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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0354
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291 Meiningen.

Bibra, Geschichte.

291

künden vor*), jedoch ohne dass daraus bestimmt hervorgeht, ob damit unser
Bibra oder nicht vielmehr einer der in der Nähe von Fulda gelegenen Orte,
Langen-, Hof- und Niederbieber gemeint ist, weshalb wir Bedenken tragen müssen,
diese Erwähnungen ohne Weiteres für unser Bibra in Anspruch zu nehmen**), und
wenn Glieder eines adligen Geschlechtes v. Bibra als Hersfelder Ministerialen mehr-
fach als Zeugen auftreten, so bleibt es ebenso fraglich, ob diese mit unserem
Bibra irgend etwas zu thun haben***).

Wenn dagegen 1151 Bertholdus de Bibera in einer Würzburger Urkunde neben
Poppo von Irmelshausen und Lichtenberg, Grafen von Henneberg, als Zeuge mit-
aufgeführt wird, so dürfen wir, wegen der Nähe der genannten Burgen, wohl an-
nehmen, dass er in unserem Bibra angesessen gewesen ist***). Dasselbe gilt, wenn
Glieder des v. Bibraschen Geschlechtes in Vessraer Urkunden als Zeugen genannt
werden, z. B. 1189 gelegentlich einer Schenkung des Ritters Berthold v. Swiggers-
husin (Schwickershausen, 1 Stunde von Bibra) f) und 1220 in einem Kaufbriefe
betreffend Güter zu Ottelmannshausen und einer Schenkungsurkunde der Pfalz-
gräfin Liutgard, betreffend Güter zu Mühlfeld und Massfeld ff). Mehr aber noch
spricht für das Alter Bibras der Umstand, dass 1207 der Bischof Otto von Würz-
burg seinem Kleriker Detauitus parochianus in Bibera gestattet, die Einkünfte
genannter Parochie auf 3 Jahre zu verkaufen, um Schulden zu tilgen fff) und
1223 Wemherus vicarius in Biberah in einer Würzburger Urkunde als Zeuge ge-
nannt wirdfttt)- Es müssen also die Einkünfte der Pfarrei nicht gering und das
Kirchspiel umfangreich gewesen sein, wie ja in der That bis zur Einführung der
Reformation die Kirchen von Neubrunn, Jüchsen und auf dem Queienberge
(Queienfeld), wahrscheinlich auch zu Rentwertshausen und Wölfershausen zu dem-
selben gehörten und überdies der Pfarrer noch Collatur und Patronat über die
Kirche in Nordheim und die später von derselben abgetrennte Kirche zu Wolf-
mannshausen besass, während zwei Vicare bei Ausübung seiner pfarramtlichen
Thätigkeit ihm zur Seite standen §). Daraus ergiebt sich aber, dass schon zur Zeit
der Gründung der umfangreichen Parochie, am Ende des 8. oder am Anfang des
9. Jahrhunderts, Bibra für die Umgegend eine gewisse Bedeutung gehabt haben
muss.

1486 wurde der Ort vom Kaiser Friedrich III. mit dem Marktrechte
begnadet§§) und den Besitzern das Zoll- .und Geleitsrecht verliehen zugleich mit

*) Schannat, Tradit. Md. S. 2, 154, 244, 245, 253, 254, 263. — Buchon. vet. 330, 377. —
Dronke, Tradit. et ant., S. 55, 111, 114, 120 u. a.

**) Wilhelm Frh. v. Bibra, Beiträge zur Familiengeschichte d. Reichsfreiherrn v. Bibra I, S. 4.
Dagegen Dobenecker, Reg. dipl. I, 141, 788: 1037, II, 307, 315, 317.
***) Gesch. d. Frh. I, S. 5.
****) Gesch. d. Frh. I, S. 18.

t) 1. c. S. 18. — Dobenecker II, 839.
ff) Gesch. d. Frh. I, S. 130. — Dobenecker II, 1907.
tft) Gesch. d. Frh. I, S. 91. — Dobenecker II, 1360.
fttt) Gesch. d. Frh. I, S. 91.

§) Noch nach dem dreissigjährigen Kriege werden zwei neben der Kirche stehende Häuser neben
dem Pfarrhofe als obere und untere Vicarei bezeichnet. Vergl. auch Neue Beiträge zur Gesch. deutschen
Alterthums von Brückner, Lief. 2, S. 153.
§§) Gesch. d. Frh. I, S. 261.

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