Forfchungen — Verfdiiedenes
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chung unterzogen, unter dem Eindruck,
daß hier ein Problem ßecke, Die Zeich»
nungen enthalten Sonderbarkeiten, die
irgendwie erklärt werden müßen. Daß
man auf die durch das niederländifche Fieber
erfchütterte Handfeßigkeit hingewiefen hat,
fchien mir keine Löfung zu bieten. Neben
Unfeßigkeiten gibt es dabei Härten wie
die »Brezellocken« des Markus, die eine
andere Erklärung fordern. Ich hellte zum
Schluß die zwei Möglichkeiten nebenein-
ander: Entweder es handelt fich überhaupt
um eine fremde Hand oder, wenn die
Blätter Dürerfche Originale find, fo muß
mit der Möglichkeit einer Überarbeitung
gerechnet werden können.
Diefe Alternative ilt zu eng. Ich glaube
in der Tat, daß diejenigen recht haben,
die immer für Dürer eingetreten find, die
Behebung des Anßößigen aber fuche ich auf
eine Weife zu gewinnen, an die ich in
obigem Auflatz nicht gedacht habe: es find
Zeichnungen, für die es in Dürers Werk
keine Analogie gibt, Zeichnungen größten
Formats, die doch nur erfte Entwürfe find
und wo mit einem Sinn für das Wirkungs-
ganze gearbeitet iß, daß die Rückficht auf
die Naturform und auf das Dekorative
in der Bildung der Linie ßellenweife ganz
ausfetzt. Je mehr man auf den anderen
zwei Wegen in Schwierigkeiten hinein
kommt, um fo mehr verfpricht diefer Weg
zur Löfung des Rätfels zu führen, und
es iß natürlich angenehm, dann keine wei»
teren Erklärungen für das, was gut ist (bis
auf Monogramm und Papier) fuchen zu
müßen.
Beim Petrus <L. 369) kann ich ohne die
Annahme einer Überarbeitung allerdings
nicht auskommen, aber die unmöglichen,
als ganz befonders anßößig empfundenen
Locken des Markus <L. 72) z. B. find doch
denkbar als entbanden bei rafcheßem Tempo
eines Arbeitens, wo an einer Stelle plötz-
lich nur die Bewegungsform in Frage
ßand und nicht die Haarform als folche.
In gleichem Sinne erkläre ich es mir, wenn
in der rückwärtigen Haarmafie der alte
Dürerfche Rhythmus ausfetzt oder Hals
und Kopfanfatz einen wirklichen Form»
gehalt vermißen läßt. Die verfchiedene
Behandlung der Symmetriefeiten (hier die
verfchiedene Form des Kragens) iß dann
ein Probieren verfchiedener Löfungen in
einer eben nur proviforifchen Zeichnung,
der fieber vor der Arbeit an der BilcN
täfel noch ausführliche Zeichnungen gefolgt
find, wie wir fie aus anderen Fällen kennen.
Indem ich mir vorbehalte, bei paßenderem
Anlaß über dielen Spätßil Dürers zu fpre-
chen, möchte ich hier nur mit diefern Ge-
ßändnis mich mit der offiziellen Dürer»
meinung wieder in Einklang gefetzt haben.
Heinrich Wöhffhin
ARCHÄOLOGISCHES
In den letzten Heften der »Revue de
bart ancien et moderne« finden fich einige
für die antike Kunßgefchichte wichtige Be-
merkungen und Abbildungen,
Nr. 238 (Juli/Auguß 1922) S. 147 f.
Statue des Apollon als Kitharode im Mu«
feum zu Genf, früher Sammlung Duval
(Archäologifcher Anzeiger 1895, 50, 1,
Reinach Repertoire II, p. 105, 10, Deonna),
Nr. 240 (November 1922) S. 287.
Bronzeßatuette eines jungen Ifisprießers,
Louvre, früher Sammlung Fouquet (Per*
drizet, Bronzes grecs d'Egypte de la Col»
lection Fouquet pl. XXII, Michon).
Nr. 241 (Dezember 1922) S. 239 ff.
»Correspondance de Grece« : Über Evans,
The Palace of Minos at Knossos — Fran»
zöfifche Ausgrabungen an der Bucht von
Mallia — Englifche Ausgrabungen in
Mykenä (Kunßchronik XXXII, 1920/21,
251 ff.) — Griediifche in Theben — Drei»
fußbafen aus Athen (oben S. 172) — Zwei
unedierte delifche Vafen von Mykonos
— Franzöfifche Ausgrabungen in Elaius
(Halbinfel Gallipoli) fowie in Konfianti-
nopel am Hebdomon (Makriköi) und an
der Serailfpitze (Picard). M. 5.
VERSCHIEDENES
Bamberg. Im Bamberger Dom find
während der öffentlichen Befuchszeit fo viele
Diebßähle vorgekommen, daß die Dom»
Verwaltung jetzt den Dom für den öffent»
liehen Verkehr vollkommen fperrt.
Rom, Wie uns berichtet wird, iß die
»Himmelfahrt« von Alunno, welche
lieh in der Pfarrkirche von Alviano, Pro»
vinz Perugia, befand, geßohlen worden.
