Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0676
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
583 Meiningen.

Wölfershausen. St. Wolfgang,

583

Doch dieser Balken ist sicher erneuert. Die Formen der übrigen geschnitzten
Ornamente deuten auf die Zeit um 1650. Einige Schiebefenster mit den alten
Butzenscheiben sind erhalten. — Im Innern des Hauses stand bis 1909 ein Kachel-
ofen, dessen Formen auf die Zeit um 1625 bis 1650 deuten. Die Ornamente sind
von einer Schönheit der Modelliruug, die an Oefen dieser Gegend nur ausnahms-
weise zu finden ist. Gut sind namentlich die Kacheln, auf denen eine Palmette
dargestellt ist. An den Ecken befinden sich Karyatiden. Zwei Reliefkacheln
mit der Darstellung des Opfers Isaaks. Eine Reliefkachel mit einem Trommler
in der Tracht aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts. Der Ofen ist 1909 in das
Hennebergische Museum zu Meiningen gekommen. (Abbildung auf S. 580.) Siehe

den Aufsatz von Pusch, Thüringer Kalender 1910.

Am WirthshauS befindet sich ein Schild aus Eisenblech, anscheinend
aus dem 18. Jahrhundert. (Abbildung auf S. 581.)

Das ehemalige Brunnenhaus nahe bei dem Dorfe ist um 1890 abge-
brochen. Eine Aquarelle von C. Wagner, welche es darstellt, befindet sich in
der Sammlung Dreysigacker in Meiningen. (Abbildung auf S. 582.)

St. Wolfgang, Reste einer ehemaligen Wallfahrtskapelle, unweit Hermanns-
feld, 12,6 km südwestlich von Meiningen. Die dem heiligen Wolfgang geweihte
Kapelle lag auf einer Insel des Hermannsfelder Sees und war durch einen Damm
mit dem Lande verbunden. Sie war in den Jahren 1462—1476 von Graf
Wilhelm III. von Henneberg-Schleusingen angelegt und erfreute sich
anfangs eines grossen Zulaufs; bald aber erblich ihr Glanz, als die Wallfahrt zum
Grimmenthal von des Grafen Sohn und Nachfolger (1498) gegründet wurde. Im
Bauernkrieg wurde die Kapelle eingeäschert; jetzt steht noch ein Theil der Um-
fassungsmauer der Kapelle und das Eingangsthor mit zwei flankirenden halbrunden
Thürmen. Nach Voit (Herzogthum, S. 220) wurde im Jahre 1676 eine Kirche daselbst
erbaut und mit einer Mauer umgeben. Jetzt ist ausser der Mauer nur noch ein
ehemaliges Wirthschaftsgebäude erhalten, welches als Försterwohnung diente.
1814 war hier ein Lazareth eingerichtet.

Die Einkünfte der ehemaligen Kapelle sind zu Grimmenthal geschlagen worden.

Litteratur: Brückner, Landesk. II, S. 153. — Rudolphi, Gotha dipl. II, 311. — Voit,
Herzogthum, S. 219. L. H.

Am Hofthor der jetzigen Wirthschaftsgebäude sind zwei alte Bastionsthürme
erhalten. Sie haben einen inneren Durchmesser von 21/2 m und sind nach dem
Hofe zu geöffnet. Im Mauerwerk sind die Balken eines Fussbodens sichtbar, der
eine Vertheidigung aus zwei Geschossen ermöglichte. Unten in jedem Thurm drei
breite Schiessscharten. Die breite Form der Schiessscharten lässt wohl keine
frühere Datirung als um 1600 zu. Diese Thürme sind noch in Höhe von 4 m
erhalten. Am Hofthor die alten Steinangeln.
 
Annotationen