Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Zeitung — 1828

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44354#0446

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
weilen beigesetzt worden, bis man ihn in die Fami-
liengruft bringen wird.

Den Körper des fallirten \ Banquiers Paravey hat

man in der Seine gefunden. ;

Die Fregatte Veſtalin, Capitän Graf vonODison-
ville, it aus der Levante kommend, zu Toulon ein-
gelaufen. ; |
Gr o ß br it an ni e n.

London, den 22. April. Cons. 83:.

Der Herzog von Cumberland iſt mit seinem Sohne,
dem Prinzen Georg, hier eingetroffen.

Aus Ma l ta vom zr. März erfährt man, daß
der ruſſiſche Admiral von seinem Hofe Befehl habe,
ſich mit seiner Escadre vor die Dardanellen zu bege-
ben und da weitere Ordre abzuwarten. Im Hafen
von Malta liegt eine engl. Fregatte, die beſtimmt iſt,
den Obriſten Craddock, wenn er von seiner diploma-
tiſchen Misſſton bei dem Vicekönig von Egypten zu-
rückkommt, nach England zu bringen. ;

Der Schauſpielerin Mad. Schütz in London ſind
Kleinodien von ungefähr 5500 fl. an Werth gestohlen
worden.

Bei den letzten Assiſen, die in der Stadt Londott

gehalten wurden, hat der Präſident am 17. d. M.

die Todesſtrafe gegen 32 Individuen auf einmal aus-
gesprochen, wovon 9 wegen Diebſtahl mit Einbruch,
1 wegen Verfälschung in Handelspapieren, 7 wegen

Diebſtahl in einem Privathauſe, 10 wegen Schmugg-

lerei und Widersetzlichkeit gegen die öffentliche Ge-
walt, 2 wegen Pferdediebſtahl, 2 wegen Hochverrath
und einer wegen Straßenraub.

P 6 œr t u g .6 [.

Li s sa bon, den 9. April. Vorgeſtern war der
Staatsrath versammelt ; man versichert, der Infant
habe die Räumung der Forts, welche die Engländer
noch immer beſsetzt halten, energisch verlangt.
_ In unferer Diplomatie werden große Veränderun-

gen vorgenommen werden. Man ſpricht von der Zu-
rückberufung unserer Gesandten in Rom, im Haag
und an andern Höfenz allein ihre Nachfolger ſind
noch nicht bekannt. Indeſſen glaubt man, daß unſer
Gesandter in Wien auf seinem Polten bleiben werde z
er iſt nicht allein ein Mann von Verdienſt, sondern
er hat sich auch gegen den Infanten sehr lobenswerth
betragen. ;
_ Der Haß, den Don Miguel gegen den Marquis
von Palmella hegt, ſcheint aus der Zeit herzuſtammen,
wo der König Johann VI. ſich an den Bord des
Windſor-Caſtle flüchtete. Man jagt nämlich, daß der
Marquis dem damaligen Monarchen vorſchlug, Don
Miguel zu enterben ; dieser Vorschlag wurde vom Kö-
nige verworfen; da aber der Marquis ihn ſchriſtlich
aufgesetzt hatte, ſo behielt ein Bureau - Chef, Namens
Sa, das Concept davon, und überbrachte es jüngſthin
der Königin. :

T üur t. e: i
Trieſt, den 19. April. Briefe aus Corfu vom

1%2. Apyril melden, daß auf Befehl des Lord Obercom-

miſſärs die Häfen von Navarin und Modon in Blo-
cadeſtand erklärt, und mehrere engliſche Kriegsſchiffe

dahin beordert sind, die bereits die Zufuhr sperren.
Nur den Schiffen, welche aus diesen Häfen nach Ale-
xandria gehen wollen, iſt das Auslaufen erlaubt. Der
Lord-Obercommissär wollte ſich in einigen Tagen ſelbſt
nach Zante begeben. w.. .

Livorno, den 18. April. Die Nachrichten, die
wir aus Aegypten über den Zuſtand Griechenlands

eit Ankunft des Präſidenten Capodiſtrias erhalten,

lauten ganz dem entgegengesetzt, was wir in öffentli-
chen Blättern leſen. Die Wahrheit mag wohl in der

Mitte liegen. So wie es ſchwer iſt zu glauben , daß

nun mit Einemmale ein so zügelloſes, aller Ordnung
widerſtrebendes Volk ein in schöner Harmonie und
Einigkeit dem oberſten Willen gehorsam gehorchendes
Ganzes darstelle, ſo mögen auch die ägyptischen Nach-
richten durch muselmännische Auffärbung mehr Schat-
ten bekommen haben. Nach diesen soll noch immer
dieselbe Anarchie herrschen und Graf Capodiſtrias nur
durch die europäiſchen Kriegsſchiffe ſich erhalten, ohne
welche ſein Leben in größter Gefahr schweben würde.
Der Mangel an Geld soll beſonders den Präſidenten
in große Verlegenheit setzen. Die über Malta einges
gangenen Nachrichten beſtätigen einigermaßen die aus
Negypten. Gerüchten zufolge hätte nunmehr der Obriſt
Craddock vom Viceköónig von Aegypten eine be-
ſtimmte abschlägige Antwort auf ſein Begehren , die
Truppen aus Morea zu ziehen, bekommen. In Folge
deſſen soll der Obriſt mit einer Blokade gedroht has
ben. Auf diese ſcheint man übrigens in Alexandria
ſchon länger gefaßt zu ſeyn. Die Erndten in Aegyp-
ten ſind nicht zur Hälfte so einträglich ausgefallen,
als man es angegeben hatte. Besonders iſt vies mit
Baumwolle der Fall, indem statt 1 30,000 kaum 60,000
Ballen ſich vorfinden. Die Kaufleute, welche dem Pa-
ſcha, um die Consignation derselben zu bekommen, große
Summen vorgeſtreckt hatten, befinden ſich dadurch in
großer Verlegenheit. : ;
Joniſche Inseln, den 10. April. Nichts wirkt ſo
nachtheilig auf unsere Handelsverbindungen, als der
Zuſtand der Ungewißheit, der seit den leßten drei
Monaten hier herrſcht, und jede Art von Speculation
verhindert. Der noch immer nicht erfolgte zuſammen-
tritt der drei Botſchafter der vermittelnden Mächte
auf Corfu, die ſeit dem Monat December daſelbſt mit
Beſtimmtheit erwartet wurden, und denen die Leitung
der orientaliſchen Unterhandlungen übertragen werden
ſollte, veranlaßt viel Beſorgniß. Inzwischen läßt die
Anwesenheit des Grafen Guilleminot zu Corfu, der
hier seine Collegen erwartet , die Nähe des Hrn. von
Ribeaupierre, der ſich zu Florenz aufhält und die Ge-
wißheit, welche man hier von der baldigen Ankunft ei-
nes englischen Bevollmächtigten zu haben ſcheint , die
endliche Verwirklichung jenes Zuſammentritts immer
noch hoffen. Die Lage von Morea, die einerseits durch
den Abzug der egyptiſchen Truppen aus dem Innern
des Landes ein friedliches Ansehen erhielt, andererseits
aber durch die Blocade der Häfen von Navarin und
Modon, welche die engliſchen und franzöſiſchen Kriegs-
ſchiffe ſeit einigen Tagen gesperrt halten, einen förm-
lichen Bruch der Verbündeten mit der Pforte besorgen
 
Annotationen