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Mannheimer Zeitung — 1828

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https://doi.org/10.11588/diglit.44354#0724

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so beweglichen Nation mehr als gewöhnliche Kräſte
erforderlich ſind, um ste im Zaume zu halten. Er
dürfte auch von dem Grundfatze abweichen, die Con-
ſtitution von Epidaurus als einziges Mittel anzuſehen,
die Griechen zur Civilisation zurückzuführen, und ſich
entschließen , ſeinexr Präſidentenwürde mehr Gewalt
beizulegen, als der Vertrag gestattet, wozu eine vor

Hurzem entdeckte Verſchwörung gegen seine Perſon,

die Colocotroni leitete, viel beigetragen haben mag.
Diese Verschwörung iſt glücklicher Weise entdeckt, und
Colocotroni und 25 Mitſchuldige ſind gefänglich ein-
gebracht worden. Die mit den Anträgen zur Amneſtie
nach Griechenland abgeſchickten griechiſchen Biſchöffe
hat der Graf Capodiſtrias am 3. Juni in Poros fei-
erlich empfangen, sie aber auch eben ſo, und mit dem
Brdeuten , ſich nicht ferner auf griechiſchem Gebiete

blicken zu laſſen, verabschiedet, da ihre öffentlichen

Predigten, wodurch sie das Volk zum Gehorsam gegen

die Pforte aufforderten, von der griechiſchen Regierung

micht geduldet werden könnten. Die financiellen An-
gelegenheiten des griechiſchen Präſidenten haben jedoch
eine günſtigere Geſtalt erhalten; die alliirten Höfe
sollen ſich verpflichtet haben, demselben wonatlich
100,090 Thaler anzuweiſen. Es heißt, daß Graf
Capodiſtrias dieſe Summen meiſtens zur Werbung
„von Soldaten verwendet. – Ibrahim Paſcha ſoll gro-
Hen Mangel an Lebensbedürfniſſen leiden, und er
dürfte bei längerm Verweilen in Morea. auf das YAeu-
Herſte getrieben werden, da der Admiral Cobdrington
und der Graf Guilleminot ihm ſchriftlich den Willen
ihrer Höfe, jede Zufuhr von Lebensmitteln für die
egyptiſchen Truppen zu hindern, bekannt gemacht ha-
ben, und da demnach die Blocade von Navarin nnd
Modon auf das Strengſte angeordnet worden iſt.
Die Blocade von Aleravndrien findet bis jetzt noch nicht
ſtatt. Hier leiden wir jedoch sehr an Lebensmittelu ,
und die Getreidepreiſe ſind so geſtiegen, daß in der
Stadt ein förmlicher Aufſtand ſtatt fand. Die Wei-
ber der Laſtträger hatten das Haus des Miridſchi der
Pforte belagert, und mit Ungeſtuüm die Herabsetzung
der Getreidepreiſe verlangt ; der Paſcha sah ſich, um
größerm Unglücke vorzubeugen, genöthigt, dem Verlan-
geit derselben nachzugeben. Seitdem wird aus dent
Magazinen von Smyrna der nöthige Bedarf von Mehl
für die ärmere Volksclaſſe an die Vorſteher der Quare
“tiere abgegelen. its



Vermiſchte N achrichten.



In Aachen iſt aus Berlin die dort verfertigte Mar-
morbüſte der Kronprinzeſſin Eliſe angekommen,, und
wird alsbald in dem neuen Trinkbrunnen, der den

. HYUamen der erhabenen Fürſtin trägt, aufgeſtellt werden.

Das größte Kriegsſchiff, wovon man je gehört,

iäßt die nordamericaniſche Regierung gegenwärtig bauen.

ZIT

Druckerey von F. Kaufma n n's Witwe vit. L. 2. Nr. 7. (hi

Daſſelbe soll nämlich nicht weniger als 180 Ca-
î nonen, meiſt Neunzigpfünder , iragen, und ein ſtau-
mnenerregendes Schiff werden, das wohl im Stande
seyn dürfte, mit mehrern Fregatten auf einmal ſich in

Kampf einzulaſſen.



aum



An k ü n d i g un g e n.



Mannheim. (Au fg ck r ener Leichnam.)
Nach obrigkeitlicher Nachricht iſt am s. d. zu Worms
ein weiblicher, ungefähr 24 bis 30 Jahre alter Leichnam,

mittlerer Größe, mit schwarzen Haaren, gewölbter Stirn,

ſiumpfer Nase und vollkommenen Geſichte am Rheinufer

gelandet wordens
_ Hekleidet iſt er gewesen mit einem gelben baumwollo-

nen, roth und weiß geblümten Kleide, mit einem Chaqui-
net - Unterrocke von braunem Grunde , gelb, roth und
blau gewürfelt ; derselbe Rock hat oben einen Bund von
gelb gefärbtem Tuche mit einem weißleinenen Corſette,
an dem sich ein Blanchette von Nußbaum-Heolz befindet,
mit einem ausgenähten Chemiſettchen, weißen baunwol-
lenen Strümpfen, ſchwarzen wichsledernen Bändelſchuhen,
und mit einem ganz guten hänfenen Hemde , das mit
B. F. bezeichnet iſt. ge !
Dieles wird der Herkunft - Erforſchung wegen bekannt
gemacht. : ; §é
Mannheim, den 12. Jui 112.
Gro ßherz o gl. Ba d. Stadt - Amt.
W i l ts u &
w rdt. Hoffmann.
2440;
Stuttgart. CLiteräri sche Anzeige.) . Bei
Carl Hoffmann in Stuttgart iſt erſchienen, und

„n Mannheim bei Tobias Löffler und

S < wan u. Götz zu haben: +tsz;zth
Practiſche Geometrie oderAnleitung zum Plan-
aufnehmen und Feldmeſſen. Nebſt den trigonome-
triſchen Grundlehren und einer Anweisung zur Hö-
henmeſssung durch das Barometer, von Profeſſor C.
F. Dey hle. Mit A Steintafeln. Zweite Auflage.
gr. s. br. 1 fl. 30 fr. oder 1 Ehlr.
Die Vorzüge obigen Werkes haben ſich allen Käufern
der erſten Auflage bewährt. Es enthälc einevollſtändige,
ohne algebraiſche Formeln auf leicht zu behaltende Regeln
zurückgeführte, und durch Zeichnungen erläuterte Anlei-
tung zur practiſchen Feldes: und Landes-Vermeßkunſt, und
iſt für practiſche Geometer und solche Personen beſtimmt,
die ihres Amtes wegen dem Verfahren bei Aufnahmevon
Plänen nicht fremd bleiben dürfen.



Mannheimer Schaubühne.



Sonntag, den 20. Juli : Othello. Oper von Ro ſ-
ini. Hr. Ha mbuch – Roderze.

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