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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

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Nr. 9
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Literatur / Personalien / Sammlungen / Ausstellungen / Forschungen / Archäologisches / Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.41225#0179

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Archäologifches — Denkmalpflege

173


Abb. 2. Relief einer Balis aus Athen

in der Palältra ringen, laufen, fpeerwerfen
und ballfpielen <Abb. 1>, und wie fie zum
müßigen Zeitvertreib Hund und Katze auf-
einanderhetzen <Abb. 2>. Alles fprüht von
frifcher Beobachtung und Erfindung und
von draufgängerifcher Luit an der Be-
zwingung völlig neuer Motive. Wären
diefe Reliefs im Kunlthandel aufgetaucht,
man wäre wohl verfucht gewefen, in ihnen
Fälfchungen zu wittern, fo fehr weichen fie
von allem fonlt Bekannten ab. Verwandtes
bietet aber die Vafenmalerei, zumal die Ar-
beiten des Malers Euthymides. Das ilt
wichtig. Denn fchon lange mußte man an-
nehmen, daß die Vafenmaler von höherem
künltlerifchen Range ihren Ehrgeiz nicht
mit der handwerklichen Produktion von
bemaltem Gefchirr befriedigten. Hier zeigt
fich nun endlich die große Kunlt, die man
ihnen zugetraut hatte, mögen he nun die
Vorlagen geliefert oder die plaltifche Aus-
führung felbft beforgt haben. Dies letztere ilt
nicht fo unwahrfcheinlich, wie es ausfieht.
Durch größere Unterfuchungen der letzten
Jahre find die engen Beziehungen zwifchen
Malerei und Plaltik immer deutlicher ge-
worden,- daß die Malerei die führende Kunlt
war, ergibt fich aus der Natur der künlt-
lerifchen Arbeit ihres Materials. So ilt auch
hier die noch ganz zeichnerifch lineare
Malerei die ältere und überlegene Kunlt,
der die Plaltik, durch ihr fchwerfälliges
Material behindert, in freilich kurzem Ab-
Itande folgt. Br. Schröder
*

DENKMALPFLEGE
Mainz, Die Kreuzigungsgruppe
an St. Ignaz, die nach der Infchrift am
Sockel »der ehrfame Meilter Hans Back-
ofen von Sulzbach, Bildhauer«, und feine
Gattin Katharina aus der bekannten Main-
zer Familie der Fult »aus ihrem Teftament
haben machen lallen«, die alfo wohl 1520
oder 1521 aufgerichtet worden ilt, ilt in
ihrem Beltand ernlthaft gefährdet. Vier
Jahrhunderte lang hat hier der Werkltoff,
Eifeltuff, den atmofphärifchen Einflüßen
ausgezeichnet Wlderfiand geleiftet, fo daß
die Mainzer Kreuzigung die belterhaltene
unter den vier großen BackoffenfchenKreuz-
gruppen war. Das will nun anders wer-
den. Kindlicher LInfug und der unver-
meidliche Fußballfport zerltören buchltäb-
lich unter den Augen der Mainzer Kunlt-
freunde Tag für Tag das Denkmal mehr,
Die Stifterbildnifle am Sockel wie die
oberen Figuren find überfät mit den Spuren
der Steinwürfe. Das Engelchen zu den
Füßen Chrilti hat bereits den rechten Arm
ganz und den linken LInterarm, der böfe
Schächer zur Linken den rechten Fuß ver-
loren. Belchädigt ifl das rechte Knie des
guten Schächers, das Gewand des Johannes
am rechten Knie und der Mantel dahinter in
derfelben Höhe. Jeder Tag kann — er hat
vielleicht fchon weitere Beschädigungen ge-
bracht, Schäden, die eben niemals mehr
wiedergutgemacht werden können! Die
Geiltlichkeit rechnet mit der Möglichkeit,
daß eines Morgens ein Trümmerhaufen die
 
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