162 Das plaltifche" Element ’n den Theaterdekorationen
Itoffe <Holz, Kohlen, Papier, Stukkatur, Emaille ufw.> als malerifches Element
verwendend.
Sie bringt zum erlten Male ins gegenltandslofe Schaffen ein Sujet, einen
fozialen Inhalt und Itrebt nicht nur aufs Gefleht zu wirken, fondern durch ficht-
bare Formen das Bewußtfein zu organifieren und fozial nützlich zu fein. Das
ilt neuer Realismus, der nicht die umliegende Welt fchildert, fondern das illu-
forifche Bild, das nur an wirkliche Gegenltände erinnert, in ein reales, materi-
elles, organifiertes Objekt verwandelt. Uns befriedigen nicht mehr die äußer-
lichen Empfindungen, die uns die formelle Kunlt gibt, wir wollen nicht mehr,
jeder nach feiner Art, philofophieren vor diefem oder jenem expreffioniltifchen
Bilde, londern wir bedürfen genauer klarer Gedanken und Gefühle, die wir
im Sehen durch das Material und die Form des Künltlerwerkes gewinnen.
Auf dem Gebiet der Theaterdekorationen wende ich diefelben Prinzipien
an, die ich auch auf allen anderen Gebieten der Kunlt durchzuführen mich
beltrebe.
Das ilt vor allen Dingen die Abweifung des Illuforifchen, das durch reale
räumliche Formen erfetzt wird. Der Schaufpieler, der auf der Bühne wirkt,
ilt von drei Dimenfionen, er widerfpricht der flachen bemalten Leinewand, die
uns bloß die Illufion eines Gegenltandes, einer Ausltattung gibt. Ich erfetze
fie durch reale dreidimenfionale Volumena in realem Raum. Diefe Volumena
reproduzieren nicht die Ausltattung, fie konltruieren einen Gegenltand oder
geben einen Begriff von der Umgebung, in der fich die Handlung abfpielt,
fie organifieren das Material, den Stoff, den Raum und werden der materielle
Grund, auf dem fich am beiten die Handlung des Schaufpielers entwickelt.
Im Theater male ich nicht, fondern konltruiere und baue. Die Farbe
ilt in meiner Arbeit bloß eins der vielen anderen Stoffe, deren ich mich
bediene. Die Farbe ilt der Stoff der am leichtelten äußerlich alle anderen
Stoffe imitiert, deshalb wird fie in der alten, illufioneren, bildenden Kunlt fo
bevorzugt. Das Illuforifche abweifend, entfage ich auch dem Gebrauch diefes
Stoffes und verwende bei meiner Arbeit verfchiedene andere Naturftoffe, ihre
befonderen Eigenfchaften hervorhebend. Ich gebe den Stoff in feinem natür-
lichen Zultand, ich gebe die Älthetik des Materials.
Uns befriedigt auch nicht das Gebäude des Theaters mit feiner Bühne —
als Kalten, als Raum durch Mauern begrenzt. In meinen Arbeiten zu dem
Schaufpiel »Uriel Acolta«1), wo ich mich an die übliche Form der Bühne
halten mußte, habe ich nicht die Möglichkeit gehabt, die Wände zu entfernen,
ich mußte alfo ein Kompromiß begehen — die Wände mit fchwarzem Sammet
bedecken und fie damit äußerlich in die Unendlichkeit hinausfchieben. Wir
1> Staatliches jüdifches Kammerlpieltheater.
Itoffe <Holz, Kohlen, Papier, Stukkatur, Emaille ufw.> als malerifches Element
verwendend.
Sie bringt zum erlten Male ins gegenltandslofe Schaffen ein Sujet, einen
fozialen Inhalt und Itrebt nicht nur aufs Gefleht zu wirken, fondern durch ficht-
bare Formen das Bewußtfein zu organifieren und fozial nützlich zu fein. Das
ilt neuer Realismus, der nicht die umliegende Welt fchildert, fondern das illu-
forifche Bild, das nur an wirkliche Gegenltände erinnert, in ein reales, materi-
elles, organifiertes Objekt verwandelt. Uns befriedigen nicht mehr die äußer-
lichen Empfindungen, die uns die formelle Kunlt gibt, wir wollen nicht mehr,
jeder nach feiner Art, philofophieren vor diefem oder jenem expreffioniltifchen
Bilde, londern wir bedürfen genauer klarer Gedanken und Gefühle, die wir
im Sehen durch das Material und die Form des Künltlerwerkes gewinnen.
Auf dem Gebiet der Theaterdekorationen wende ich diefelben Prinzipien
an, die ich auch auf allen anderen Gebieten der Kunlt durchzuführen mich
beltrebe.
Das ilt vor allen Dingen die Abweifung des Illuforifchen, das durch reale
räumliche Formen erfetzt wird. Der Schaufpieler, der auf der Bühne wirkt,
ilt von drei Dimenfionen, er widerfpricht der flachen bemalten Leinewand, die
uns bloß die Illufion eines Gegenltandes, einer Ausltattung gibt. Ich erfetze
fie durch reale dreidimenfionale Volumena in realem Raum. Diefe Volumena
reproduzieren nicht die Ausltattung, fie konltruieren einen Gegenltand oder
geben einen Begriff von der Umgebung, in der fich die Handlung abfpielt,
fie organifieren das Material, den Stoff, den Raum und werden der materielle
Grund, auf dem fich am beiten die Handlung des Schaufpielers entwickelt.
Im Theater male ich nicht, fondern konltruiere und baue. Die Farbe
ilt in meiner Arbeit bloß eins der vielen anderen Stoffe, deren ich mich
bediene. Die Farbe ilt der Stoff der am leichtelten äußerlich alle anderen
Stoffe imitiert, deshalb wird fie in der alten, illufioneren, bildenden Kunlt fo
bevorzugt. Das Illuforifche abweifend, entfage ich auch dem Gebrauch diefes
Stoffes und verwende bei meiner Arbeit verfchiedene andere Naturftoffe, ihre
befonderen Eigenfchaften hervorhebend. Ich gebe den Stoff in feinem natür-
lichen Zultand, ich gebe die Älthetik des Materials.
Uns befriedigt auch nicht das Gebäude des Theaters mit feiner Bühne —
als Kalten, als Raum durch Mauern begrenzt. In meinen Arbeiten zu dem
Schaufpiel »Uriel Acolta«1), wo ich mich an die übliche Form der Bühne
halten mußte, habe ich nicht die Möglichkeit gehabt, die Wände zu entfernen,
ich mußte alfo ein Kompromiß begehen — die Wände mit fchwarzem Sammet
bedecken und fie damit äußerlich in die Unendlichkeit hinausfchieben. Wir
1> Staatliches jüdifches Kammerlpieltheater.