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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

DOI issue:
Nr. 18
DOI article:
Kuhn, Alfred: Ausstellungen von Leuten der "Brücke" in Berlin
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41225#0345

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER:
CURT GLASER • GUSTAV KIRSTEIN • HANS HETZE
VERANTWORTLICHE REDAKTION:
ALFRED KUHN
NR. 18 2. FEBRUAR 1923

Einfendungsftelle für alleManufkripte, außer Österreich und München: Dr. Alfred Kuhn,
Berlin-Friedenau, Fregeßr. 26, Tel. :R hei n gau 170 ■FürÖIterreich:Wiener Redaktion, Prof.
Dr. H. Tietze, WienXIX, Armbrultergaffe20 • FürMünchen: Münchener Redaktion, Dr. Hans
Rupe, München, W idenmayerftr. 39III • Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hofpitalltr. 11a

AUSSTELLUNGEN
VON LEUTEN DER »BRÜCKE«
IN BERLIN
BEI den Herren Goldfchmidt 4© Wallerltein (teilt Erich Hechel Aquarelle
kollektiv aus. In den unteren Räumen der Galerie Lutz <van Diemen>
find neuere Arbeiten Max Pechlteins zu fehen. Vor einigen Wochen hat
Schmidt = Rottluff bei Möller eine umfaßende Aquarellfammlung vorgeführt.
So ilt Gelegenheit gegeben, fich von neuem ein Urteil zu bilden. — Es ilt eine
fatale Sache mit Prophezeihungen. Trotzdem darf man es ruhig ausfprechen:
was in 30 oder 40 Jahren von der heutigen Kunlt in Deutfchland übrig ge-
blieben fein wird,Vas als der Itärklte künltlerifche Ausdruck unferer Zeit gelten
wird, das ilt das Schaffen der »Brücke«. Man könnte eigentlich glauben,
daß fchon heute diefe Anfchauung die allgemeine fein müßte, aber dies ift
erftaunlicherweife doch nicht der Fall. Es foll nicht beftritten werden, daß
gerade hier viel Mittelgut den Markt überfchwemmt, daß nicht jedem Blatt von
Schmidt-Rottluff, Pechltein, Heckel oder von Kirchner oder auch von Otto
Mueller, wenn man ihn in dem Zufammenhang nennen will, die Unfterb-
lichkeit ficher ift. Aber von jedem diefer Leute wird eine befchränkte Anzahl
von Werken von wirklicher Dauer fein. Denn was diefe Kunlt von dem
meiften unterfcheidet, was heute gemacht wird, ilt ihre unerhörte Gefundheit.
Mag fie in ihren Anfängen angeregt worden fein durch Munch, fo hat fie
fich doch geradlinig mit immanenter Notwendigkeit aus fich felblt heraus
weiter entwickelt und befitzt noch heute eine folche Fülle innerer Möglich-
keiten, daß man nirgends Anzeichen der Sterilifierung verfpürt. Den vier
Brücke-Leuten eignet, als Gefamtheit gefehen, eine fie vereinende künltlerifche
Wefensheit, die fie unterfcheidet von jeder anderen, eine Primitivität, die,
mag fie vielleicht das eine oder andere Mal bewußt erfcheinen, doch immer
die Primitivität künftlerilch einfacher, gerade gewachfener Menfchen ilt, die in
dem bewußten Willen zur reinen Farbe, in der klaren Erkenntnis vom
Wefen der Fläche belteht, bafiert auf einer durch und durch kufikalifch-rhyth-
 
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