140 Ausfeilung indifdier Kunlt im Haag — Gibt es einen^Renaiflance^Stif ?
wert und erfordert keinen befonderen Aufwand, Die Lichtverhältnifle werden
fleh unfchwer anders regeln laden.
Ein Mufeum, vollends eine Leihausheilung vermag nicht mehr zu bieten
als einen winzigen Ausfchnitt aus der ungeheueren Welt indifdier Kunlt, be~
fonders wenn man darunter, wie es fein muß, auch die indifchen Kolonial-
länder verlieht. Der Gedanke an Berückhchtigung auch nur der wichtiglten
Kunltzentren darf gar nicht aufkommen. Immerhin war das Bild reich und
mannigfaltig genug. Naturgemäß Itand die Kunlt des holländifchen Java und
Bäli qualitativ und quantitativ im Mittelpunkt. Darum gruppierten (ich fchöne
Beifpiele vor allem aus Mathura, Südindien, Ceylon, Siam, Kambodja und
Nepal, Die Kunlt von Gandhära war überhaupt nicht vertreten. Es wäre
der Ausheilungsleitung ficher ein leichtes gewefen, nicht wenige von den er-
drückend zahlreichen Skulpturen aus dem helleniltifch-indifchen Grenzlande
Gandhära zufammenzubringen. Doch man fah davon ab, weil eben nur aus
indifchem Geilt geborene Kunlt gezeigt werden follte und weil Gandhära
kaum Werke hervorgebracht hat, die dem Niveau der Ausheilung entfprochen
hätten. Einzelltücke aufzuzählen führte an diefer Stelle zu weit. Es ilt über-
dies eine Publikation der Hauptwerke geplant, auf die wir vielleicht zurück^
kommen. Man kann der »Vereeniging van Vrienden der afiatifche Kunlt« für
diefe Tat — denn die Ausheilung ilt eine Tat zu nennen angefichts der harken
Gegenhrömungen und des Unverltändnihes der indifchen Kunlt gegenüber auch
in Holland — nicht genug dankbar fein. Der dennoch große äußere Erfolg bej
Publikum und Prelle wird fie zu weiteren Unternehmungen anfpornen. Hoffen
wir, daß nun der Bann gebrochen ilt und daß der indifchen Kunlt allmählich
überall der Platz eingeräumt wird, der ihr gebührt. Das kann nur gefchehen,
wenn ihre Schöpfungen mit derfelben Liebe aufgehellt werden, die man den
Meiherwerken europäifcher Kunlt entgegenzubringen pflegt.
★
GIBT ES EINEN RENAISSANCE-STIL?
VON FRANZ LANDSBERGER
IN feiner Befprechung meiner »Künftlerifchen Probleme der Renaiflance«
<Kunhchronik Nr. 3> hellt Walter Friedlaender die Frage zur Diskuffion:
Können wir heute noch wie in Burdchardts Zeiten das 14.—16. Jahrhundert
oder felbh nur das Quattrocento und Cinquecento »unter den einen General-
nenner Renaiflance zufammenfaflen ?« Er felbh hegt die größten Zweifel daran.
In der Kunhanfdhauung diefer Jahrhunderte, in der Bewertung und Proportion
nierung der Menlchengehalt, in der Behandlung des Raumes, überall fleht er
wert und erfordert keinen befonderen Aufwand, Die Lichtverhältnifle werden
fleh unfchwer anders regeln laden.
Ein Mufeum, vollends eine Leihausheilung vermag nicht mehr zu bieten
als einen winzigen Ausfchnitt aus der ungeheueren Welt indifdier Kunlt, be~
fonders wenn man darunter, wie es fein muß, auch die indifchen Kolonial-
länder verlieht. Der Gedanke an Berückhchtigung auch nur der wichtiglten
Kunltzentren darf gar nicht aufkommen. Immerhin war das Bild reich und
mannigfaltig genug. Naturgemäß Itand die Kunlt des holländifchen Java und
Bäli qualitativ und quantitativ im Mittelpunkt. Darum gruppierten (ich fchöne
Beifpiele vor allem aus Mathura, Südindien, Ceylon, Siam, Kambodja und
Nepal, Die Kunlt von Gandhära war überhaupt nicht vertreten. Es wäre
der Ausheilungsleitung ficher ein leichtes gewefen, nicht wenige von den er-
drückend zahlreichen Skulpturen aus dem helleniltifch-indifchen Grenzlande
Gandhära zufammenzubringen. Doch man fah davon ab, weil eben nur aus
indifchem Geilt geborene Kunlt gezeigt werden follte und weil Gandhära
kaum Werke hervorgebracht hat, die dem Niveau der Ausheilung entfprochen
hätten. Einzelltücke aufzuzählen führte an diefer Stelle zu weit. Es ilt über-
dies eine Publikation der Hauptwerke geplant, auf die wir vielleicht zurück^
kommen. Man kann der »Vereeniging van Vrienden der afiatifche Kunlt« für
diefe Tat — denn die Ausheilung ilt eine Tat zu nennen angefichts der harken
Gegenhrömungen und des Unverltändnihes der indifchen Kunlt gegenüber auch
in Holland — nicht genug dankbar fein. Der dennoch große äußere Erfolg bej
Publikum und Prelle wird fie zu weiteren Unternehmungen anfpornen. Hoffen
wir, daß nun der Bann gebrochen ilt und daß der indifchen Kunlt allmählich
überall der Platz eingeräumt wird, der ihr gebührt. Das kann nur gefchehen,
wenn ihre Schöpfungen mit derfelben Liebe aufgehellt werden, die man den
Meiherwerken europäifcher Kunlt entgegenzubringen pflegt.
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GIBT ES EINEN RENAISSANCE-STIL?
VON FRANZ LANDSBERGER
IN feiner Befprechung meiner »Künftlerifchen Probleme der Renaiflance«
<Kunhchronik Nr. 3> hellt Walter Friedlaender die Frage zur Diskuffion:
Können wir heute noch wie in Burdchardts Zeiten das 14.—16. Jahrhundert
oder felbh nur das Quattrocento und Cinquecento »unter den einen General-
nenner Renaiflance zufammenfaflen ?« Er felbh hegt die größten Zweifel daran.
In der Kunhanfdhauung diefer Jahrhunderte, in der Bewertung und Proportion
nierung der Menlchengehalt, in der Behandlung des Raumes, überall fleht er