Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

DOI issue:
Nr. 1
DOI issue:
Literatur / Nekrologe / Personalien / Sammlungen / Ausstellungen / Öffentliche Kunstpflege / Verschiedenes
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41225#0012

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
6

Literatur

Spezialgebiet der Münzen und Medaillen
ifi in einer mufierhaft anleitenden Schrift
von Hans Börger erfchloffen. Gleich hier
fei bemerkt, daß kaum eine andere moderne
Sammlung — auch das ergibt fich aus den
Katalognotizen — eine fo große Anzahl
photographifcher Aufnahmen ihrer Befiände
befitzt. Endlich deuten die vielen Angaben
über Inltandfetzung auf eine ebenfalls von
Lichtwark vernachläffigtejorgfältige Bilder-
pflege. Es entbehrt diefe betonte Einftellung
auf gediegene Ordnungsarbeit nicht ihres
tieferen plychologifchen Anlaffes. Gufiav
Pauli fchildert in der Einleitung des Ka-
talogs lebendig, wie die Entwicklung der
Sammlung von Ankaufsentfcheidungen
»nach unkontrollierbaren Erwägungen des
jeweiligen Wohlgefallens« unter Lichtwarks
Leitung den beifpiellofen Auffchwung nahm
und »unter feinen Händen zum Ausdruck
feiner Perfönlichkeit gedieh«. Wie follte
man fortfahren? Perfönlichkeiten find nicht
nachahmbar. In Frage kamen nur zwei
Möglichkeiten: entweder die Lücken aus»
zufüllen, die Ecken zu runden, die Licht»
warks fo ftark perfönlich bedingte Amts»
führung unausbleiblich heraufgeführt hatte,
unter Wahrung des Beftehenden alfo eine
Angleichung an Gewohntes, einen Gefamt-
afpekt von allgemeiner Gültigkeit zu er»
zielen, — oder aber dem Geifie, nicht
jedoch dem Worte und dem unmittelbaren
Vorbilde Lichtwarks getreu, neben dem
alten charaktervollen Befiand, aus ihm
hervor und über ihn hinauswachfend einen
neuen, ßark individuellen Organismus zu
fchaffen, auf dem Grunde herrfchender
Zeittendenz erneut ein örtlich und perfönlich
bedingtes Zentrum künfilerifcher Kultur zu
gehalten, voll ähnlich lebendiger, nur in»
häßlich veränderter Impulfe. Beide Wege
zerfiören im Wei ter führen — in einer hoch»
fien Ebene der erfie Weg fogar noch fiärker
als der zweite. Dennoch war es unaus»
bleiblich, daß zunächfi, unter dem frifchen
Eindruck Lichtwarkfcher Lebensarbeit und
von einem Nachfolger, der fich in feinem
eigenen Wirken von Lichtwark felbß im
befiem Sinne befruchtet fühlt, der erfie Weg
befchritten werde mußte. In der Tat weift
der Katalog aus — man beachte die
Bilder mit Erwerbungsdaten nach 1914 —,
wie erfiaunlich viel gute Abrundungsarbeit

geleifiet worden ifi. Schon das Zahlen»
Verhältnis ifi erfiaunlich: von den 1126
Nummern des Katalogs find 260 Pauli-
fche Neuerwerbungen. Sogar die größte
Lücke, die franzöfifchen Impreffionifien,
fängt an, fich trotz der Ungunfi der Zeiten
und trotz des immer noch unentfchiedenen
Schickfals der Sammlung Theodor Behrens,
langfam zu fchließen: 5 Corots, 4 Courbets,
3 Renoirs, 3 Degas find neben Einzel»
ftücken von Manet, Monet, Sisley u. a,
kein zu unterfchätzender Befiand, wenn
auch die ganz ungenügende Vertretung von
Delacroix und das Fehlen von van Gogh
und Cezanne <von Leihgaben abgefehen>
fchwer zu verfchmerzen bleibt. Dennoch
wird es nur eine Frage der Zeit fein, wann,
der glänzenden Tradition diefer durchaus
unkonventionellen Sammlung gemäß, der
zweite Weg befchritten werden wird. Daß
aber in der Zwifchenzeit die »Ausrundung«
nicht nur mit vollendetem Takt geübt wird,
fondern das Hauptaugenmerk fich auf eine
gründliche Sicherung und wiffenfchaftliche
Befefiigung des Lichtwarkfchen Erbes
richtet, das ifi ein entfchiedener Vorteil,
der erfi einer nachfolgenden Generation voll
zum Bewußtfein kommen wird, einer
Generation, die dann, mitten im Auftrieb
einer zeitgemäßen und zeitbedingten Um»
gefialtung, die Lichtwarkfche Fundierung
fo feft gegründet vorfindet, daß ihr Geilt
fortzeugend in allem Neuen lebendig blei»
ben muß.
Eine zweite Betrachtung, die diefes
kleine konzentrierte Zeugnis gelehrten Flei-
ßes anregt, ifi allgemeiner Natur. Sollte
nicht endlich verfucht werden — eine Auf-
gabe des »Mufeumsbundes« ! — eine grund-
sätzlich einheitliche Kataloggefialtung für
unfere wichtigfien Sammlungen zu errei-
chen? Der vorliegende Band, der fich dem
der alten Meifier des gleichen Mufeums
anfchließt, geht zurück auf den Katalog
Weizfäckers des Staedelfchen Infiitutes in
Frankfurt. So wie das Syfiem ietzt in
Hamburg ausgebaut ifi, ilt es durchaus
vorbildlich, fo daß es nicht überflüffig er-
fcheint, die charakteriftifchen Hauptpunkte
aufzuzählen: Ordnung alphabetifch nach
<groß gedruckten) Künftlernamen, nicht
nach der Nummernfolge, die tunlichft niemals
geändert werden follte, um alte Zitate nicht
 
Annotationen