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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

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Nr. 4
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Literatur / Nekrologe / Sammlungen / Ausstellungen / Forschungen / Denkmalpflege
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Sammlungen

auserlefenen Belitz der Galerie in der an
gefchloflener Größe unübertroffenen frühe«
flen Paffionsfolge Holbeins d. Ä., die lieh
über 12 Tafeln hin auswirkt. Ihr gegen«
über, die ganze Längswand füllend, der
begreifliche Stolz der Galerie, der Meilter
von Meßkirch in feinen Glanzftücken
<Wildenfleiner Altar, die drei großen
Flügel des Meßkircher Hochaltars, die
Kreuzigung), in einer auf zwei feitlichen
Achfen ballerten Anordnung, über der ge-
fenkten Mitte einen Raum ausfparend für
die prächtige 1,30 m hohe Madonna von
1522, ein Kapitalftück deutfcher Plaltik
<Leihgabe der Stadtkirche). An der Stirn«
wand des Saales, gleich beim Eintritt den
Blick feflelnd, die früheften Stücke der
Galerie, die ftilgefchichtlichen Rätfel des
Basler Meillers von 1445 und des kaum
fpäteren Meifters von Schloß Lidhtenltein.
Im Kranze der anltoßenden Kabinette
folgen fleh deutfehe Meilter des 18. und
19. Jahrhunderts mit bemerkenswerten
Höhenpunkten wie Oelenhainz, Kobell,
Biedermann, Seele, Ellenrieder bis zu den
füdbadilchen Malern der Gegenwart Haie«
mann, Segifler,- Bartels, Schrödter, Heinrich,
Merz, Lembke u. a. Ein angegliedertes
Bezirksmufeum hält in anerkennungswerter
Weife feit, was von alter guter Volkskunlt
der Baar noch zu erreichen war.
Der Einführung in die Galerie dient
ein an kunltgefchichlichen Notizen reicher,
von dem Leiter der Galerie Dr. H. Feur«
Itein verfaßter Katalog und — neben Licht«
bildern — eine ganze Folge guter Kupfer«
druckkarten der wichtiglten Bilder.


Aus der Sle\'Ogt«Ausltellung der Galerie Ernft Arnold,
Dresden: Zeichnung

Erfurter Ausheilungen
Erfurt hat einige Sammler zeitgenöf«
ftfeher Kunft und diefe geizen nicht mit
ihrem Befitz, wenn eine Kunftvereinsaus«
Heilung zu unterflützen ift, Dadurch ift
es möglich gewefen, eine Kirchner« Aus«
Heilung von Belang zu veranfialten. ÖL
bilder, Paflelle, Aquarelle und Drudegraphik
führen an verfchiedene Stellen des Schaf«
fensumfanges und lallen die gefialtende
Kraft gerade in der Abwandlung deutlich
erkennen. Am reinflen allerdings wohl im
Graphifchen, das auch der Zahl nach über«
wiegt. Von den Bildern nenne ich »Akte
im Wald« und einen »Platz unter Bäumen«,
die mir am klarflen und eindringlichfien ge-
formt fcheinen,- Kräftig und feinfühlig zu«
gleich find die Paflelle in ihrer reineren
Farbigkeit und dem fcharfen Strich, Hier
und in den Lithographien fpricht die ge-
fpannte Sicherheit der Handfchrift unmittel«
bar, im Holzfchnitt ilt die gleiche Wirkung
dem Material abgezwungen und fo doppelt
eindringlich. Man bedauert die valutabe«
dingte Seltenheit folcner Blätter wie des
Schamesbildnifles. Neben Kirchner erlahmt
das Intereffe an Jawlensky, Man wittert
Formalismus und ift überdies verflimmt
durch die Titel der Bilder, Wenn von
einem halben Dutzend Variationen nur
eine als folche, die andere als »Sehnfucht«
oder »klaffifche Schönheit« oder dgl, be«
zeichnet werden und in einer Reihe von
Köpfen der eine »Kopf mit blauen Augen«,
die anderen aber Schweigen, Komet ge-
fallener Engel oder Tod heißen, ift das
erfiens inkonfequent und zweitens verliert
man die Luft, mit foviel Bedeutungslaft
auftretenden Abwandlungen nachzugehen.
— Gleichzeitig zeigt die Mufeumsdirektion
Neuerwerbungen, die noch nicht ein«
gereiht find und fürs erfte die reichen
Depotbeflände werden vermehren müfl’en
Einzelbefprechung ift hier natürlich nicht
möglich. Einiges Mobiliar und Familien«
bilder find als Legate einer Frau von
Schönfeldt geb. von Seebach dem Mufeum
zugefallen. Solche umfangreichen Ver«
mächtnifle find — wenn auch als Beweis
öffentlicher Anteilnahme an einer Samm«
lung immer fehr zu begrüßen — doch
wohl feiten in allen Stücken eine organifche
Abrundung der vorhandenen Beflände
 
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