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chung unterzogen, unter dem Eindruck,
daß hier ein Problem ßecke, Die Zeich»
nungen enthalten Sonderbarkeiten, die
irgendwie erklärt werden müßen. Daß
man auf die durch das niederländifche Fieber
erfchütterte Handfeßigkeit hingewiefen hat,
fchien mir keine Löfung zu bieten. Neben
Unfeßigkeiten gibt es dabei Härten wie
die »Brezellocken« des Markus, die eine
andere Erklärung fordern. Ich hellte zum
Schluß die zwei Möglichkeiten nebenein-
ander: Entweder es handelt fich überhaupt
um eine fremde Hand oder, wenn die
Blätter Dürerfche Originale find, fo muß
mit der Möglichkeit einer Überarbeitung
gerechnet werden können.
Diefe Alternative ilt zu eng. Ich glaube
in der Tat, daß diejenigen recht haben,
die immer für Dürer eingetreten find, die
Behebung des Anßößigen aber fuche ich auf
eine Weife zu gewinnen, an die ich in
obigem Auflatz nicht gedacht habe: es find
Zeichnungen, für die es in Dürers Werk
keine Analogie gibt, Zeichnungen größten
Formats, die doch nur erfte Entwürfe find
und wo mit einem Sinn für das Wirkungs-
ganze gearbeitet iß, daß die Rückficht auf
die Naturform und auf das Dekorative
in der Bildung der Linie ßellenweife ganz
ausfetzt. Je mehr man auf den anderen
zwei Wegen in Schwierigkeiten hinein
kommt, um fo mehr verfpricht diefer Weg
zur Löfung des Rätfels zu führen, und
es iß natürlich angenehm, dann keine wei»
teren Erklärungen für das, was gut ist (bis
auf Monogramm und Papier) fuchen zu
müßen.
Beim Petrus <L. 369) kann ich ohne die
Annahme einer Überarbeitung allerdings
nicht auskommen, aber die unmöglichen,
als ganz befonders anßößig empfundenen
Locken des Markus <L. 72) z. B. find doch
denkbar als entbanden bei rafcheßem Tempo
eines Arbeitens, wo an einer Stelle plötz-
lich nur die Bewegungsform in Frage
ßand und nicht die Haarform als folche.
In gleichem Sinne erkläre ich es mir, wenn
in der rückwärtigen Haarmafie der alte
Dürerfche Rhythmus ausfetzt oder Hals
und Kopfanfatz einen wirklichen Form»
gehalt vermißen läßt. Die verfchiedene
Behandlung der Symmetriefeiten (hier die
verfchiedene Form des Kragens) iß dann
ein Probieren verfchiedener Löfungen in
einer eben nur proviforifchen Zeichnung,
der fieber vor der Arbeit an der BilcN
täfel noch ausführliche Zeichnungen gefolgt
find, wie wir fie aus anderen Fällen kennen.
Indem ich mir vorbehalte, bei paßenderem
Anlaß über dielen Spätßil Dürers zu fpre-
chen, möchte ich hier nur mit diefern Ge-
ßändnis mich mit der offiziellen Dürer»
meinung wieder in Einklang gefetzt haben.
Heinrich Wöhffhin
ARCHÄOLOGISCHES
In den letzten Heften der »Revue de
bart ancien et moderne« finden fich einige
für die antike Kunßgefchichte wichtige Be-
merkungen und Abbildungen,
Nr. 238 (Juli/Auguß 1922) S. 147 f.
Statue des Apollon als Kitharode im Mu«
feum zu Genf, früher Sammlung Duval
(Archäologifcher Anzeiger 1895, 50, 1,
Reinach Repertoire II, p. 105, 10, Deonna),
Nr. 240 (November 1922) S. 287.
Bronzeßatuette eines jungen Ifisprießers,
Louvre, früher Sammlung Fouquet (Per*
drizet, Bronzes grecs d'Egypte de la Col»
lection Fouquet pl. XXII, Michon).
Nr. 241 (Dezember 1922) S. 239 ff.
»Correspondance de Grece« : Über Evans,
The Palace of Minos at Knossos — Fran»
zöfifche Ausgrabungen an der Bucht von
Mallia — Englifche Ausgrabungen in
Mykenä (Kunßchronik XXXII, 1920/21,
251 ff.) — Griediifche in Theben — Drei»
fußbafen aus Athen (oben S. 172) — Zwei
unedierte delifche Vafen von Mykonos
— Franzöfifche Ausgrabungen in Elaius
(Halbinfel Gallipoli) fowie in Konfianti-
nopel am Hebdomon (Makriköi) und an
der Serailfpitze (Picard). M. 5.
VERSCHIEDENES
Bamberg. Im Bamberger Dom find
während der öffentlichen Befuchszeit fo viele
Diebßähle vorgekommen, daß die Dom»
Verwaltung jetzt den Dom für den öffent»
liehen Verkehr vollkommen fperrt.
Rom, Wie uns berichtet wird, iß die
»Himmelfahrt« von Alunno, welche
lieh in der Pfarrkirche von Alviano, Pro»
vinz Perugia, befand, geßohlen worden.