Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Zeitung — 1828

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44354#0518

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
go Mill., verlangte Hr. Benj. Conſtant, mit Heſtig-

keit die Wunden der Verwaltung berührend, unteran-_

dern, die Miniſter sollten /erſt Rechenſchaft ablegen,
ehe man ihnen den Credit bewiligkſen. Hf
In einem unserer Morgenblätter liest man folgens

de Details über den Feldzug der Ruſſen: „„Nicht alle

Feſtungen liegen auf dem rechten Ufer der Donau,

auf dem linken befinden ſich : 11 Turnow (Turnuh),

Nicopolis gegenüber; 2) Giurgewo , (Dſchurdschevo)

Brückenkopf von Ruſschtschuk, ein Platz mit 18,000 Ein-

wohnern, der 1790 eine regelmäßige Belagerung ge-
gen den Prinzen von Coburg aushielt ; 3) Brahilow
(Praila), das 28,000 Einwohner zählt, und deſſen
Feſtungswerke im Jahre 18909 geschleift, im Jahr
1820 aber wieder hergeſtellt wurden ; Gallatz, ein wich-

_ tiger Punkt zwischen der Mündung des Sereth und
. jener des Pruth ; glauben die Ruſſen wohl, daß die

Türken diese Feſtungen, wovon eine (Brahilow) die
. Ruſſen bei einem Sturme, den ſie darauf wagten,
7000 Mann gekostet hat, aufgeben werden, ohne ſie
zu vertheidigen zu suchen ? Können die Russen ihrer-
eits die Fürſtenthümer besetzen, ohne diese befeſtigten
Punkte anzugreifen? ~~ Die große ruſſiſche Armee

. wird also vorrücken, indem ſie längs der Küſte hin-
jzieht, und zwiſchen Varna, welches sie nur einzuſchlie-
. Hen, und den Engpäſſen von Schumla, die sie nicht zu

Ppaſſiren braucht, hindurchdringt. Das größte Hinder-
niß, worauf ſie in dieſer Richtung ſtoßen wird, iſt
Q Bazardjik, wo der bekannte Peklivan am z. Juni

1810 zum Gefangenen gemacht wurde. Diese auf ei-

nem niedrigen Boden gelegene , durch einige viereckige
Thürme und einen ſchlechten Erdwall beſchützte Stadt
kann indeſſen keinen langen Widerſtand leiſten, und
man wird über Pravadi am Meerbuſen von Burgas
ankommen. Hier wird man die Flotte antreffen, von
. hier wird die neue Operatiouslinie auslaufen, die in-
dem sie ſich auf Vierzig- Kirchen richtet, zu gleicher
. Zeit Schumla und Adrianopel in den Rücken nehmen
wird. Partielle Landungen auf der aſiatiſthen und
-. auf der europäiſchen Küſte werden den Bosphorus

. Ödcdofrunen, und den Marſch auf Conſtantinopel ſichern.

. Ich spreche nichts von den abgesonderten Corps, wo-

von das eine , indem es längs dem Donauthale hin-
îaulzieht, die feſten Pläte belagern und einſchließen,
. "das andere von Budchareſt aus bei Ruſchtſchuk über
‘die Donau gehen, und auf Osman - Bazar oder auf

Ternova marſchiren wird, mehr zu dem Zwecke , die
feindlichen Streitkräfte zu zertheilen, als ſich einen

; Weg über den Balkan zu bahnen. –~ Es iſt augen-
. ſcheinlich, daß die Türken, welchen der französische
î . Corporal Gaillard, dieſer große Lehrmeiſter Seiner

Hoheit, keinen umfassenden Unterricht in der Krirgs-
kunſt hat ertheilen können , sehr verlegen über die
Auswahl eines Schlachtfeldes ſeyn werden. Die par-
tiellen Vertheidigungen von Flecken, Dörfern , einige
befeſtigte Punkte, halten keine großen Kriegsheere auf.

