auch hinsichtlich der Ähnlichkeit, die antike
Stilfiguren mit den modernen Formen der Pu-
blizistik und speziell der Werbung aufweisen.
Ein sehr informativer gemeinsamer Besuch der
Ausstellung „Unter dem Vulkan" in der Bun-
deskunsthalle in Bonn am Sonntagnachmittag
rundete das Programm der Jahrestagung ab.
Zum Schluß wurden als Themen für die 8. Ta-
gung (Mai 96) vorgeschlagen: Probleme des
Anfangsunterrichtes (z. B. Einzelsätze/Texte;
Grammatikeinführung); Problem der nd-
Formen; Texterschließungsmethoden; Einheitli-
che Maßstäbe bei der Klausurenkorrektur.
K. HASLER, L. LlESENBORGHS, G. SCHWABE
Kann man Abiturienten das Griechisch-
Studium empfehlen?
Die Professoren Walter Nicolai und Ch.
Riedweg vom Seminar für Klassische Philolo-
gie der Universität Mainz haben an alle Grie-
chisch-Lehrerinnen und -Lehrer an den Gym-
nasien in Rheinland-Pfalz folgenden Brief ge-
sandt:
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wie Sie wis-
sen, ist seit einiger Zeit die Anzahl der Grie-
chisch-Studierenden in Mainz wie an anderen
Universitäten langsam aber stetig zurückgegan-
gen und hat sich inzwischen auf einem tiefen
Niveau stabilisiert.
Der Rückgang scheint auf der einen Seite
durchaus verständlich. Die restriktive Einstel-
lungspolitik der Länder wirkt sich bei den Alten
Sprachen allgemein und besonders beim Grie-
chischen sehr ungünstig aus, und es ist deshalb
in der Tat sorgfältig zu prüfen, ob bzw. in wel-
chem Umfang man jungen Menschen eine
Ausbildung zum Griechisch- und Lateinlehrer
guten Gewissens empfehlen kann. (Auf jeden
Fall sollte denjenigen, die sich beim Lehramts-
studiengang für die von der Sache her nach wie
vor wünschenswerte Verbindung der Fächer
Griechisch und Latein entscheiden, der Rat er-
teilt werden, zusätzlich ein drittes Fach zu stu-
dieren.)
Auf der anderen Seite jedoch fragen wir uns, ob
eine Entwicklung, wie sie in vielen anderen
Fächern zu beobachten ist, nicht auch in der
Gräzistik sinnvoll wäre. Der Zusammenbruch
des traditionellen Berufsmarkts für Geisteswis-
senschaftler hat nämlich dazu geführt, daß die
Mehrzahl der Studierenden heute nicht mehr das
Staatsexamen, sondern das Magisterexamen
anstrebt, das in den letzten Jahren offenbar - wie
neuere Untersuchungen zu bestätigen scheinen -
den Zugang zu einer Vielzahl von Berufsfeldern
eröffnet hat (vgl. den Artikel „Humboldt ist
lebendig. Geisteswissenschaften an der Mas-
senuniversität" von Dieter Langewiesche, im
Feuilleton derF.A.Z. vom 21. 12. 1995).
Wir meinen nun, daß für diejenigen unter Ihren
Schülerinnen und Schülern, die nicht primär
eine pädagogische Berufung verspüren, sondern
sich durch ein Magisterstudium für andere Tä-
tigkeiten qualifizieren wollen, das Fach Grie-
chisch gewiß nicht weniger geeignet ist als ir-
gendein anderes. Im Gegenteil, im Hinblick auf
die von uns allen immer wieder erfahrene lite-
rarische und philosophische Qualität unserer
Texte wie auch auf die individuelle Betreuung,
die in solch einem ,Orchideen'-Fach noch
möglich ist, scheint uns das Studium des Grie-
chischen für die verschiedensten späteren Be-
rufstätigkeiten sogar besonders empfehlenswert
zu sein.
Wir möchten Sie daher nachdrücklich ermun-
tern, Schülerinnen und Schüler in diesem Sinn
zu einem Studium des Griechischen als eines
Faches, das fraglos wichtige Schlüsselqualifika-
tionen zu vermitteln vermag, zu motivieren.
Verbunden mit großem Dank für Ihren uner-
müdlichen Einsatz für unsere Fächer an der
Schule verbleiben wir mit allen guten Wün-
schen
Ihre W. NICOLA} und CH. RlEDWEG, Mainz
Zum Tod von Heiner Müller. Dem Gräzisten
ist der unlängst verstorbene Heiner Müller vor
allem durch seine bedeutsame Antikerezeption
ein Begriff („Philoktet" usw.). So lernte ich ihn
denn auch (ebenso wie den um die szenische
115
Stilfiguren mit den modernen Formen der Pu-
blizistik und speziell der Werbung aufweisen.
