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Mannheimer Zeitung — 1828

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https://doi.org/10.11588/diglit.44354#0515

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bei Annäherung der ruſſiſchen Armee auf türkisches
Gebiet, und nicht, wie es ihr Wunſch gewesen seyn

. soll, auf öſtreichiſches zurück zu ziehen, werden sich

wahrſcheinlich nach Conſtantinopel begeben. Graf

Pahlen, der zum Civilgouverneur der Fürſtenthümer

ernaunt iſt, wird seine Reſidenz vorerſt in Jaſſy neh-
meu, und ſich erſt ſpäter nach Buchareſt gegeben. Der
ruſſiſche Kaiſer wird bis zum 24. Mai in Jaſſy er-
wartet, wohin alle Meldungen gemacht werden müſſen.
und sich auch alle Perſonen zu verfügen haben , die
den Monarchen zu sprechen wünſchen. Graf Witt-
genſtein commaudirt die Armee en Chef, Graf Wo-
ronzow den einen Flügel, und Graf Peter Pahlen,
Bruder des Civilgouverneurs der Fürſtenthümer die
'geſammte Cavallerie. Die Türken betreiben die Kriegs-
anſtalten zwar mit Eifer, aber sie dürften den überle-
genen Streitkräften der Ruſſen ſchwerlich gewachsen

Heyn. . Man hegt daher hier und bei der ruſfiſhen
HYrmee die Ueberzeugung, daß der Krieg mit Einem
Feldzuge beendigt ſeyn, und die Türken schnell ſich zur

Nachgiebigkeit entſchließen werden. .Das in Conſtan-

tinopel entworfene. Man if e ſt, deſſen Inhal man

ſchon kennen will, dürfte jedoch eine größere Idee von

den Vertheidigungsmitteln der Türken geben. Es sol
keine geringere Abſichten aussprechen, als die Chriſten-_

heit, die es wagt, den Islamismus anzugreifen, und
die unter den ruſſiſchen Fahnen auf türkischen Boden

eindringt, in ihre Gränzen zurückzuwerfen, und mit
dem Schwerte in der Hand die läſtigen Bedingungen
gzu lösen, die man ſeit einer Reihe von Jahren untek
verſchiedenen Vorwänden und Formen der hohen
Pſorte abgedrungen hat. Jeder Muſelmann soll ei-

len, unter die Fahne des Propheten zu treten, und

mit ſtarkem Arme die heilige Religion zu vertheidigeen.
die Bruſt eines jeden Muſselmanns soll ein Bollwerk

für dieselbe werden, und der Untergang jener gehaßten
Ruſſen kann nicht zweifelhaſt seyn. Die Pforte soll
in ihrem Manifeſte von den ihr zugefügten Beleidigun-
gen und Beeinträchtigungen sprechen , und den Trac-
tat von Akjerman als einen ihr aufgedrungenen Act

îdharſtellen. Die türkiſchen Feſtungen, welche zur Zeit

der Akjerman’ſchen , Conferenzen von den Ruſſen: ge-
gen alles Recht zurück behalten worden, ſeyen Beweis-

se der Habſucht dieſcr gefährlichen Nachbarn , die je..

tust. der Muth der Ottomannen zu bändigen wiſsſen
e. 1§

Seml in, den 7. Mai. In das Königreich Ser-
vien ſollen nun türkische Truppen eingerückt ſeyn.
Die Zahl derselben, außer den Besatzungen der Fe-
ſtungen, soll ſich jekt auf 20,000 Mann belgufen..
Der Paſcha, der den Oberbefehl über die türkiſchen
Truppen in Bosnien hat, iſt zum Paſcha von Sili-

ſtria ernannt , und hat den Oberbefehl über die Do-

nauarmee erhalten. Es. iſt ihm aufgetragen, ſich unn Jrauenzimmer und einem Garde du Corps ſtatt.