Wir ſahen ſie zwiſchen den furchtbaren Verſchanzun-
gen von Maubeuge , Valenciennes hindurch dringen,

und die drei Linien feſter Plätze verachten, die uns
Vaubans Genie für unüberwindlich hinterlaſſen hat-

te. Katin man nach diesem Beispiele glauben , daß

einige ſchlecht befeſtigte Städtchen und Schlöſſer die

Ruſsen aufhalten werden? Man wird es auf eine
eutſcheidende Schlacht müſſen ankommen laſſen. Die

Türken werden dabei mit jener unvollſtändigen Unter-

weiſung auftreten, die, nachdem ſie ihren Religions-

fanatismus zerſtört hat, ohne ihn durch ein gänzliches
Selbſtvertrauen zu ersetzen, ſie leichter zu besiegen mas

chen, und ihnen zugleich einen Troſt darüber darbies
ten wird, besiegt worden zu seyn. – Wie werden ſie
Conſtantinopel vertheidigen, das mit seinen 15 Vor-
ſtädten beinahe 12 Stunden im Umkreiſe hat? Zwar
iſt der Boden sehr ungleich, mit mehr oder weniger
tiefen Moräſten durchſchnitten; die Verbindungswege
ſind beschwerlich, lang, enge uud verlcihen ihrem un-

geſtümen Muthe Gelegenheit, einige vou. jenen unver-

mutheten Angriſfen, von jenen plötzlichen Ausfällen
zu wagen, worin ſie ſich so furchtbar beweisen ; die

Vorſtadt Ejub im Nordoſten der Hauptſtadt bietet

eine bewunderungswürdige Poſition zu einem ver-
ſchanzten Lager dar, wovon das auf der Höhe liegen-
de Dorf Thopocheliskoi der Schlüssel iſt; aber alle
dieſe Vortheile würden durch die Gegenwart einer
Flotte vernichtet, die mit Landungstruppen an Bord,

. durch den Bosphorus dringt. Vom Seehafen aus
geſchah es, daß 20,000 Franzosen und Venetianer ſich

im Jahre 1204 der Stadt Conſtantinopel bemächtig-
ten, die damals ſchon über 400,000 Einwohner ent-

hielt.

just. G r o ß b r i t a n n i e tu. e
Hus Malta vom 1z3. März wird geſchrieben, an
Bord der ruſſiſchen Flotte sey eine Meuterei entſtan-
den, veranlaßt durch die Vertheilung der Medaillen,
welche der Kaiser geschickt hatee. Die Matroſen wel-

che keine erhielten, empörten ſich. Admiral Heiden hatte
die Rädelsführer arretiren und neun derselben. hin-

richten laſsen.

Londoner Blätter geben aus der in Caleutta erſchei-
Nnendeu Regierungszeitung vom z. Dec. folgenden Ar-

tikel: „„Wir baben Briefe aus China und dem nördli-
c<en Indien erhalten, die alle melden, daß der Auf-

rauhr, welcher in der chineſiſchen Tartarei ausgebro-
chen war, durch die Waffen und den Einfluß dex

Chineſen geſtilt worden sey. Diese vom Himalaya
erhaltene Nachricht gründet ſtch aus Briefe aus Shal-
kur, welche verſichern, die Chineſen hätten die Tar-
taren gänzlich geſchlagen, von denen eine große An-

zahl nach Lehdakh entflohen iſt, obgleich dieser Staat
ihnen keine recht ſichere Freiſtätte gewähren kann,
weil er ſelbſt unter dem mächtigen Einfluſſe China's
ſich befindet. Die Briefe aus China geben umſtänd-
lichere Nachrichten hierüber. Rachdem die Tartaren

dreimal von den Chineſen waren geschlagen worden,
gelang es ihrem Obergeneral Chang - Ke - Urk, zum
großen Mißvergnügen Sr. fkaiſerl. Majeſtät, zu ent-
wiſchen. Auf jene drei gewonnenen Schlachten folgte

‘die Einnahme von]Khoten und endlich von Yarkhetnd,

wo eilf Anführer der Rebellen hingerichtet wurden.
Die kaiserliche Armee rückte bis nach Caſhgar vor,
 
Annotationen