Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

DOI issue:
Nr. 1
DOI article:
Goetz, Hermann: Indische Miniaturen
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41225#0010

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
4

Indifche Miniaturen

Kopien nach flämifchen und italienifchen Bildern belteht, darunter einer Dürer-
fchen Madonna. In eben dielen Jahren aber begleitete der englifche Gefandte
Thomas Roe den Kaifer auf feiner Reife, und wie er berichtet, überbrachte
er dem Mogul europäifche Bilder, von denen diefer vielfach Kopien nehmen
ließ. Ein Dokument diefer Ereignilfe ilt aber diefe prachtvolle Handfchrift.
Die umfangreichlte Sammlung indifcher Miniaturen befitzt das Völker-
kunde-Mufeum. Die Mogul-Miniaturen find alle in »Muraqqas« vereinigt,
wie die Sammelalben genannt werden, und ftammen zum größten Teile aus
dem Befitz des Schweizer Majors Polier, der zur Zeit Warren Haftings im
Dienlte der Nawabs Shuja-ad=daulah und Asaf-ad-daulah von Oudh Itand.
So bilden fie auch ein direktes Gegenftück, wenn auch in kleinerem Umfange,
zu der gleichzeitigen Johnson Collection im India Office zu London. Einige der
Alben find einheitliche Werke wie das große flache Album mit Landfchafts-
fzenen und das »Stammbuch des Shah Alam«, andere dagegen ziemlich ein-
heitliche Sammelbände von zeitgenöffifchen Malereien und Kopien, wie die
drei Bände des Malers Mihrchand, der wohl gleichzeitig mit Polier in Lakhnau
gelebt hat. Die Mehrzahl der Alben zeigt aber keinerlei Ordnung in ihrem
Inhalt,- das Vorkommen gelegentlicher zufammengehöriger Sätze läßt aber
vermuten, daß fie fortlaufend gebunden wurden in der Reihenfolge wie die
einzelnen Blätter erworben wurden. Ein ganz kleines Album fcheint falt nur
Malereien aus der Zeit Jehangirs zu vereinigen, darunter ganz entzückende
Blätter, ein weiteres enthält Elefantenbilder aus der Zeit Shahjehans mit
mehreren Porträts des durch feine Upanishaden-Überfetzung fo berühmt ge-
wordenen Prinzen und unglücklichen Thronprätendenten Dara Shikoh. Die
meilten Miniaturen mögen aber der erlten Hälfte des 18. Jahrhunderts ange-
hören. Dazwifchen befindet fich noch eine gefchloflene RagmalaWIandfchrift
aus der Rajputana. Einzelne Blätter aus diefer Maße .hervorzuheben, wäre
zwecklos,- und es mag auch fchwer fein, nur einige wenige Stücke des be-
händeren Lobes wegem zu erwähnen.
Die rein indifchen Malereien beltehen dagegen, mit Ausnahme dreier
moderner Manufkripte des Bhagavata-Purana und Mahabharata, aus einzelnen
Blättern. Die Unmengen moderner Malereien und Zeichnungen, meilt von
recht geringem Kunltwert, aus Südindien und Bengalen, aus Bombay und
dem Penjab können hier nicht berückfichtigt werden. Hervorzuheben find aber
die Miniaturen aus den Rajputenltaaten der Himalayaberge des Penjabs. Sie
find durch die Arbeiten von Coomaraswamy neuerdings gründlicher erforfcht
und bekannt gemacht worden. Und wenn auch das Völkerkunde-Mufeum
Werke aus ihrer Blütezeit falt nicht befitzt, um fo größer ilt fein Beltand von
Blättern ihrer fpäteren Perioden. Von der Kraft der älteren Miniaturen ilt
hier nichts mehr zu fpüren, die Grazie der beiten Stücke artet vielfach in
 
Annotationen