Die junge liebende, verrathene und verlassene Pecrſou
hatte die Ausforderung geſchickt, den Ort und die

verzüglich zu seiner neuen Beſtimmung zu begeben und

alle ſtreitfähige Mannſchaft aus Bosnien mit sich zu
nehmen. Die Haustruppen aller Paſcha’'s in Euro-

pa ſollen in ein eigenes Corps formirt, und sinem
besondern Anführer untergeben werden.

ſegeln.

Trie ſ, den 6. Mai. Ein in 10 Tagen von Co-

fu einasetroffener Schiffer erzählt, daß die im dortigen
Hafen liegenden 2 franzöſiſchen Fregatten und 2
„ Briggs die Expedition von Toulon mit 10,090 Marn

erwarteten, um mit derselben vereint nach Morea zu

“V o m 8. Mai. Vir haben Briefe aus Con-

ſtantinopel bis zum 12., und aus Odeſſa bis zum 25.

April. Sie erzählen, eine im ſchwarzen Meer kreu-

zende ruſſiſche Fregatte habe in der Nähe von Varna
ein Boot ans Land geſchickk, um Waſſer einzunehmen,
dieſes Boot sey aber von den Türken angefallen wor-

den, worauf die Fregatte sich dem am Ufer gelege-
nen Fort genähert und es durch Kanonenfeuer zer-

ſtört habe. Diese Nachricht scheint doch noch nicht ganz
verbürgt. Uebrigens erwartete man zu Odeſſa mit
jedem Augenblick den Ausbruch des Krieges. Die Re-
gierung miethete fortwährend mehr Schiſfe zum Trans-
port von Truppen. Die Türken ließen keine Schiffe

bei Conltantinopel mehr vorbeipäſſiren.

Jouiſche Inseln, den 27. April. Wir ſind
hier unterrichtet, daß der Krieg zwiſchen Rußland und
der Pforte unvermeidlich sey, und daß die Feindselig-
keiten zu Lande bereits angefangen haben dürften. Zu-
gleich erfahren wir , daß die Conferenzen zu Corfu
dennoch ſtatt haben werden , daß Hr. v. Ribeaupierre

täglich dasetbſt eintreffen kann , und daß Hr. Strat-

ford-Canning ſpäteſtens bis zum 28. Mai mit seinen

zwei Collegen, dem Grafen Guilleminot und Mar-
quis v. Ribeaupierre vereinigt seyn, und wit ihnen un-
verzüglich die Lage Griechenlands in Berathung ziehen
wird. Auch jollen in London die Conferenzen zwiſchen
Lord Dudley, Fürſt Lieven und Graf Polignac wie-
der eröffnet , und von da aus die künſtigen Verhält-

niſſe Griechenlands beſtimmt werden. Es iſt nicht
unmöglich, daß die drei dem Londoner Traetate beige-
tretenen Mächte in Kurzem Conſuln bei der griechi-
schen Regicrung ernennen, obgleich, wie es alkgemein
heißt, die Pforte die Souverainität über Griechenland
behalten wird, wodurch die politiſche Stellung Grie-

chenlands jener der Fürſtenthümer Moldau und Wal-
lachei ähnlich würde.. : s



Vermiſchte Nachrichten.

. t



L Anr 12. Mai ſind Ihre kön. Hoh. die serwittwete
YHrau Fürstin von Thurn und Taxis von Regen s-

burg in das Heilbad zu Gaſtein abgereiſt. – Es iſt

unter dem Titel: „Die Prima Donna’, eine Erzäh-
luug unserer Zeit, eine Novelle erscheinen, worin Dle.

Sonntag die Hauptperson seyn soll. Vor Kurzem
hatte zu Pa ri s ein Duell zwischen einem jungen

Wahl der Waffen beſtimmt. Der Krieger nahm die
Ausforderung an. Man fand ſich am bezeichneten

î_ Orte mit den Secundanten eir, von detten einese die
 
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