344 Zur Datierung des hl. Sebaftian von Mantegna in der Wiener Galerie
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die
den
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offenbar wieder Entwürfe zu Kompofitionen Mantegnas bringt, könnte
Ausfchlag in der (triftigen Frage geben.
Nun zu diefen Entwürfen: Wieder muß ich mich anderer Meinung als
Schmidt-Degener bekennen. Der mehrmals wiederholte Männerkopf macht
durchaus den Eindruck
der Naturftudie, der Porträtftudie und nicht einer
Erfindung für die kalligraphifche Maske eines Satyr--
geflehtes. Die Züge prägen fich ein, wir finden fie
wieder, nur aus der feftgehaltenen Impreffion in eine
beftimmte Rolle gedreht, unter den Bildnilfen, mit
denen Mantegna fein Fresko der Chriftophoruslegende
ausftattet. Es ift die »figuraccia corpacciuta, con una
lancia e con una spada in mano«, die neben feinem
eigenen Porträt links im Bilde fteht und in der Scar-
deone <De antiquitate urbis Patavii, Basileae 1560>
und Vafari den Squarione erkennen,- nach Krapp aber
wäre es eben Mantegnas Arbeitsgenolfe Nicolo Pi-
zolo. So kommen wir wieder zu unferer zeitlichen
Anfetzung kurz vor 1454.
Und ebenfo kann ich den Zufammenhang, den
Schmidt=Degener zwifchen dem Entwurf zu dem Akt
<f. Abb.> und dem geftochenen Chriftus an der Mar-
terfäule erkennt, nicht zuftimmen. Vielmehr —- und
fo komme ich zu meinem Ausgangspunkt zurück —
fehe ich darin einen erften Entwurf zum Wiener Se-
baftian. Die Haltung des Kopfes — der in der Zeich-
nung kleiner ift, mehr den Ausdrude der geftreckten
Geftalt als ihr Ebenmaß betonend , die Haltung
des Körpers ift gleich,- auffallend groß die Überein^
ftimmung der Arme. Der charakteriftifche Winkel,
den die Schlülfelbeine unter den hinaufgezogenen
Schultern bilden, ift in der Zeichnung kralfer bloß-
gelegt als auf dem anatomifch ausgeglichenen Bilde.
Nur die Beinftellung differiert — aber diefe ganze
Partie fcheint Mantegna in diefer erften Faffung noch nicht durchdacht zu
haben, läßt er doch die Füße ganz weg. Zwifchen dem Entwurf und der
Graphik, die SchmidftDegener zufammenhält, kann ich keine befondere Ähn-
lichkeit finden. Der Chriftus fteht mit ftark gekrümmtem Rücken weit von
der Säule abgebogen, die Rückenlinie läuft deutlich, denn der Körper ift
mehr in die Tiefe gedreht, der linke Arm darum überfchnitten,- der fidht-
bare Arm ift völlig anders hinter den Rüdcen gezogen als auf der Zeich-
I
Entwurf zum
Ausfchnitt der Rottendamer
Wiener Sebaftian.
Zeichnung ■
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offenbar wieder Entwürfe zu Kompofitionen Mantegnas bringt, könnte
Ausfchlag in der (triftigen Frage geben.
Nun zu diefen Entwürfen: Wieder muß ich mich anderer Meinung als
Schmidt-Degener bekennen. Der mehrmals wiederholte Männerkopf macht
durchaus den Eindruck
der Naturftudie, der Porträtftudie und nicht einer
Erfindung für die kalligraphifche Maske eines Satyr--
geflehtes. Die Züge prägen fich ein, wir finden fie
wieder, nur aus der feftgehaltenen Impreffion in eine
beftimmte Rolle gedreht, unter den Bildnilfen, mit
denen Mantegna fein Fresko der Chriftophoruslegende
ausftattet. Es ift die »figuraccia corpacciuta, con una
lancia e con una spada in mano«, die neben feinem
eigenen Porträt links im Bilde fteht und in der Scar-
deone <De antiquitate urbis Patavii, Basileae 1560>
und Vafari den Squarione erkennen,- nach Krapp aber
wäre es eben Mantegnas Arbeitsgenolfe Nicolo Pi-
zolo. So kommen wir wieder zu unferer zeitlichen
Anfetzung kurz vor 1454.
Und ebenfo kann ich den Zufammenhang, den
Schmidt=Degener zwifchen dem Entwurf zu dem Akt
<f. Abb.> und dem geftochenen Chriftus an der Mar-
terfäule erkennt, nicht zuftimmen. Vielmehr —- und
fo komme ich zu meinem Ausgangspunkt zurück —
fehe ich darin einen erften Entwurf zum Wiener Se-
baftian. Die Haltung des Kopfes — der in der Zeich-
nung kleiner ift, mehr den Ausdrude der geftreckten
Geftalt als ihr Ebenmaß betonend , die Haltung
des Körpers ift gleich,- auffallend groß die Überein^
ftimmung der Arme. Der charakteriftifche Winkel,
den die Schlülfelbeine unter den hinaufgezogenen
Schultern bilden, ift in der Zeichnung kralfer bloß-
gelegt als auf dem anatomifch ausgeglichenen Bilde.
Nur die Beinftellung differiert — aber diefe ganze
Partie fcheint Mantegna in diefer erften Faffung noch nicht durchdacht zu
haben, läßt er doch die Füße ganz weg. Zwifchen dem Entwurf und der
Graphik, die SchmidftDegener zufammenhält, kann ich keine befondere Ähn-
lichkeit finden. Der Chriftus fteht mit ftark gekrümmtem Rücken weit von
der Säule abgebogen, die Rückenlinie läuft deutlich, denn der Körper ift
mehr in die Tiefe gedreht, der linke Arm darum überfchnitten,- der fidht-
bare Arm ift völlig anders hinter den Rüdcen gezogen als auf der Zeich-
I
Entwurf zum
Ausfchnitt der Rottendamer
Wiener Sebaftian.
Zeichnung ■