Literatur
245
Axel L. Romdahl, Sergei. Ein
fch we difcher Künftler aus derZeit
Gultavs III. Öfterr. Verlagsgefellfchaft
Ed. Hölzel 40 Co., Wien, <Nordifche
Kunltbücher, Band 3 —'4).
Das vorliegende Bändchen wurde ge-
fchrieben, weil es über den Bildhauer Johan
Tobias Sergei wohl eine Reihe umfang-
reicher wiffenfchaftlicher Veröffentlichungen,
aber kein leichtzugängliches, kleines Buch
in fchwedifcher Sprache gibt; feine deutfche
Ausgabe ilt um fo willkommener, als eine
deutfche Publikation über den Künftler
überhaupt nicht exiltiert. Während Thor-
waldfen von Anfang an ein Teil des
deutfchen Bildungsbefitzes gewefen ilt, ilt
fein fchwedifcher Zeitgenoffe bei uns un-
bekannt geblieben,- gegenüber dem inter-
nationalen des dänifchen Meilters ilt fein
Ruhm ein wefentlich lokaler. Romdahl
fühlt felblt, daß diefes verfchiedene Ver-
halten der Nachwelt den beiden Künltlern
gegenüber die Diltanz zwifchen ihnen richtig
kennzeichnet,- auch ihm ilt, wie der Unter-
titel feines Buches andeutet, das Problem
Sergei nicht zunächft als künltlerifches,
fondern mehr als kulturhißorifches - inter-
effant, Rokoko fetzt fich in feinem Werk
in Klaffizismus um, aber der Auf klärungs-
geift feiner Jugendjahre bleibt in dem alten
Gultavianer bis zum Ende lebendig. Diefer
Widerfpruch enthüllt vielleicht ein Künftler-
drama und erklärt das Erlahmen Sergeis
bald nach feinen weit mehr verheißenden
Anfängen,- nicht an der Kälte nordifchen
Himmels, fondern an dem Widerfpruch
des künftlerifchen Temperaments zu den
neuen geiftigen Strömungen ilt diefes liebens-
würdige Talent verdorrt. Mit warmher-
zigem Verltändnis analyfiert der .Verfaßter
die Perfönlichkeit und das Werk und
illuftriert diefes mit zwanzig brauchbaren
Reproduktionen nach Skulpturen undZeich-
nungen Sergeis. H. T.
Deutfche Köpfe des Mittelalters,
Auswahl nach Aufnahmen des kunft-
hiltorifchen Seminars mit einer Einleitung
von Richard Hamann. Verlag des kunft-
gelchichtl. Seminars in Marburg a.d, Lahn,
Die Not der Zeit hat in Marburg Kräfte
entbunden und fruchtbar gemacht, die von
niemandem früher geahnt waren. Das
Seminar verlegt aus eigener Kraft kunft-
hiltorifche Literatur und vertreibt fie felblt.
Ein Band obigen Titels eröffnet die Reihe.
»Mit wenig Worten, im Bilde durch Aus-
wahl und Anordnung fprechend, follen diefe
veröffentlichten Werke dem Unkundigen
fich zur Freude eröffnen, dem Kundigen
auch für feine Kenntnis etwas bieten«.
Diefe Abficht wird gewiß erreicht. In fechzig,
wenn auch in der Art der Aufnahme und
nicht immer gleichwertigen Abbildungen,
werden Köpfe von mittelalterlichen Bild-
werken gebracht, angefangen von dem
»Thronenden Chriftus« von 1250 aus der
Elifabeth-Kirche in Marburg bis zu einem
Kopf aus einer Kreuztragung vom Ende
des 14. Jahrhunderts, die fich am Lettner
im Dom von Havelberg befindet. Vielleicht
ließe fich da und dort etwas gegen die
Auswahl einwenden, aber der Gedanke
als folcher ilt fo fruchtbar und das Ganze
fpricht fo frilch und mutig an, daß eine
Kritik am Einzelnen gerne unterdrückt wird.
Mufterhaft ilt die ausführliche Befchriftung
der Tafeln, die durch Angabe von Sujet,
Material, genauem Aufftellungsort und
Datierung uns jene rafche Orientierung
vermitteln, wie fie in den fonft fo nützlichen
Orbis Pictus-Bänden leider nicht möglich
ilt. Auf vier Seiten hat Hamann in kon-
zentrierteiter Form zu jedem Kopf ein paar
interpretierende Worte gefchrieben, um das
Eigentümliche,Individuelle in deffen Bildung
zu erweitern K.
*
F. M. Kronfeld, Park und Garten
von Schönbrunn, Amalthea-Verlag,
Zürich-Leipzig=W ien.
Der Verfaßter, Naturforfcher undKultur-
hiltoriker zugleich, hat dem kaiferlichen
Luftfchloß am Weftrande von Wien eine
lebenslange Liebe gewidmet. Er fammelt
nun, was er im Lauf der Jahre äusgeltreut
hat, zu einem anfpruchslofen Bändchen,
das keine kritifche Arbeit teilten und keine
fchöpferifche Zufammenfaffung bieten foll,
fondern fich begnügt, aus alten Quellen
und eigenen Beobachtungen Gewonnenes
über den fchönen Park im Plaudertone
vorzutragen. Bisweilen führt die Erzähler-
laune den Verfaßter fogar ziemlich weit
von feinem Pfade ab. Auch für den
Kunfthiftoriker fällt einiges ab, obwohl
Nr. 13/14, 29. XII. 22/5.1. 23
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Axel L. Romdahl, Sergei. Ein
fch we difcher Künftler aus derZeit
Gultavs III. Öfterr. Verlagsgefellfchaft
Ed. Hölzel 40 Co., Wien, <Nordifche
Kunltbücher, Band 3 —'4).
