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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0669
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576

Walldorf. Welkershausen.

Meiningen. 576

Haus Nr. 57, Holzfachwerk mit geschweiften Kreuzstreben.
Haus Nr. 86, Holzfachwerk mit etwas Schnitzerei an den Balkenköpfen und
am Kahmholz.

Fries aus der Zeit des Empirestils, ausgeführt in Putz an dem Hause Nr. 91/92.
Abgebildet auf S. 575.

Bunt bemalte Truhe des 18. Jahrhunderts befindet sich in dem Hause
Nr. 184.

Brunnenhaus mit der Jahreszahl 1798. Sorgfältig gearbeiteter Quaderbau
aus Sandstein (Abbildung auf S. 575).

Die Dorflinde stand auf einem ummauerten Platz neben dem Gasthaus
„Zum freien Bitter". Auf diesem Platze tagte das Centgericht, das die Guts-
besitzer von 1686—1848 in Walldorf inne hatten.

Steinernes Kreuz, oberhalb der Werrabrücke. am rechten Ufer; die
verwitterten Darstellungen sind noch nicht einwandfrei gedeutet; vielleicht be-
zeichnet das Kreuz die Grenze oder die Furth.

Welkershausen, Kirchdorf mit 173 Einwohnern, 4 km nördlich von Meiningen,
an der. Landstrasse nach Wasungen. Der dicht östlich über dem Dorf in dem
steilen, engen Kalksteingrund an der Gottesackerleite entspringende Welkershäuser
Bach bildete früher einen kleinen Wasserfall, dessen Umgebung von den An-
wohnern die „Welkershäuser Schweiz" genannt wird.

Auf alte Besiedelung der Gegend lässt der Umstand schliessen, dass man 1857
beim Bau der Werrabahn unweit des Ortes eine Anzahl menschlicher Gerippe mit
Beigabe von Bronzeringen gefunden hat*). Welkershausen ist jedenfalls jenes in
einer fuldaischen Klosterurkunde vom Jahre 837 begegnende „Wentilgereshusun
in marcu Grabfeldono11in dessen Nähe der Freie Hacho dem Abt Hraban einen
„Bifang" schenkt. 1062 widmet der Freie Reginbodo dem Kloster Fulda seine Güter
zu Rossdorf und Weldericheshusun (Dobenecker Reg. I, 835). Ist dieses unser
Welkershausen? Jedenfalls beruht die Erklärung des Ortsnamens als „Walkür-
hausen", die noch Brückner wiederholt, auf einer haltlosen Vermuthung. — Der
Ort unterstand seit 982 infolge der bekannten Schenkung Kaiser Ottos II. dem
Stift Würz bürg. In der Mitte des 14. Jahrhunderts waren die dortigen Lehn-
schaften der Wolfischen Familie übertragen; von Kunz Wolf erbte sie 1493 (1496)
dessen Schwiegersohn Eucharius v. Hessberg. Nach dem Aussterben der Wall-
dorfer Linie dieses Geschlechtes belehnte Graf Georg Ernst von Henneberg,
an den die Oberhoheit seit 1542 übergegangen war, die Marschalkische Familie mit
dem heimgefallenen halben Dorfe AVelkershausen (1580). Später ging die Lehnschaft
in verschiedenen Zeitabschnitten an die Schrötersche, Trierische, Avemannische und
Deahnasche Familie über, und die Güter wurden mehr und mehr vereinzelt.

*) Eine Speerspitze aus Bronze befindet sich im Hennebergischen Museum zu Meiningen.
 
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