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Mannheimer Zeitung — 1828

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https://doi.org/10.11588/diglit.44354#0340

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es denkbar, sagen die Türken , daß der Divan Zu-
trauen in die Verheißungen der drei Mächte setzen
könne, ſo lange ein Staatsmann, der nach der Mei-
nung aller turkiſchen Geſchäfftsleute, seit zwanzig Jah-
ren im Orient eine Propaganda zum Umſturz des
türkiſchen Reichs ſtiſtete und leitete, am Ruder ſitzt ?
Wie iſt es dem Divan zuzumuthen, daß er dennoch
die Bahn der Concesſionen aufrichtig verfolge. ~ Die
Kriegsrüſtungen werden hier mit größtem Eifer be-
trieben, und in dem See-Arsenal ſind Tag und Nacht
viele tauſend Hände mit dem nöthigen Material für
die nach dem Helleſpont beſtimmten Kriegsſchisfe be-
ſchäſftige. Der Capudan Paſcha wird ſich in einigen
Tagen nach den Dardanellen begeben, wohin bereits
viele Truppen aufgebrochen ſind, die theils für den
Land o, theils für den Seedienſt unter Leitung ameri-
caniſcher und franzöſiſcher Officiere eingeübt werden.
Auf die Vertheidigung der Dardanellen richtet die Re-
gierung ihr größtes Augenmerk, und ſie spart nichts,
um durch Kunſt diesen von Natur ſchon feſten Punkt
unbezwingbar zu machen. Mehrere Versuche, welche
drei americaniſche Ingenieure vorgenommen hatten,
den Canal durch Ketten zu sperren, ſind zwar mißlun-
gen, doch soll jetzt an einem andern Orte, wo der Canal
einen Bogen macht, eine Art von ſchwimmender Bat-
terie, die an vier vor Anker liegenden Schiffen befe-
ſtigt würde, angebracht werden. Auch die fraeſten
Schlösser werden von der Landseite durch Außenwerke
verſtärkt, und die Küſten mit neuen Batterien ver|e-
hen, um jede Landung unmöalich zu machen. Tahir
Pajſcha soll das Obercommando über die bei den Dar-
danellen aufgeſtellte Escadre erhalten, und der Theil
der türkiſchen Flotte, der noch aus der Schlacht bei
Navarin gerettet wurde, und bisher bei Mitylene
kreuzte, iſt bereits bei den Dardanellen eingetroffen.
Auch auf der Landseite werden die größten Kriegsrü-
ſtungen gemacht; der Seraskier Huſſein Paſcha sell
sm Laufe des Monats nach Adrianopel gehen, um
über die ſich dort täglich sammelnden regulären Trup-
pen und Militzen den Oberbefehl zu übernehmen. Alle
Handwerker, deren eine Armee bedarf, werden ausge-
hoben, und die ſchismatiſchen Armenier meiſtens als
Bäcker, Schmiede, Stellmacher 2c. zum Dienſte ver-
wendet. Ein Hattiſcherif vom 23. Febr. fordert die
ganze Bevölkerung von Conſtantinopel und der Um-
gegend auf, ſich zu bewaffnen, um auf den erſten
Wink gegen die Ungläubigen ſtreiten zu können. Auch
wird ein bedeutendes Armeecorps bei Erzerum aufge-
ſtelt, um einen etwaigen Versuch der ruſſ. Armee in
Persien gegen die aſtatiſchen Provinzen der Pforte zu
vereiteln.



Vermiſchte Nachrichten.



In eitem Fran k fur ter Blatte liest man un-
term 26. März: Heute hier angekommene Privat-
briefe aus Berlin vom 22. d. enthalten die ſichere

Nachricht, daß die ruſſ. Armee den Pruth paſſirt habe.
~Zu Paris iſt mit dem 18. d. das vierpfündige

Brod, das auf 14 Sous (beinahe 20 Kreuzer) gefal-

len war, wieder auf 148 Sous gestiegen. –~
Der Doctor Jackson .behauptet in seinem Buche über
die Fieber, daß das Spinnengewebe die Fieberan-
fälle auf eine wirkſamere Art ſtille, als die Chinarin-
de, der Arsenik, oder jedes andere bekannte Mittel gegen
das Fieber. Nachdem man den Kranken durch abfüh-
rende Arzneimittei gehörig vorbereitet hat, giebt man
das Spinnengewebe in Pillen von 4 bis 5 Gran,
welche in einem Zwischenraume von 4 bis 5 Stunden
genommen werden. Eben derselbe Doctor setzt hinzu,
daß er bei den verschiedenen krampfartigen Uebeln , z.
B. der Engbrüſtigkeit, der Migraine (dem einseitigen
Kopfweh) und überhaupt bei Uebeln, die aus Reizbar-
keit der Nerven herrühren , jene Pillen sehr nütlich
befunden habe. Er bediente ſich derselben auch mit
Erfolg, als Umſchlag bei äußern Geſchwüren und
Entzündungen. Man muß das Gewebe der ſchwarzen
Spinnen, das ſich in Kellern und andern feuchten und
finſtern Orten findet, hierzu wählen. ö Während
eines Sturmes auf der Rhede zu Cadirx, ſind
am 26. Febr. 52 Schiffe daſelbſt geſtrandet. Das
Unalück soll in Gibraltar und Algeſiras noch weit
größer gewesen ſeyn.
§ Kaufmann.



An kü n d i q u n g e n.



; 1970. -
Mannheim. (Conditore y ge hülfe wird ge-
such t.) Es wird in eine angesehene Conditorey in F ran k-
f urt a. M. ein Gehülfe gesucht, der auch mit Verfer-
tigung des Gefrorenen gut umgehen kann. Das Nähere
iſt bei der Redaction dieser Blätter Lit. L. 2. Nr. 7. zu
erfahren.

Weinhe im.
p fan d s -U v ku n de.) Da ſich in dem vorgeſteckten
Termine auf die ergangene amtliche Aufforderung vo m
31. J anu ar v. J. Niemand gemeldet hat, welcher auf
die von Adam K ohl aus We in he im zu Gunsten des

19sa.

Adam S <mitt in Gorx heim unterm 16. Septbr.

1503. ausgeſtellte, vermiſtte Unterpfands-Urkunde, Anspruch
machte, so wird solche anmit für kraftlos erklärt, welches
zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird.
We inh eim, den 24. März 1828.
Gs ters esu t fsirts - Am k.
e .







Mannheimer Schaubühne.

Sonntag, den 30. März. S echſtes un d letztes
Abonnement -Conc er t im großen Saale.
Während der Charw oche, vo m 30. Mä rz
bis 6. April, bleibt di e Bühne geſchlo ſ-

sen. .



U

Druckerey von F. Ka u f mann’ s Wittwe kit. L. 2. Nr. 7.

(Amor riſi rung einer Unter- -
 
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