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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0634
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542

Untermassfeld. Utendorf.

Meiningen. 542

sich die Grabtafel des Pfarrers Johann Ludwig- Heim, geboren 1673, t 1745. Die
Tafel ist mit guten Ornamenten bemalt.

Von Geräthen sind zwei Altarleuchter von Zinn mit geflügelten Genien
aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts zu nennen.

Die Jahreszahl 1657 steht am Sockelgesims des Hauses Nr. 5. Das Haus
fällt durch eine stumpfe Ecke ins Auge, die dazu angelegt zu sein scheint, um die
Strasse am Eingang des Dorfes nach Meiningen überblicken zu können und die
Bezahlung des Strassenzolles zu erleichtern.

Die Dorf linde steht südwestlich von der Kirche. Auch die Friedenseiche
vom Jahre 1815, nordwestlich von der Kirche, ist ein schon starker Baum, unter
welchem bis vor etwa drei Jahrzehnten sich der Tanzplatz des Dorfes befand.

Der „Gerichtsplatz" hat sich im Dorfe an der Stelle der jetzigen Schule
befunden (Mittheilung von Lehrer Krieg in Untermassfeld). Im jetzigen Köhlers-
berg, nordöstlich von der Haltestelle der Werrabahn, befindet sich der Platz, an
dem in alter Zeit die Hexen verbrannt wurden. Dieser Richtplatz ist annähernd
halbkreisförmig und wird durch eine Futtermauer, deren Höhe zwischen 2 und 3 m
schwankt, gegen den Berg abgeschlossen. Der Durchmesser des Platzes beträgt
50 m. Der etwa 3 m hohe Stumpf eines Buchenstammes, der Hexenbuche, die
ehemals den Platz beschattete, ist noch erhalten. (So die Orts-überlieferung.)

Gasthaus zum Stern. Die Thürumrahmung ist geschnitzt. An der-
selben befinden sicli zwei Pilaster in flachem Relief. Am Sturz der Thür steht die
Zahl 1761. An der Ecke des Hauses hängt ein Wirthshausschild aus Schmiede-
eisen, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Utendorf, Kirchdorf mit 369 Einwohnern, 5,7 km nördlich von Meiningen, in
einem Kessel am Fusse des Grossen Dolmars gelegen. Der Ort, dessen Häuser
strahlenförmig von der Dorflinde aus gerichtet sind, während allerdings die Gestalt
des Dorfes durch die einengenden Berge mitbestimmt ist, gehörte vormals zur
Johanniterordens-Commende in Kühndorf. 1380 legte eine grosse Feuersbrunst
den Ort in Asche, und er erscheint erst 1536 wieder als Dorf bezeugt. 1429 ver-
kauft der Orden seine dortigen Güter zur Hälfte an Ritter Karl Truchsess und zur
Hälfte an Ritter G. Voigt zu Sahburg. Von Karl Truchsess' Sohn Georg und
dessen Erben wurde in den nächsten Jahren (1435, 1436, 1444) Kühndorf, mit den
„Wustungen" Utendorf, Tolmarsdorf u. a., an den thatkräftigen und erwerbslustigen
Grafen Georg von Henneberg-Römhild kaufsweise abgetreten (Henneb. Urk.
VII, 37. 56. 73). Einzelne Güter wurden von dem Grafen an Ritter Hans vom Berge
verliehen (Henneb. Urk. VII, 29). Utendorf blieb seitdem ein Bestandteil des Amtes
Kühndorf und kam 1660 an die Albertinische Linie; allein Herzog Moritz von
S.-Zeitz gab es wegen „bestehender Uebermasse" an Herzog Ernst den Frommen,
worauf es zum Amt Wasungen, 1671 zum Amt Meiningen geschlagen wurde.

Kirchlich war Utendorf bis 1574 Filial von Walldorf, seitdem von Kühn-
 
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