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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

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Nr. 5
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Die deutsche Beteiligung an der Pariser Kunstgewerbe-Ausstellung 1924: eine Rundfrage
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Literatur / Nekrologe / Personalien / Sammlungen / Institute / Ausstellungen / Forschungen / Öffentliche Kunstpflege / Vereine / Briefe an die Redaktion / Aus unserer Zeitschriften-Mappe / Verschiedenes
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https://doi.org/10.11588/diglit.41225#0097

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Literatur

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derartige Mißltände in einer Deutfchland zufriedenftellenden Weife zu regeln.
Ich glaube jedoch, daß dies keinen befonderen Eindruck auf die heutige fran-
zöfifche Regierung machen wird, da man dort eher eine fchwache Beteiligung
der Deutfchen mit Freuden begrüßen würde.
gez. Wilm.

LITERATUR
Carl LeopoldMüller, Ein Künltler®
leben in Briefen, Bildern und Do -
kumenten. Herausgegeben von Adalbert
Franz Seligmann. Rikola=Verlag, Wien®
Berlin®Leipzig=München 1922.
Der vorliegende Band enthält eine große
Anzahl chronologifch geordneter Briefe von
und an Carl Leop. Müller, denen einige
Dokumente und ein Dutzend Autotypien
nadi Gemälden des Wiener Malers <1834
bis 1892> beigegeben find,- der Heraus®
geber des von den Schwefiern Müllers
liebevoll gehüteten Nachlaßes hat fich auf
eine orientierende Einleitung und auf die
Beifügung von erklärenden Anmerkungen
zu den einzelnen Briefen befchränkt, wo®
zu ihn feine gute Perfonalkenntnis der
Wiener Gefellfchafi des letzten Viertels
des vorigen Jahrhunderts gut befähigte.
Die Briefe find flott und teilweife fehr
lebendig gefchrieben,- fie bieten jenes In®
terefle, das jedem vollen Menfchenleben
innewohnt, in das man hineingreift. Aber
es ilt die Frage, ob diefes Interefl'e aus®
reicht, eine folche umfangreiche Veröffent-
lichung innerlich zu rechtfertigen. Der Wert
derartiger Lebensdokumente hängt von der
Bedeutung der Perfönlichkeit ab, auf die
fie fich beziehen; nur ausnahmsweile lite®
rarifche Qualität könnte folchen intimen
Bekenntniflen eines Unbekannten Wert und
Reiz verleihen <Die »Briefe eines Unbe®
kannten« von Villers oder »Der armeMann
von Tockenburg«). Derart find Müllers
Briefe nicht; fie find daher nur in dem Maße
intereflant, wie Müller es als Künltler felblt
ilt; Er fagt einmal in einem Brief an Ebers
<S, 156): »Ich habe von der Kunft einen
lo hohen Begriff, daß ich mich nicht ein®
mal zu den Künfilern rechne. Ein einfacher
bürgerlicher Maler bin ich, der fein täg®
liches Brot mit Malerhandwerk verdient.
Es gibt in ganz Europa nur zehn oder
zwölf Künltler — mehr oder weniger ge-

fchickte Maler aber einige Taufende«. Diefe
— übrigens für alle Zeiten zutreffende —
Selbficharakteriltik umreißt Müllers Stellung
ganz vortrefflich; der Wiener akademifchen
Schulung mit derfelben Itets zunehmenden
Erkenntnis ihrer Unzulänglichkeit ent®
wachfen wie fein Freund Pettenkofen, hat
er in reifen Jahren in der Welt des Orients
jene Ausweitung gefucht, die der Führer
diefer Generation, Hans Makart, im weiten
Reich der Phantafie gefunden hatte. Ein
reicher materieller Erfolg beim internatio®
nalen Publikum lohnte eine raftlofe und
hingebungsvolle Arbeit, Aber es ilt kein
Zweifel, daß diefer breite Erfolg einerfeits
auf den außerkünftlerifchen Momenten feiner
Werke beruhte, auf dem exotifchen Reiz
diefer ägyptifchen Motive, anderfeits auf
jenem mondänen Kunftfreunden genehmen
Verfließen von Wahrheit und LInwahrheit,
das der Kunfi und dem Kunltgewerbe der
achtziger Jahre den eigentlich fdhillernden
und gleißenden Anltrich verleiht. Sein Ori-
ent ilt, wenngleich durch einen zehnmaligen
Aufenthalt in Kairo dokumentiert, nicht
weniger Fiktion als die Welt Makarts. In
diefer Zwielchlächtigkeit zwilchen rückhalt®
lofer Hingabe ans Äußere und zielbe®
wußtem Ausbau eines Inneren wirkt Mül®
lers Kunft heute als unerfreuliche Halbheit.
H. Tietze
*
Werner Grote®Hafenbalg, Der
Orientteppich, feine Gefchichte und
leine Kultur, 1 Text®, 2 Tafelbände.
ScarabaeusWerl., G. m.b. H., Berlin 1922.
Das fchöne Vferk bildet unltreitig eine
Bereicherung der einlchlägigen Literatur
und nimmt eine ganz befondere Stellung
in derfelben ein. Es wendet fich nicht nur
an den Fachgelehrten und Sammler von
Teppichen der klalfifchen Periode,- es will
auch weiteren Kreifen die Kenntnis diefes
hervorragenden Erzeugnifles der orienta®
lifchen Kunft vermitteln. Über das, was
 
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