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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

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Nr. 11
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Mackowsky, Hans: Zur Geschichte der deutschen Kunstgeschichtsschreibung: (Wilhelm Waetzoldt: Deutsche Kunsthistoriker von Sandrart bis Rumohr)
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Literatur / Nekrologe / Personalien / Sammlungen / Ausstellungen / Forschungen / Ausgrabungen / Öffentliche Kunstpflege / Briefe an die Redaktion
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https://doi.org/10.11588/diglit.41225#0206

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200 Zur Gefchidite der deutfchen Kunftgefchichtsfdireibung — Literatur
Vorzüglich orientieren auch die Literaturnach weife, die am Schluß des
Buches, vielfach mit fachlich wertvoller Kritik durchfetzt, zufammengeftelft find
und im Text weder durch Zahlenhinweis ftören noch den Lefer in feiner
Aufnahmefreudigkeit zwingen, alle Augenblicke in das erkältende Fußbad
einer Anmerkung zu fteigen. Nur ein Regifter wird vermißt, wenn es nicht
vielleicht dem abfchließenden zweiten Bande vorbehalten blieb.
Diefer Band — von Schnaafe bis Carl Jufti wird den Verfalfer vor
eine fchwierigere Aufgabe (teilen/ denn in ihm wird es (ich um die Darltellung
der methodologifchen Durchbildung der Kunftgefchichte im wiffenfchaftlichen
Sinne handeln. Nur fchlagwortartig fkizziert liegt der Grundriß diefes zweiten
Bandes in dem komprelfen Bändchen der »Bibliothek der Kunftgefchichte« vor,
das Waetzoldt unter dem Titel »Bildniffe deutfcher Kunlthiftoriker« im gleichen
Verlag bereits herausgegeben hat.
Die Perfönlichkeiten des ersten Bandes feines ausgeführten Werkes find
falt ausnahmelos Dilettanten im Sinne Goethes. Sie fchrieben nicht für das
Fach, und wenn fie auch wie Winckelmann die Terminologie unferer Kun ft»
fprache wefentlich gefchaffen haben, fo hüteten fie fich in ihrem angeborenen
literarifchen Inftinkt wohl vor dem Rotwälfch fachwiffenfchaftlicher Geheim-
bündelei. Die höfifche Kultur ihres Zeitalters hätte alles, was nach dem
Spezialiftentum fchmeckt, als einen Ffedcen der Bildung empfunden. Sie dachten
und fchrieben für ein Publikum edlen Bildungsdranges, nicht für die Perücken
der Gelehrtenrepublik. Dichter waren fie und Kiinftler, und fo ragt vieles,
was von ihnen ausging und übrigblieb, in die Literaturgefchichte hinein da,
wo fie fich zur Gefchidite der Phantafie eines Volkes erhebt, und ift daher
r
wenn auch von der Forfchung weit überholt, als Geiftesprodukt lebendig
geblieben. Das Buch ihres fpäten Hiftoriographen erfcheint nicht unwürdig,
in der Reihe diefer lebendigen geiftigen Dokumente eines Zeitalters mitzu-
fchreiten, weiterzuleben.

LITERATUR
Max Liebermann, Gefammelte
Schriften. Berlin, Bruno Caffirer, 1922.
Der Band beginnt mit den beiden felbfi»
biographifchen Fragmenten, die 1889 in
»Über Land und Meer« und 1910 in der
»Allgemeinen Zeitung für das Judentum«
erfchienen. Dann folgen die »Phantafie in
der Malerei«, weiter die Monographien
Degas <1896> und Jofef Israels <1901>,
Gelegenheitsauffätze, Grabreden, Eröff-
nungsreden zu Sezeffions» und Akademie»
ausftelfungen und Kampffchriften, wie jene

gegen Thode 1905. Manches wäre ent»
behrlich gewefen,- da aber nun einmal Voll»
Händigkeit angeftrebt ift, nimmt man es in
Kauf.
Liebermann, der wenig reizt, wo er
felbftbiographifch fchildert, feffeft fofort, fo»
bald er dialektifch nach Klarheit über die
eigene künftlerifdie Wefensheit ftrebt. Hier
wird die Form glänzend, ja es ift oft, als
ob diefe da und dort den Sinn gebäre.
Die Freude an einer fcharfen, vielleicht
überfpitzten Formulierung, an einem Witz»
wort, an einer in lieh abgefchloflenen Fixie»
rung des Gedankens, ift überall fpürbar.
 
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