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Mannheimer Zeitung — 1828

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https://doi.org/10.11588/diglit.44354#0386

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war ein Chriſt, er blickte glaubig und getroſt in eine
beſsſere Welt hinaus. ; ô

_ Anm 3. Upril fühlte er, daß das Ende ſeiner irdi-
chen Laufbahn nahe sey. Er nahm noch von ſeiner
Gattin, mit der er glücklich uud im Frieden gelebt,
von einem seiner Söhne (der andere war nicht anwe-
send) und von einigen Freunden mit tiefem Getühl
und frommem Glauben Abſchied. Bald darauf rühr-
te ihn ein Schlag und am 4. April Nachmittags um
4 Uhr sſchlummerte er ein. Der Tag ſeines Schei-

dens war der Todestag ſeines Erlösers, an den er ſo

feſt geglaubt und an dem er so treu gehalten hatte.
Der Tag seiner Beerdigung war der Tag der Aufer-
ſtehung des göttlichen Heilandes.

Sein Andenken noch im Tode zu ehren, geruhte un-
ser verehrteſter Regent einen Abgeordneten in der

, Persſon Sr. Erc. des Herrn Staatsminiſters Freih.
von Berckheim zur Beiwohnung des feierlichen Lei-

chenbegängniſses in Höchſtdero Namen zu senden. Auch
von Seiten Ihrer Hoheiten der Herren Markgrafen
von Baden erschien zum nämlichen Behuf ein Abge-
ordneter. Außerdem wurde die Leiche von einer De-
putation der erſten und zweiten Kammer der Stände,
ſo wie von einer Deputation der catholiſchen Kirchen-
Scction und von sämmtlichen Mitgliedern der evan-
geliſchen Kirchenſection, den Geiſtlichen der Stadt,
den Lehrern des Lyceums, dem Stadtmagiſtrat und
einer großen Anzahl anderer Perſonen feierlichzum Grabe
begleite. Herr Hofprediger Martini ſprach in eiuer
schonen Rede die Gefühle der Liebe und Achtung ge-
gen den Hingeſschiedenen an die Anwesenden aus.

Bähr war ein Mann von ausgezeichneten Verdien-
ſten. Wohlwollende Menſchenliebe, mit der sein ge-
fühlvolles Herz am Schicksal seiner Nebenmenſchen in-
nigeu Avntheil nahm, eine liebreiche Bescheidenheit und
“ Freundlichkeit, eine hohe Gewiſsenhaftigkeir in seinem
îGBerutf, eine eifrige Liebe zur Thätigkeit und ein feſter
frommer Glaube an Gott und den Erlöser, den er
ſtets offen und muthig vor der Welt bekannte, waren
die Gruudzüige ſeines Character. Im Umgange
wurde er geliebt und geschätzt. Als Theologe besaß
er in allen Theilen dieser Wiſſenſchaft gründliche Kennt-
niſſe, und als Kenner der Kirchengesſchichte zeichnete
er ſich in hohem Grade aus.
überall beliebt, er wußte durch seine sanſte herzliche
Wärme , mit der er die Ueberzeugung ſeines eigenen
Herzens aussprach, die Gemüther seiuer Zuhörer tief
zu rühren und zu erbauen.

Seine irdische Lauſbahn war nicht von Bedrängniſ-

sen frei. Dieſſeits der Todespforten blühet der wah-
re Friede nicht. Die Krone des wahren Lebens folgt
erſt, ws das ſterbliche Auge nicht mehr weint. Aber
vielfache Beweise der göttlichen Liebe und Gnade hat
der Hingeschicdene während seines Lebens erfahren,
und besſonders auch den Troſt mit hinübergenommen,
seine beiden Söhne, wovon der eine als Profeſſor in
Heidelberg und der andere als Diaconus in Psorzheim
angestellt it, als hoffnungsvolle Männer dem Bater-
lande in ihren Aemtern zu hinterlaſſen. Er selbſt er-
kannte dankbar die Wege der gütigen Vorſehunge ~

Als Prediger war er

„Lauter Güte’ ~~ dieß snd Bährs Worte ~ „sind
die Wege, die mich der Herr führte. Mit Thränen
des feurigſten Dank.s rufe ich zu Gott blickend: Herr
was bin ich uud was iſt mein Haus, dag du mich
ſo geſegnet haſt. Dein Name sey ewig gepriesen l‘-–~
Er hat an Gott geglaubt und an Gottes ewige
Liche in Chriſtus ; er iſt mit dem Glauben, am Thro-
ne des Erlöſers die Seinigen eiuſt wieder zu finden,

î dhinübergegangen z ~ ihm wird geſchehen, wie er ge-

glaubt hat.





HDeit ve ge venyerit en.

o M u. ß kl a u d. G

P eter s burg, den 27. März. Gestern iſt der

Friedenstractat mit Perſten hier angelangt. Heute

ward wegen dieser wichtigen Begebenheit ein Te Deum
in den hieſigen Kirchen geſungen.

Se. Mai. der Kaiser haben den General Paske-

witſch zum Grafen Paskewirſch von Erivan ernannt.

§ r e i e St a d t Or e me n:

Bremen, den z30. März. (Schl.) Geſina’'s Verhaf-
tung war die Folge. Sie war außer ſich und verlor
alle Faſſung. Schon die erſten Verhöre ergaben, daß
ſie mit ſogenannter Mäuſsebutter ihren Miteinwohter
habe vergiften wollen und ihm ſchon öfters dergleichen
eingegeben habe. Spätere Geſtändniſſe sollen es außer
Zweifel seßen, daß sie – mit einem weiblichen, mit



einem. Mutterherzen! – der ſchleichende Würgengel,

die furchtbare Meduſe gewelsen , die so Vielen , welche
ihr beiligſtes Vertrauen dieſem Ungeheuer ſchenkten,
durch ihren heimlichen Giftbecher das blühende Da-
ſeyn verkürzt , als ſtrenge , unerbittliche Parze ihren
Lebensfaden grauſam vor der Zeit zerſchnitten habe !
D Und doch iſt von ihren nächtlichen Höllenthaten
erſt halb der Nebelflor gezogen. – Natch allem aber,
was bis jetzt davon lautbar geworden [und ſich von
Mund zu Munde, unter. dem Siegel der Verſchwie-
genheit, fortpflanzt, sind ihr alter grauer Vater, ihr

erſter Mann , ihr einziger Bruder und -+ |ihre drei
ſchuldloſen Kinder ! die erſten Opfer geweſen , die ih-
rer beiſpielloſen Mordsucht gefallen ſind, – nur um

ungehindert mit. ihrem Liebhaber, deſſen feüher eee
wähnt worden iſt, verbunden werden zu können. Mit
grauenerregender Consequenz iſt ſie dabei zu Werke
gegangen, und es iſt ihr schrecklich gelungen, dureh
die raffinirteſte Heuchelei in Worten und durch Tha-
ten der Wohlthätigkeit, ſo Viele zu täuſchen. Die Miſ-
ſethäterin, die täglich verhört wird, harrt im Gefäng-
niß dem Richterspruch entgegen, der, ohne Zweifel so
beiſpielloſer Schandthaten angemeſſen, einſt über ſie
entscheiden wird.

| Fr a n k r e i <. - . ;
In der Depyutirtenkammer ward dieser Tage ein
Gesetzvorſchlag eingebracht, wornach der Schwester
des Schiffsfähndrichs Biſſon, der ſich am 4. Nov. 1827
an Bord einer, griechiſchen Seeräubern abgenommenen
 
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