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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

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Nr. 9
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Literatur / Personalien / Sammlungen / Ausstellungen / Forschungen / Archäologisches / Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.41225#0178

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I

172

Ardiäologifdies

Abb. 1. Relief einer Bafis aus Athen


Göttin denken, am wahrfcheinlichften an
Artemis, da die Statue ja im Gebiete der
Diana Aricina gefunden ift. Als Attribut
des rechten gebeugten Armes empfiehlt fich
eine Schale, als das des linken gelenkten
Armes eine Fackel.
Soweit Lugli. Schon früher <8. II, 22)
hatte lieh Schweitzer in einem auszugs-
weife gefondert abgedruckten Vortrage in
der kunltwiffenfchaftlichen Gefellfchaft zu
Freiburg dahin geäußert, daß die Statue
die römifche LImfchöpfung eines griechifchen
Originales fei, eklektifch um Formen be-
reichert, die in der lebendigen Kunftent-
Wicklung etwa von 440 v. Chr. bis tief ins
4. Jahrhundert hinein erwachsen find. Das
griechifche Vorbild entflamme dem Atelier
des Agorakritos.
Einen grundlegenden Auflatz über die
Göttin von Ariccia dürfen wir von
A m e 1 u ng im Jahrbuch des archäologifchen
Inftituts erwarten. M. 5.
*
Neue Funde in Athen
Zeitungsnachrichten von »fabelhaften«
archaifchen Reliefs, die in Athen, in
der themiftokleifchen Mauer gefunden
fein lohten, hatten die Erwartung auf Ab-
bildungen diefer Werke hoch gefpannt. Nun
ilt die Veröffentlichung zu gleicher Zeit im
»Journal of hellenic studies« XLII, Heft I,
1922, und im »Dedalo« III, Heft 4, 1922,
erfolgt, eine Enttäufchung vielleicht für den
Kunftfreund, der fich hohen äfthetifchen
Genuß erhofft hatte, ein Gegenftand regften

lntereffes für den Archäologen, dem die
neuen Funde hochwillkommen find. Der
Übergang von der archaifchen zur klaffilchen
Periode, der ungefähr mit der Wende vom
fechften zum fünften Jahrhundert zufammen^
fällt, ift nicht mit einem plötzlichen Bruch
erfolgt. Langfam ftirbt das Archaifche ab,
und fchon währenddem regen fich neue
Beftrebungen, auf unbefangene Naturbe-
obachtung und freie Geftaltung gerichtet..
Von den Perferkriegen an läßt fich die
frühklaffifche Kunft gut verfolgen, aber es.
fehlte immer noch an älteren Zeugniflen,
zumal an Reliefs, Der Jüngling vonGeraki,
melifche und Lokrifche Reliefs waren all—
zuklein im Maßftab, man wünfehte fich
Metopen oder dergleichen. In die Lücke
treten die neuen Funde. Es find zwei
Bafen von Standbildern, deren Verluft wir
aufs lebhaftefte beklagen müllen, auf drei
Seiten mit Flachbildern gefchmückt. Auf
der einen hat fich Archaifdtes noch in Bil-
dern von Kriegern und Viergefpannen ge-
halten, die langweilig und luftlos gemacht,
nur in den Pferden Anfätze zu frifcher Be-
obachtung verraten, Lim fo lebendiger
wirken die Ballfpieler, die mit kurzen krum-
men Stochen den Ball treiben wollen, offen-
bar dargeftellt im Beginn der Übung — die
fonft aus der Überlieferung nicht bekannt
ift —, und die Zufchauer zu beiden Seiten,
die nicht in archaifcher Weife einzeln da-
ftehen, fondern höchft lebendige Gruppen
bilden. Die andere Bafis fteht künftlerifch
weit höher. Szenen aus dem Leben der
jungen Athener find wiedergegeben, wie fie
 
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