Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0549
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Obermassfeld, Pfarrkirchdorf mit 726 Einwohnern, 6,6 km südöstlich von
Meiningen, am rechten Ufer der Weira, deren Thal sich hier zu einer fruchtbaren
Aue weitet. Obermassfeld ist althennebergischer Besitz und blieb es bis zum Aus-
sterben des gräflichen Hauses. Werthvoll war hier namentlich die Fischweide in der
Werra, deren Lehensträger (z. B. die Gebrüder v. d. Kere, dann Peter Epeller,
Lorenz Epeller, Heinz Lynche und Ha?is Kempf 1428, 1429) den Grafenhof zu
Schleusingen mit Fischen zu versorgen hatten (Henneb. Urk. VI, Nr. 21. 286. 309). Eine
Hofstätte zu Obermassfeld empfängt Tholde Wisseler von Graf Wilhelm zu Lehen
1428 (Henneb. Urk. VI, 289). — Von einer grimmigen Fehde, die 1464 zwischen den
Einwohnern des Ortes und den benachbarten Meiningern ausgefochten wurde,
wissen die Chronisten zu erzählen. Die Grafen von Henneberg hatten Obermass-
feld die Marktgerechtigkeit ertheilt; ein runder Stein mit den geltenden Maassen
(Abbildung auf dieser Seite) wurde zum Wahrzeichen des erworbenen Rechtes
aufgestellt. Als 1464 Meiningen an Henneberg verpfändet wurde, sollte Ober-

massfeld bis zur Wiedereinlösung der Pfandschaft seine Märkte einstellen, wo-
gegen es sich indessen aufs schärfste wehrte. Da rückten die Meininger Kriegs-
mannen nächtlicher Weile aus — es war am 6. Juli — erstiegen die Mauern
(des Kirchhofs) von Obermassfeld, zerstörten die Marktwaren und brannten die
„Gadamer", das heisst die Gaden, in denen die Vorräthe verwahrt wurden, nieder
— ein charakteristisches Stück aus der fehdelustigen Zeit des ausgehenden Mittel-
alters. — Ungeheures Leid brachte der dreissigjährige Krieg über den Ort. Im
November 1634 soll bei Gelegenheit des berüchtigten Kroateneinfalls der Pfarrer
Feuchter im Backofen verbrannt worden sein. (Nach Anderen hatte er sich schon
1632 nach Suhl zurückgezogen und wurde hier von den Kroaten erstochen.) 1640
zerstörte der schwedische Festungscommandant Tarras den Ort. Im nächsten
Jahre fand hier Oberstlieutenant Ferd. Beuting, der damalige kaiserliche Commandant
Meiningens, nebst vielen Offizieren den Tod, als er den Versuch machte, den von
den Schweden vertheidigten Kirchhof mit stürmender Hand zu nehmen.

Dem Orte gehörte seit frühmittelalterlicher Zeit eine der Jungfrau Maria geweihte
Kapelle, welche 1453 zur selbständigen Kirche erhoben und erweitert wurde.
Damals oder bald darauf wurde sie von dem Landcapitel Mellrichstadt losgelöst;

Stein mit 5 Getreidemaassen
auf dem Platz unter der Dorflinde zu Obermassfeld.

Kopf am Kirchthurm
zu Obermassfeld.
 
Annotationen