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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

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Nr. 2
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Feuchtmayr, Karl: Neues über Hans Reuchlen
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Literatur / Personalien / Sammlungen / Ausstellungen / Forschungen / Funde / Denkmalpflege / Briefe an die Redaktion
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https://doi.org/10.11588/diglit.41225#0033

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Neues über Hans Reudilen — Literatur

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dagegen nur eine ganz entfernte Ähnlichkeit mit den gefidierten Bildniflen
und Caligula ift lediglich eine freie Variante des hiftorifchen Nerotyps.
Von karikierenden Übertreibungen hat fich Reuchlen ebenfo ferngehalten
wie von leerer Typik. Durch die künftlerifch fo fpröde Aufgabe, die, dem
damaligen fachlichen Interelfe an antiquarifchen Stoffen entfprechend, vor allem
möglichfte Übereinltimmung mit den überlieferten Imperatorentypen forderte,
war Reuchlen beim Schaffen fehr gebunden. Wenn daher der Ausdruck der
Geflehter fehr oft ans Trockene herangeht, fo ift das nicht zu verwundern.
Immerhin brauchen die fo durchaus individuellen Köpfe des Galba, Vitellius
und Hadrian den Vergleich mit Porträtköpfen Hans Krümpers nicht zu fcheuen.

LITERATUR
Heinr. Röttinger, Die Holzfchnitte
Barthel Behams. »Stud. z. Deutfchen
Kunftgefchichte«, H. 218. 8°. J. H. Ed.
Heitz, Straßburg i. E., 1921.
Die Arbeit Röttingers verheißt einen fehr
interefianten Beitrag zur Kunde der deut-
fchen Graphik. Schon die Aufhellung der
Frage, ob Barthel Beham für den Holz-
fchnitt gearbeitet habe, ift wertvoll, weil
zu weiterer Unterfuchung anregend. Ferner
ift anzuerkennen, daß Röttinger einige Er-
gänzungen und Berichtigungen zu den
vorhandenen Beham-Katalogen beibringt,
für die niemand dankbarer fein kann als
deren Verfaffer. Deffenungeachtet wäre
vorab zu Tagen, daß gerade in der Haupt-
fache die Löfung des Problems nicht be-
friedigt. Der — leider nur auf ftilkritifchem
Wege — zu erbringende Beweis dafür,
daß Barthel Beham für den Holzfchnitt
gearbeitet habe, ift eben nicht erbracht
worden. Wenigftens nicht nach der Über-
zeugung des Unterzeichneten. Doch folgen
wir der Argumentation unferes Wiener
Kommilitonen.
Röttinger (teilt zunächft feft, daß von dem
großen Holzfchnitt Sebald Behams, der
Mögeldorfer Kirchweih, Pauli 1247, zwei
gleichzeitige Fällungen vorhanden feien:
außer der einen bei Derfchau III, B86, 86b
abgedruckten, nunmehr auch wieder die
zweite fragmentarifche, die als Unikum von
Palfavant aus der Sammlung Detmold be-
fchrieben und dann verfchollen war, bis fie
nunmehr in der Sammlung des regierenden
Fürften von Liechtenftein neu entdeckt
wurde. Paffavant, der bisher allein beide

Drucke zu vergleichen in der Lage war,
hielt den Liechtenfteinfchen Druck für das
Original, den Derfchaudruck für eine
Kopie. Röttinger ift der entgegengefetzten
An ficht.
Feftgeftellt und vom Verfaffer anerkannt
ift nun folgendes. Die Kompofilion des
Holzfchnittes dient zur Illuftration eines
Gedichtes von Hans Sachs, das am 15.
März 1528 niedergefchrieben wurde. Der
Liechtenfteindruck ift durchaus einheitlich
gezeichnet, forgfam gefchnittenund entfpricht
vollkommen dem Stil Sebald Behams zu
Beginn feiner Frankfurter Zeit — alfo etwa
der Jähre 1531 — 1534. Der LInterzeichnete
urteilt nach den Lichtdrucken bei Röttinger
und fttimmt hierin dem Verfaffer durchaus
zu. Der beigedruckte Text weicht an
einigen Stellen von der in den Werken
Sachfens und auf der anderen Ausgabe
des Holzfchnitts vorkommenden Faffung
ab. Namentlich handelt es fich um ein
paar Weglaffungen, denen die Holzfchnitt-
Zeichnung entfpricht. — Röttinger, der diefe
Ausgabe als B bezeichnet, vermutet nach
mundartlichen Eigentümlichkeiten des Tex-
res, daß er eine in Frankfurt beforgte
Redaktion der Verfe Sachfens darftelle.
Dies fei als möglich eingeräumt.
Der bei ‘Derfchau abgedruckte Schnitt,
vom Verfaffer als A bezeichnet, ift eine
überall vergröberte, an einigen Stellen fogar
mißverftandene Kopie, die einige Einfchie-
bungen aufweift, die von der Hand Erh.
Schöns herrühren. Die genaue Bezeichnung
diefer Einfchiebungen und die Feftftellung
des LIrhebers gehört zu den fehr dankens^
werten Verdienften des Verfaffers. Auch
 
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