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Mannheimer Zeitung — 1828

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https://doi.org/10.11588/diglit.44354#0933

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heimer Z e it u n g
nebſt dem unrerbaltungs:
blatte Ph ö n i x, koſen.
zusammen halbjährlich
vier Fl.

Mit Großherzoglich badiſchem gnädigſt. ausſchl. Privilegium.

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uu fr anki r te Zus
ſchriften werden nicht ans
genommen. Alle Zusens
dungen wolle man

an die Redaction

adresſſiren.
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NE 226..

Freitag, den 19. September

1828., .



Ze itbegebenheiten.



; R u ß l. s n ä. f

Die Zeitung von O d e ſs a vom 18. (39.) August
meldet, daß Ihre Majeſtäten der Kaiser und die Kai-
ſerin nach einer dreitägigen Abwesenheit am 16. (28.)
Abends, auf der nämlicken Jacht,
Nicolaijcff gebracht, nach Odeſa zurückgekommen wä-
ren. Nachrichten vom Kriegsſchauplaße fiudet man
keine darin.
O e s err e i <. it

Im ö s e rr. Be ob. liest man nachſtehende Be-
trachtungen: q,, Die franzöoſiſchen Blätter enthalten
faſt täglich in der Gestalt von Briefen aus Wien
Nachrichten über die Begebenheiten auf dem Kriegs-
ſchauplatze. Da die geograpyhiſche Lage von Wien für
die ſchnellſten Mittheilungen aus dem Oriente beson-
ders geeiguet iſt, ſo benutzen ſte dieſen Umſtand, um
unter einer täâuſchenden Rubrik ihre Leser bald zum
Troſt, bald zum Schrecken, bald aus Vorliebe für die
eine, bald aus Haß für eine andere Parthei mit einem
unerschöpflichen Vorrathe halb wahrer, durchaus fal-
ſcher, und oft gröblich erdichteter Neuigkeiten zu un-
terhallen. Was ſie in der letzten Zeit über die Au-
kunſt eines turkiſchen Bevollmächtigten im ruſſiſcheu
Hauptquartiere ~ über die in Odeſſa eröffneten Frie-
densunterhandlungen – über gewonnene und verlos-
rene Schlachten D über gegenwärtige und zukünſtige
Rriegsoperationen u. s. f. gefavelt haben, iſt sſo wenig
auf dem Boden von Wien gewachsen , daß mit Aus-
nahme einiger verlorner Gerüchte, denen Niemand
hier Glauben beigemessen bat, die Kenntniß aller die-
ſer wichtigen Vorgänge erſt durch die Pariser Zeitun-
gen bei uns in Umlauf g:kommen iſt. Die Erörte-
rung der dabei zum Grauude liegenden Abſichten wäre

wohl conditionirte Lüge auf;

welche ſie nah)

ein leichtes, abet überflüssiges. Geſchäfft. Ein geiſtreis

cher franzöſiſcher Journaliſt hat vor Kurzem ſeinen
Collegen die buſte Anleitung zur Verfertigung ſolcher
Fabricate gegeben; eine Anleitung, die zugleich den
branchbarſten Prüfſtein zum Urtheil über ihre Glaub-
wäürdigkeit gibt. Sie lautet wie folgt: ,,Nehmt eine
könnt ihr keine vorfin-
den, so erfindet eine ; spickt ſie mit einigen wahren,
wenn auch unbedeutenden Nebenumſtänden, ſo daß
das Ganze ein Ansehen von Yechtheit erhält; fügt

einige p .sende Naisonnements hinzu ; baut auf dieſes
b

Gerüſte ein beliebiges Syſtem, eite Meihe augcouuyr

Thatſachen, eine Anklage, oder was ſonſt in euern

Kram taugt; rühmt euch dann, die öffentliche Mei-

nung aufgeklärt oder richtig ausgetegt zu haben , ~
und eure Abſicht iſt ſicher erreicht.!“ Wer erkennt
nicht in dieſer Vorſchrift das leibhafte Modell der
ungereimten Rbapsodien, welche das Journal des De-
bats, der Conſtitutionnel und andere ihres Gleichen
Tag vor Tag mit unermüdlicher Verwegenheit über
die geſammte europäiſche Politik, zur Belehrung und
Erbauung ihrer unwiſſenden und leichtgläubigen Ab-
nehmer über die Welt verbreiten? Wie weit man es
aber in Frankreich in der Kunſt, aus unächten Notiz-
zen, oder auch in Ermangelung aller und jeder No-
tien, aus den bloßen Combinationen einer rüſtigen
Phantaſie, ein vollſtändiges Luftgebäude paolitiſcher
Romane aufzuführen, gebracht hat, beweiset unter an-
dern ein im Meſſager des Chambres vom 29. Aug.
erſchienener, im Moniteur vom 3o. gedachten Monats
wörtlich abgedruckter, langer, mit sichtbarer Sorgfalt

ausgearbeiteter Artikel über die Anwesenheit Sr. Maj.

des Kaisers von Rußland zu Odeſſa. Wir erlauben
uns die einzige Bemerkung, daß dieser Artikel in der
Geschichte des modernen Journalismus Epoche machen
es den 10. Sept. Geſtern ſind alle in das
Luſilager bei Traiskirchen beoxderten Truppen daſelbſt
 
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