfignore Achille Ratti dem einen oder anderen deutfchen Fadi*
genoßen, der diefes altberühmte Inftitut zu Studienzwecken auffuchte, bekannt
geworden fein,- hat er doch feines Amtes erft als Affiftent, dann <etwa feit
1906> als Präfekt mit der feinen Gefte des hochkultivierten katholifchen Geilt*
liehen gewaltet. An der geglückten Neuaufteilung des vom Kardinal Borro*
meo der Ambrofiana überkommenen Bilderbefitzes, die von Cavenaghi, Bel*
trami und Grandi beforgt wurde, nahm er Anteil, und man geht wohl nicht
fehl, wenn man in ihm den Verfaffer des 1907 anonym erlchienenen Führers
der Sammlungen fieht. Aus der Stellung an der Ambrofiana Ichied er aus,
um den bedeutfamften wilfenfdiaftlichen Polten, den die katholilche Kirche zu
vergeben hat, zu übernehmen,- er wurde der Nachfolger Padre Ehrle's an
der Vatikanifchen Bibliothek.
Während feiner Tätigkeit [in Mailand hat er einige Auffätze in der
 
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