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Lichtwark der Erzieher
Wahrnehmung wirklich kiinftlerifcher Qualitäten kommen. Der Weg zur
verltändigen Betrachtung mußte durch Frage und Antwort geebnet werden.
Hierdurch wurden dem Schüler die Augen geöffnet. Mit feinem Sehen
verbanden fich Begriffe, die in die richtige Form zu bringen des Lehrers
Aufgabe war. Die auf diefe Art gewonnenen Anfchauungen blieben im
Gedächtnis der Schüler haften, und die Genugtuung eignen Ringens nach
Erkenntnis verklärte die für fie oft langweilige Lehrltunde, Lichtwark fprach
zu den Lehrern, die Lehrer zu den Schülern und diefe wieder erzählten im
Elternhaufe von dem Erlernten. Somit wurden fchon weitere Kreife für die
Kunft gewonnen, denn jeder Intereffierte gibt anderen von feinem Interelfe
ab. Die Frucht diefes Unterrichts reifte in der Schrift: »Die Betrachtung von
Kunftwerken«, die von der Lehrervereinigung zur Pflege der künftlerifchen
Bildung herausgegeben wurde. Nach Beendigung eines Vortrages über das
Marienleben, bei dem jeder Hörer eine Reproduktion des Werkes zu Händen
bekam, trat einmal ein fchlichter Arbeiter auf Lichtwark zu, und bat für einige
Tage das Heft mit nach Haufe nehmen zu dürfen, um feinen Kindern davon
zu erzählen. Lichtwark war fo erfreut über das gezeigte Interelfe des einfachen
Mannes, daß er ihm das Buch fchenkte.
Nachdem Lichtwark diefen Boden beftellt, nachdem er ihn gepflügt und
befät hatte, überließ er das Wachstum feiner Zeit, im Vertrauen auf die
weitere Arbeit der belehrten Lehrerfchaft und wandte fich gleich einer neuen
Arbeit zu.
Herr Ernft Juhl trat eines Tages zu Lichtwark mit dem Erfuchen, dem
Verein für Amateurphotographie Räume der Kunfthalle für eine Ausheilung
zur Verfügung zu (teilen, Als Lichtwark durch die Betrachtung einiger Aus-
ftellungsobjekte die Überzeugung gewonnen hatte, daß bedeutende, neue Arbeiten
zur Anfchauung kommen füllten, gab er fofort feine Zuftimmung und verlprach
feine Fürfprache zur endgültigen Entfcheidung der Kommiffion für die Ver-
waltung der Kunfthalle. Er hatte gleich den Keim bahnbrechender Bewegung
auf dem Gebiete der Photographie erkannt, und wollte nun den Einfluß der
Amateure auf die Tätigkeit des Berufsphotographen Geltung verfchaffen.
Durch Vorträge und Schriften förderte er die Begebungen der Amateur-
photographen, In begeifterter Anteilnahme fchilderte er die Vorzüge des neuen
Verfahrens, vor allem aber die wahrhaft künltlerifche Wahl der landfchaft-
lichen Motive und die unretufchierte, natürliche, zwanglofe Wiedergabe der
Bildniffe, die durch die Naturwahrheit imponierten. Gerade diefen Vorzug
entbehrte Lichtwark bei den nach dem Gefchmadc der Dargelteilten zurecht
retufchierten Bildern der Berufsphotographen. Dührkoop war der erfte, der
fich für die neue Art der photographifchen Aufnahmen lebhaft intereffierte.
Er kam des öfteren ins Kupferftichkabinett, Itudierte die Bildnilfe Rembrandts,
Lichtwark der Erzieher
Wahrnehmung wirklich kiinftlerifcher Qualitäten kommen. Der Weg zur
verltändigen Betrachtung mußte durch Frage und Antwort geebnet werden.
Hierdurch wurden dem Schüler die Augen geöffnet. Mit feinem Sehen
verbanden fich Begriffe, die in die richtige Form zu bringen des Lehrers
Aufgabe war. Die auf diefe Art gewonnenen Anfchauungen blieben im
Gedächtnis der Schüler haften, und die Genugtuung eignen Ringens nach
Erkenntnis verklärte die für fie oft langweilige Lehrltunde, Lichtwark fprach
zu den Lehrern, die Lehrer zu den Schülern und diefe wieder erzählten im
Elternhaufe von dem Erlernten. Somit wurden fchon weitere Kreife für die
Kunft gewonnen, denn jeder Intereffierte gibt anderen von feinem Interelfe
ab. Die Frucht diefes Unterrichts reifte in der Schrift: »Die Betrachtung von
Kunftwerken«, die von der Lehrervereinigung zur Pflege der künftlerifchen
Bildung herausgegeben wurde. Nach Beendigung eines Vortrages über das
Marienleben, bei dem jeder Hörer eine Reproduktion des Werkes zu Händen
bekam, trat einmal ein fchlichter Arbeiter auf Lichtwark zu, und bat für einige
Tage das Heft mit nach Haufe nehmen zu dürfen, um feinen Kindern davon
zu erzählen. Lichtwark war fo erfreut über das gezeigte Interelfe des einfachen
Mannes, daß er ihm das Buch fchenkte.
Nachdem Lichtwark diefen Boden beftellt, nachdem er ihn gepflügt und
befät hatte, überließ er das Wachstum feiner Zeit, im Vertrauen auf die
weitere Arbeit der belehrten Lehrerfchaft und wandte fich gleich einer neuen
Arbeit zu.
Herr Ernft Juhl trat eines Tages zu Lichtwark mit dem Erfuchen, dem
Verein für Amateurphotographie Räume der Kunfthalle für eine Ausheilung
zur Verfügung zu (teilen, Als Lichtwark durch die Betrachtung einiger Aus-
ftellungsobjekte die Überzeugung gewonnen hatte, daß bedeutende, neue Arbeiten
zur Anfchauung kommen füllten, gab er fofort feine Zuftimmung und verlprach
feine Fürfprache zur endgültigen Entfcheidung der Kommiffion für die Ver-
waltung der Kunfthalle. Er hatte gleich den Keim bahnbrechender Bewegung
auf dem Gebiete der Photographie erkannt, und wollte nun den Einfluß der
Amateure auf die Tätigkeit des Berufsphotographen Geltung verfchaffen.
Durch Vorträge und Schriften förderte er die Begebungen der Amateur-
photographen, In begeifterter Anteilnahme fchilderte er die Vorzüge des neuen
Verfahrens, vor allem aber die wahrhaft künltlerifche Wahl der landfchaft-
lichen Motive und die unretufchierte, natürliche, zwanglofe Wiedergabe der
Bildniffe, die durch die Naturwahrheit imponierten. Gerade diefen Vorzug
entbehrte Lichtwark bei den nach dem Gefchmadc der Dargelteilten zurecht
retufchierten Bildern der Berufsphotographen. Dührkoop war der erfte, der
fich für die neue Art der photographifchen Aufnahmen lebhaft intereffierte.
Er kam des öfteren ins Kupferftichkabinett, Itudierte die Bildnilfe Rembrandts,