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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0672
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579 Meiningen

Welkershausen. Wölfershausen.

79

Glocken. Eine ehemalige Glocke von 1768 hatte die Inschriften:

So ruf ich euch ihr Menschen zu

Wie bald wie bald wie bald

Denn hier habt ihr doch keine Ruh

Wie bald wie bald imd kalt

Wie bald seid ihr doch todt

Drum ruf ich stets wie bald wie bald!
Mit der Gotteshilfe goff mich Johann Simon Claus in Stadt Fladungen für
die Gemeinde Welkershausen anno MDCCLXVIII. — Heinrich Christian Türk hat
zuerst 50 Gulden dazugethan / Johannes Wagner geht eben mit 30 Gulden diese
Bahn /1768 daß ich euch nun bald an Tod erinnern kann. — Die beiden jetzigen
Glocken sind von 1860 (neu gegossen 1889 und 1908). — Bergner, Die Glocken des

Herzogthums Sachsen-Meiningen, S. 43.

Das Hauptgebäude des Dorfes ist das aus Stein erbaute Haus, in welchem
sich jetzt die Mälzerei befindet. Das Haus stammt aus dem Jahre 1725. Die Bau-
inschrift steht auf einem halbkreisförmigen steinernen Relief über der Hausthür.
Auf dem Relief ist ein Stier dargestellt, welcher von einem Landmann an einem
Strick geführt wird. Die Umschrift lautet:

Dieses Haus wurde 1725 erbauet von Herr Joh. Heinrich Leyen

Gott gebe fernerhin uns Segen und Gedeihen.
An der Front des Hauses eine sehr unbeholfene Pilasterarchitektur des 18. Jahr-
hunderts. Das Obergeschoss ist aus verputztem Fachwerk. Das Haus soll aus
den Steinen der ehemaligen Burg erbaut sein. Im Innern des Hauses befinden
sich aussergewöhnlich geräumige Keller mit halbkreisförmigen Tonnengewölben.
Das eine hat eine Spannweite von 6,92 m und eine Länge von 16,73 m. Auf dem
Boden des Hauses liegt eine aus Eisenblech gearbeitete Kugel, in der ein Blumen-
strauss aus Blech steckt. Dies soll früher die Bekrönung des einen Giebels ge-
wesen sein. — Grosse Truhe aus Schmiedeeisen, 16. Jahrhundert.

Die alten Fachwerkhäuser des Ortes sind mit Wandputz bedeckt. Eine
Rundbogenpforte aus Stein, angeblich mit der Jahreszahl 1581, die jetzt mit Putz
bedeckt ist, befindet sich an dem Hause Nr. 11. Die ehemaligen Sitzconsolen sind
neuerdings beseitigt.

Von der ehemaligen Burg sind noch Spuren des Wallgrabens sichtbar.

Wölfershausen, Kirchdorf mit 312 Einwohnern im unteren Bibergrund,
an der Bahnstrecke Mellrichstadt-Meiningen, 10,2 km südlich von letzterem, wird
schon 825, zur Zeit König Ludwigs des Frommen, urkundlich erwähnt. Damals
widmete Sigiloug, eine „Magd Gottes", auf ihren Todesfall dem Kloster Fulda 7
Hufen und 22 Hörige zu Rossdorf und „ Widfricheshus" im Gau Grabfeld
(Dobenecker, Eeg. I, 140). — Der Dorf- und Feldzehnt dieses unter hennebergischer
Hoheit stehenden Ortes war während des Mittelalters Würzburger Lehen und lange
Zeit im Besitz derer v. Bibra. Gerichtlich unterstand der Ort der Cent
Meiningen.

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