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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0469
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imngen.

Steh', Wandrer, still! Dies Panorama zeiget
Jerusalem so herrlich Dir, es steiget
Auch manches Dörflein auf dort im Gefild,
Und Du gewahrst der süssen Ruhe Bild!

0 weile hier! Die schöne Villa winket

Zum wahren Frohgenuss, und festlich blinket

Der wohlgeschmückte Saal; der Blumen Flor,

Der Bäume Blüthen lockt der Lenz hervor.......

Eine Zeit lang wieder privates Oekonomiegut, hat Jerusalem neuerdings seine
Pforten wieder auch für erholungsbedürftige Gäste geöffnet.

Litteratur: Brückner, Landesk. II. S. 137. — Emmrich, Archiv I, (1832), S. 148.152
(mit dem Wortlaut des obigen Gedichtes). — F. Trinks, Beitr. z. Gesch. d. Herzogth. S.-Meiningen,
Schriften des Ver. f. meining. Gesch., Heft 14 (1893), S. 31. L. Hertel.

Die Villa ist im römischen Stil in edlen Verhältnissen erbaut, ein für diese
Zeit charakteristisches Bauwerk. Die Hauptfront ist nach Süden gerichtet. In
der Mitte befindet sich eine Vorhalle, welche auf nicht canellirten dorischen Säulen
ruht. Die Säulen sind aus Holz und verputzt. Jeder der beiden Seitenflügel hat
eine nach innen zurückspringende Vorhalle, welche auf zwei ionischen, nicht
canellirten Säulen ruht. Auch an der Westfront ist eine Vorhalle von vier un-
canellirten dorischen Säulen. Diese Vorhalle ist mit einem flachen Giebel über-
deckt. Auf dem Fries steht die Inschrift: EINEN RECHT FRÖHLICHEN
GUTEN MORGEN, LIEBER WANDERER. Diese Inschrift war ehemals ein
Chronogramm, doch bei einer späteren Neubemalung des Hauses sind die Buch-
staben des Chronogramms beseitigt. Das Aeussere des Hauses zeigt starke Spuren
der Verwitterung.

Jüchsen, Pfarrkirchdorf mit 1176 Einwohnern im Jüchsener Grund, an der
Landstrasse nach Römhild, 13,5 km südsüdöstlich von Meiningen, einer der frühest
bezeugten Orte des ganzen Landes. Eine lange Reihe von Klosterurkunden thut
die grosse Anzahl und die Frömmigkeit der hier ansässigen wohlhabenden Freien
dar. So widmet schon 758, kurz nach dem Tode des Bonifatius, der Freie Manolt
dem Kloster Fulda sein väterliches Erbgut zu Gohhusa im Grabfeld (Dobenecker,
Reg. I, 29), so die edle Aebtissin Emhild dem von ihr gestifteten Kloster Milz (783),
später, nach dessen Verwüstung ebenfalls dem Kloster Fulda ihre Besitzungen „in
tribus Geochusis" (Dobenecker, Beg. I, 48. 66. 67) mit Einwilligung des Kaisers Karl.
827 erfahren wir von einer ähnlichen grösseren Stiftung des „in villa antiqua quae
dicitur Juchisa" begüterten Freien Widerolt (Dobenecker, Reg. I, 148. 169. 171). Von
des Ortes Bedeutung zeugt auch die Thatsache, dass 857 eine grössere Gau-
versammlung allda gehalten wurde unter Anwesenheit vieler weltlicher und geist-
licher Würdenträger und unter dem Vorsitz des Grafen Christian, der damals
persönlich gewisse Eigengüter dem Kloster Fulda übergiebt (Dobenecker, Reg. I,
220). Ihm folgen mit solchen Bethätigungen ihres kirchlichen Eifers Egilhart (867),
Hilting (891), Richbracht u. a.
 
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