Das vorliegende Bändchen wurde ge-
fchrieben, weil es über den Bildhauer Johan
Tobias Sergei wohl eine Reihe umfang-
reicher wiffenfchaftlicher Veröffentlichungen,
aber kein leichtzugängliches, kleines Buch
in fchwedifcher Sprache gibt; feine deutfche
Ausgabe ilt um fo willkommener, als eine
deutfche Publikation über den Künftler
überhaupt nicht exiltiert. Während Thor-
waldfen von Anfang an ein Teil des
deutfchen Bildungsbefitzes gewefen ilt, ilt
fein fchwedifcher Zeitgenoffe bei uns un-
bekannt geblieben,- gegenüber dem inter-
nationalen des dänifchen Meilters ilt fein
Ruhm ein wefentlich lokaler. Romdahl
fühlt felblt, daß diefes verfchiedene Ver-
halten der Nachwelt den beiden Künltlern
gegenüber die Diltanz zwifchen ihnen richtig
kennzeichnet,- auch ihm ilt, wie der Unter-
titel feines Buches andeutet, das Problem
Sergei nicht zunächft als künltlerifches,
fondern mehr als kulturhißorifches - inter-
effant, Rokoko fetzt fich in feinem Werk
in Klaffizismus um, aber der Auf klärungs-
geift feiner Jugendjahre bleibt in dem alten
Gultavianer bis zum Ende lebendig. Diefer
Widerfpruch enthüllt vielleicht ein Künftler-
drama und erklärt das Erlahmen Sergeis
bald nach feinen weit mehr verheißenden
Anfängen,- nicht an der Kälte nordifchen
Himmels, fondern an dem Widerfpruch
des künftlerifchen Temperaments zu den
neuen geiftigen Strömungen ilt diefes liebens-
würdige Talent verdorrt. Mit warmher-
zigem Verltändnis analyfiert der .Verfaßter
die Perfönlichkeit und das Werk und
illuftriert diefes mit zwanzig brauchbaren
Reproduktionen nach Skulpturen undZeich-
nungen Sergeis. H. T.
Deutfche Köpfe des Mittelalters,
Auswahl nach Aufnahmen des kunft-
hiltorifchen Seminars mit einer Einleitung
von Richard Hamann. Verlag des kunft-
gelchichtl. Seminars in Marburg a.d, Lahn,
Die Not der Zeit hat in Marburg Kräfte
entbunden und fruchtbar gemacht, die von
niemandem früher geahnt waren. Das
Seminar verlegt aus eigener Kraft kunft-
hiltorifche Literatur und vertreibt fie felblt.
Ein Band obigen Titels eröffnet die Reihe.
»Mit wenig Worten, im Bilde durch Aus-
wahl und Anordnung fprechend, follen diefe
veröffentlichten Werke dem Unkundigen
fich zur Freude eröffnen, dem Kundigen
auch für feine Kenntnis etwas bieten«.
Diefe Abficht wird gewiß erreicht. In fechzig,
wenn auch in der Art der Aufnahme und
nicht immer gleichwertigen Abbildungen,
werden Köpfe von mittelalterlichen Bild-
werken gebracht, angefangen von dem
»Thronenden Chriftus« von 1250 aus der
Elifabeth-Kirche in Marburg bis zu einem
Kopf aus einer Kreuztragung vom Ende
des 14. Jahrhunderts, die fich am Lettner
im Dom von Havelberg befindet. Vielleicht
ließe fich da und dort etwas gegen die
Auswahl einwenden, aber der Gedanke
als folcher ilt fo fruchtbar und das Ganze
fpricht fo frilch und mutig an, daß eine
Kritik am Einzelnen gerne unterdrückt wird.
Mufterhaft ilt die ausführliche Befchriftung
der Tafeln, die durch Angabe von Sujet,
Material, genauem Aufftellungsort und
Datierung uns jene rafche Orientierung
vermitteln, wie fie in den fonft fo nützlichen
Orbis Pictus-Bänden leider nicht möglich
ilt. Auf vier Seiten hat Hamann in kon-
zentrierteiter Form zu jedem Kopf ein paar
interpretierende Worte gefchrieben, um das
Eigentümliche,Individuelle in deffen Bildung
zu erweitern K.
*
F. M. Kronfeld, Park und Garten
von Schönbrunn, Amalthea-Verlag,
Zürich-Leipzig=W ien.
Der Verfaßter, Naturforfcher undKultur-
hiltoriker zugleich, hat dem kaiferlichen
Luftfchloß am Weftrande von Wien eine
lebenslange Liebe gewidmet. Er fammelt
nun, was er im Lauf der Jahre äusgeltreut
hat, zu einem anfpruchslofen Bändchen,
das keine kritifche Arbeit teilten und keine
fchöpferifche Zufammenfaffung bieten foll,
fondern fich begnügt, aus alten Quellen
und eigenen Beobachtungen Gewonnenes
über den fchönen Park im Plaudertone
vorzutragen. Bisweilen führt die Erzähler-
laune den Verfaßter fogar ziemlich weit
von feinem Pfade ab. Auch für den
Kunfthiftoriker fällt einiges ab, obwohl
Nr. 13/14, 29. XII. 22/5.1. 23