Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

DOI issue:
Nr. 24
DOI article:
Kuhn, Alfred: Edvard Munch: anlässlich der Ausstellung seines graphischen Werkes im Kupferstichkabinett zu Berlin
DOI issue:
Literatur / Personalien / Ausstellungen / Forschungen / Öffentliche Kunstpflege / Denkmalpflege / Wettbewerb / Verschiedenes
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41225#0473

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Literatur 465
Nordländers Schemen, fchattenhaft, zerfließend, nebulös, und deshalb immer
irgendwie gefpenltifch.
Keine Kunlt war geeigneter, zum Ausdruck des letzten Jahrzehnts zu
werden. Nachdem das Reale in Frage geltellt worden, ftürzte eine ver-
zweifelte Menfchheit fich ins Irreale, alles Seiende als unwirklich empfindend.
So wandelten die Namenlofen aus den Strindbergfchen Dramen, und die
Durchfcheinenden, Weitäugigen der Munchfchen Gemälde aus der Begrenzt-
heit ihres nationalen Bezirkes auf die Bühne der europäifchen Kultur. In
ihnen ergriff der germanifche Norden Hand in Hand mit dem flawifchen
Olten für eine Zeit die Führung der abendländifchen Entwicklung, für eine
Zeit, deren Ende wir noch nicht kennen. Atfred Kuhn

LITERATUR
Armin von Gerkan, Das Theater
von Priene als Einzelanlage und
in feiner Bedeutung für das helle-
niftifche Bühnenwefen. Mit36Tafeln
und 11 Abbildungen. München 1922,
Verlag für praktifche Kunflwiflenfchaft
F. Schmidt,
Wenn wir von wichtigen anderen The-
atergebäuden des Altertums ähnliche vor-
zügliche Aufnahmen und monographifdhe
LInterfuchungen befäßen, fo wäre viel un-
fruchtbare Theorie zu erfparen gewefen.
A. v. Gerkan, in Th. Wiegands großartiger
Ausgrabungsorganifation unter H. Knacke
fuß7 Leitung zum Ausgrabungsarchitekten
herangebildet, hat die ungewöhnlich gut
erhaltene Theateranlage von Priene fozu-
fagen bis auf den letzten Stein aufge-
nommen, fo daß feine Wiederherftellungen
bis ins einzelne nachgeprüft werden können,
Er legt die verfchiedenen Bauperioden des
Theaters, z. T. mit Hilfe infchriftlicher
Denkmäler, weit genauer feft, als dies in
dem großen Prienewerk möglich gewefen
war. Gegen 300 v. Ohr. ifl das Theater
als Beftandteil des um 350 v. Ohr. be-
gonnenen einheitlichen Neugründungs-
planes der Stadt mit einem Ballungsraum
für etwa 5000 Zufchauer erbaut worden,-
in jünger helleniftifcher Zeit, um 160 v, Ohr.,
hat das Skenengebäude — dies ein ganz
neues Ergebnis — einen Umbau erfahren,-
endlich ilt erfl im 2. Jahrhundert n. Chr.
eine römifche Nifchenbühne an Stelle der
griechifchen getreten. Der heutige Er-
haltungszuftand ermöglicht die mit Aus-

nähme der Dächgefialtung völlig gefieberte
Herltellung der zweiten, der fpäthellenifli-
fdien Bühne. Das Profkenion, eine noch
heute aufrecht flehende 2,70 m hohe Wand
mit dorifchen Halbfäulen, zwifchen denen
drei Türen und hölzerne Tafeln <Pinakes)
beweglich eingefetzt find, begrenzt im Süden
die kreisrunde Orcheftra. Die 3 m tiefe
Decke diefes Profkenions ilt der Spielplatz.
Hinter diefer langgeltreckten Plattform er-
hebt fleh eine hohe Rückwand mit drei
großen Öffnungen (Thyromata), die, wie
zuerfl Fiechter für die ähnlichen Bühnen
von Oropos und Ephefos erkannt hat,
entweder durch eine flachgemalte Deko-
ration verfchlolfen waren oder auch ge-
öffnet, da eine große Tiefe dahinter liegt,
das Innere eines Haufes darftellen konnten.
So find z. B. im Rudens des Plautus
nebeneinander eine felfige Külte, einVenus-
tempel, ein Privathaus vorhanden. Die
Neue Komödie mit ihrer bürgerlichen Um-
weit und geringen Perfonenzahl fand in
dieler »Simultanbühne« die ihrem Wefen
entfpredhende künltlerifche Fällung, indem
die Handlung nacheinander vor einem
diefer Hintergründe fpielte. Neu ilt in
Priene der durch Gerkan verfuchte Nach -
weis eines Aufzuges für Göttererfchei-
nungen, eines viereckigen glatten Schachtes,
dellen Öffnung in der Herltellung im
Dache erfcheint. Da jedoch die lichte Weite
des Schachtes nur 70 : 70 cm ifl, fo kann
der Schaufpieler in feinem voluminöfen
Bühnenkoflüm knapp darin flehen und auf
keinen Fall in dieler ängftlichen Mündung
würdevoll agieren, zumal er aus tech=

Nr. 24. 16. LII. 23
 
Annotationen