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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1922/​1923 (Oktober-März)

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Nr. 17
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Literatur / Nekrologe / Personalien / Sammlungen / Ausstellungen / Forschungen / Sitzungsberichte / Wettbewerbe / Briefe an die Redaktion
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Ausstellungen — Forfdiungen

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Galerie SimonSon: Kaltnadelarbeiten und
Paltelle von Jean Hardy, Gemälde von
Yvonne Thivet.
Mufee Victor = Hugo: In diefer Saifon
Werke von Daumier und Gavarni.
Galerie Balzac: Ausstellung von P a y r e t.
Galerie Georges Petit: Gemälde von
Berthelier und Thibesart, Aquarelle
von Paul Rouviere.
FORSCHUNGEN
Ein Relief aus dem Kreife des
»Mei Sters von Irrsdorf«
In Heft 7/8 des Jahrgangs 1922 der
»Berliner Mufeen« hat W. Stechow eine
Gruppe »Salzburger Reliefs der Früh-
renailfance« zufammengeftellt: Im Wege


z Ausgießung des hl. Geiftes.
Wien, Kunfthiftorifches Mufeum
eines überzeugenden Stilvergleiches werden
die »Wodhenftube« der Schenkung Simon
und die »Begegnung an der Goldenen
Pforte« der ehern. Sammlung B. Oppen-
heim, die den Abmeffungen zufolge ur-
fprünglidh fogar zu ein und demfelben
Altar gehörten, jenen vier Marienreliefs
zugeordnet, die aus der Pfarrkirche von
Irrsdorf in das Salzburger Stadtmufeum
gelangt find. Während die Anreihung einer
»Beweinung Chrifti« in der Kirche von
Straßwalchen keinerlei Zweifel erwecken
kann, Scheint mir die VerwandtSchaft einer
»Anbetung des Jefukindes« in der Samm-

lung Figdor von etwas entfernterer Art
zu fein. Angefichts der von Stechow be-
klagten »Kärglichkeit und Verftreutheit«
des einschlägigen Denkmälerbeftandes mag
Sich eine Vermehrung der kleinen Gruppe
um ein weiteres Stüde der künftigen For-
fchung immerhin erfprießlich erweifen,
Das fragliche Bildwerk (Lindenholz, H.
70,5, Br, 66 cm), das die »Ausgießung des
Heiligen Geiftes« zum Gegenfttande hat,
wurde im Jahre 1910 von Dörnhöffer aus
dem Nachlaße des Salzburger Sammlers
Jakob Ludwig Hoffmann l) für die Öfter-
reidhifche Staatsgalerie erworben. Nach-
dem es hier nur zeitweilig — fo z. B.
gelegentlich einer »Ausheilung der Neu-
erwerbungen 1918 —1921«2) — der öffent-
lichen Befichtigung zugänglich gewefen war,
kam es kürzlich gemäß dem neuen Orga-
nifationsplane der Wiener Staatlichen Kunft-
fammlungen in die Obhut des kunfthifto-
rifchen Mufeums, wo diefes malerißche Re-
lief demnächft in einem der »altdeutfchen«
Säle der Gemäldegalerie einen geeigneten
Platz finden dürfte,- feine befondere Be-
fähigung zu einer Solchen dekorativen Ver-
wendung erwächft aus der falt durchaus
wohlerhaltenen alten Bemalung und Ver-
goldung, die ihm den abgelaugten Irrs-
dorfer Marienfzenen wie der neu poly-
chromierten Straßwalchener Beweinung
gegenüber einen erheblichen Vorzug Sichern.
Zur Begründung der engften Werkftatt-
gemeinfehaft mit den eingangs genannten
Arbeiten genügen bereits die auffallenden
Übereinffimmungen der Kopftypen und
der eigentümlich teigigen Gewandbehand-
lung, die Sich mitunter bis auf die neben-
sächlichsten Züge der Faltengebung er-
ftrecken — Einzelnachweife, die Schließlich
noch die Stoffliche Charakteristik derBoden-
flächen und der Architekturglieder zu be-
rücksichtigen hätten, unterbleiben im Hin-

1> Vgl. den Katalog der 202. Kunftauktion
des Wiener Dorotheums (23. —30. Mai 1910),
Nr. 58 mit T. 1,- die der obigen Abbildung
zugrundeliegende Photographie verdanke ich
der freundlichen Vermittlung des Herrn Dr.
Ludwig Baldaß.
2) S. Nr. 23 des »Verzeichnilfes« in den
»Mitteilungen aus der Ölterreichifchen Staats^
galerie«. Herausgegeben von der Direktion,
4,/5. Heft (Juni 1921).
 
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