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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0478
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Schloss Landeswehre im Jahre 1703. Zeichnung in Junckers „Ehre".

Der Landsberg, herzogliches Schloss, 4 km nordnordwestlich von der Stadt
Meiningen.

Auf einem 383 m hohen Bergkegel, der als letzter Horst des Kalksteingebirges
der Hassfurt anzusehen ist, gleichsam auf einer Insel, erhebt sich das Schloss Lands-
berg, ein Wahrzeichen und eine Zierde der Meininger Gegend. Von Norden grüssen
die blauen Bergzüge des Thüringerwaldes, von Süden die Rhön mit ihren Vorbergen
herüber, und im freundlichen Wiesenthal glänzt grünumbuscht die Residenz.

Der heutige Prunkbau ist der Nachfolger einer mittelalterlichen, im Bauern-
krieg zerstörten Burg, „Landeswehre" genannt, die vermuthlich von den Würz-
burger Bischöfen zum Schutz ihrer nördlichsten Landestheile, der Stadt Meiningen
und der alten Verkehrs- und Heerstrassen von Mellrichstadt über das Thurmgut nach
Walldorf und von der Rhön durch den Herpfgrund nach dem Werrathal erbaut worden
war. Sie bildete den Schlüssel zu Franken, wie Meiningen selbst einst die porta Fran-
coniae genannt wurde. Der Name „Landeswehre" findet sich zuerst als Beiname
eines adligen Geschlechtes, der „Wölfe". 1129 erscheint Wenzel Wolf v. Landes-
ivehr nebst seinem Sohne Jacob als Zeuge bei Stiftung des Klosters Schiffenberg.
Er segnete 1170 das Zeitliche. Jacobs Sohn war Hans, dessen Leibeserben Kunz
und Berthold. Die Bischöfe von Würzburg scheinen aber stets mehreren Burg-
männern die Wahrung ihrer Vesten anvertraut zu haben. Als solche werden von
1303 — 1370 namhaft gemacht: Otto v. Kühndorf, Joh. Voit v. Sahburg, Konrad
v. Helba, Berthold und Apel Wolf, Heinrich v. Habichtsberg, Otto v. Herbilstadt,
Johannes v. Helba, Berthold Truchsess. Nachdem bereits 1330 Bischof Wolfram zu
Würzburg Graf Berthold den Weisen von Henneberg zu seinem obersten
Burgmann in Meiningen bestellt und dadurch des einfiussreichen Herrschers Freund-
schaft gewonnen hatte, belieh Bischof Albrecht des Grafen Sohn Johann mit „des
stiftes vestin txu Landeswer" (Henneb. Urk. V, 193). Nach dem Tode dieses Grafen
(1359) und während der Minderjährigkeit seiner Söhne, welche eine bedeutende
 
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