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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0648
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Die Kirchenburg in Walldorf. (Aus der Vogelschau, von Nordosten gesehen.

Walldorf (982 Walchdorf, Dobenecker, Reg.1,522, 1008 WaMidorf, Dobenecker,
Reg. I, 618, 1176 Wcdechdorf, Dobenecker, Reg. II, 513, (loch wohl von den „Walchen"
= Wälschen, hier angesiedelten Fremden, benannt), Pfarrdorf mit 1738 Einwohnern
an der Einmündung der Herpf in die Werra, 6 km nordnordwestlich von Meiningen.

Die Oertlichkeit am Ausgangspunkt der vom Werragrund nach Franken, der
Strasse nach Frankfurt a. M. durch den Herpfgrund, der Hochstrasse nach Schmal-
kalden und Thüringen (vergl. den Stein an der Werrafurth unten) musste schon früh
zu einer Ansiedlung, der aus der Thalebene emporsteigende, später Kirchberg genannte
Hügel zu einer Befestigungsanlage einladen. So verdient die auch anderweitig zu
stützende Annahme sicher Zustimmung, wonach Walldorf aus einem befestigten Wirth-
schaftshof (curtis) der karolingischen Könige hervorgegangen ist, wie deren Karl der
Grosse und seine Nachfolger erwiesenermassen an vielen Punkten der Nachbarschaft,
wo sie Reichsgüter besassen, begründet haben (Rubel, Die Franken, s. 332). Dass die
alte Burg dem Besitzer des königlichen Eigengutes wirklich zu AVirthschaftszwecken
diente, wird durch die noch heute bestehende Zusammengehörigkeit des grossen
„Burgkellers" am Kirchberg mit dem ursprünglichen Königsgut, dem späteren v. Mar-
schalkschen Hof, zu grosser Wahrscheinlichkeit erhoben (Fritze, Dorfbilder, S. 35).
Diese königlichen „Höfe" sollten in erster Linie den auf einem Kriegszug befind-
lichen Heeresmassen Verpflegung und Sicherheit bieten (daher bisweilen auch als
Heerstellen, heristalle bezeichnet), andererseits gewährten sie den festen Siedlern
mit ihrem Gesinde und Vieh gegen die Verpflichtung zur Mitvertheidigung er-
wünschten Schutz.
 
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