Ein sehr informativer gemeinsamer Besuch der
Ausstellung „Unter dem Vulkan" in der Bun-
deskunsthalle in Bonn am Sonntagnachmittag
rundete das Programm der Jahrestagung ab.
Zum Schluß wurden als Themen für die 8. Ta-
gung (Mai 96) vorgeschlagen: Probleme des
Anfangsunterrichtes (z. B. Einzelsätze/Texte;
Grammatikeinführung); Problem der nd-
Formen; Texterschließungsmethoden; Einheitli-
che Maßstäbe bei der Klausurenkorrektur.
K. HASLER, L. LlESENBORGHS, G. SCHWABE
Kann man Abiturienten das Griechisch-
Studium empfehlen?
Die Professoren Walter Nicolai und Ch.
Riedweg vom Seminar für Klassische Philolo-
gie der Universität Mainz haben an alle Grie-
chisch-Lehrerinnen und -Lehrer an den Gym-
nasien in Rheinland-Pfalz folgenden Brief ge-
sandt:
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wie Sie wis-
sen, ist seit einiger Zeit die Anzahl der Grie-
chisch-Studierenden in Mainz wie an anderen
Universitäten langsam aber stetig zurückgegan-
gen und hat sich inzwischen auf einem tiefen
Niveau stabilisiert.
Der Rückgang scheint auf der einen Seite
durchaus verständlich. Die restriktive Einstel-
lungspolitik der Länder wirkt sich bei den Alten
Sprachen allgemein und besonders beim Grie-
chischen sehr ungünstig aus, und es ist deshalb
in der Tat sorgfältig zu prüfen, ob bzw. in wel-
chem Umfang man jungen Menschen eine
Ausbildung zum Griechisch- und Lateinlehrer
guten Gewissens empfehlen kann. (Auf jeden
Fall sollte denjenigen, die sich beim Lehramts-
studiengang für die von der Sache her nach wie
vor wünschenswerte Verbindung der Fächer
Griechisch und Latein entscheiden, der Rat er-
teilt werden, zusätzlich ein drittes Fach zu stu-
dieren.)
Auf der anderen Seite jedoch fragen wir uns, ob
eine Entwicklung, wie sie in vielen anderen
Fächern zu beobachten ist, nicht auch in der
Gräzistik sinnvoll wäre. Der Zusammenbruch
des traditionellen Berufsmarkts für Geisteswis-
senschaftler hat nämlich dazu geführt, daß die
Mehrzahl der Studierenden heute nicht mehr das
Staatsexamen, sondern das Magisterexamen
anstrebt, das in den letzten Jahren offenbar - wie
neuere Untersuchungen zu bestätigen scheinen -
den Zugang zu einer Vielzahl von Berufsfeldern
eröffnet hat (vgl. den Artikel „Humboldt ist
lebendig. Geisteswissenschaften an der Mas-
senuniversität" von Dieter Langewiesche, im
Feuilleton derF.A.Z. vom 21. 12. 1995).
Wir meinen nun, daß für diejenigen unter Ihren
Schülerinnen und Schülern, die nicht primär
eine pädagogische Berufung verspüren, sondern
sich durch ein Magisterstudium für andere Tä-
tigkeiten qualifizieren wollen, das Fach Grie-
chisch gewiß nicht weniger geeignet ist als ir-
gendein anderes. Im Gegenteil, im Hinblick auf
die von uns allen immer wieder erfahrene lite-
rarische und philosophische Qualität unserer
Texte wie auch auf die individuelle Betreuung,
die in solch einem ,Orchideen'-Fach noch
möglich ist, scheint uns das Studium des Grie-
chischen für die verschiedensten späteren Be-
rufstätigkeiten sogar besonders empfehlenswert
zu sein.
Wir möchten Sie daher nachdrücklich ermun-
tern, Schülerinnen und Schüler in diesem Sinn
zu einem Studium des Griechischen als eines
Faches, das fraglos wichtige Schlüsselqualifika-
tionen zu vermitteln vermag, zu motivieren.
Verbunden mit großem Dank für Ihren uner-
müdlichen Einsatz für unsere Fächer an der
Schule verbleiben wir mit allen guten Wün-
schen
Ihre W. NICOLA} und CH. RlEDWEG, Mainz
Zum Tod von Heiner Müller. Dem Gräzisten
ist der unlängst verstorbene Heiner Müller vor
allem durch seine bedeutsame Antikerezeption
ein Begriff („Philoktet" usw.). So lernte ich ihn
denn auch (ebenso wie den um die szenische
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