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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0599
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507 Meiningen. Stepfershausen. Sülzfeld. 507

Pilaster in Relief geschnitzt am Thürpfosten des Hauses Nr. 35b. Erbaut
nach Angabe des Besitzers im Jahre 1803. (Abbildung auf S. 506.)

Wie lange sich das Roccoco-Ornament zuweilen in der ländlicheu Bauweise
erhalten hat, zeigt das Haus Nr. 5 6 aus dem Jahre 1812. An dem Pfosten der
Hausthür sind Pilaster in Relief geschnitzt, an deren Sockel ein Füllungsornament
im Roccocostil geschnitzt ist. (Abbildung auf S. 506.) An den Fensterladen sind
die Blumenmalereien erhalten, welche für zahlreiche Holzfachwerkhäuser aus den
ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts charakteristisch sind.

Blumenmalereien auf dem Kalkputz der Aussenwände sind noch erhalten an
den Häusern Nr. 86 und Nr. 5, dieses Haus mit der Jahreszahl 1811.

Fensterumrahmungen in Laubsägearbeit an den Häusern Nr. 51 und 110.

Die Inn ungslade der ehemals blühenden Web erzunft von Stepfershausen
steht im Hennebergischen Museum zu Meiningen. Die Akten der Innung und das
Petschaft mit dem Weberschiffchen werden im Pfarrhaus aufbewahrt.

Eiserne Oefen mit gegossenen Reliefplatten in den Häusern von Kleffei,
Rudolph und Hodermann.

Die Dorflinde. Auf einem zur Hälfte ummauerten Platze stehen dicht
zusammen zwei alte Linden, unter denen bei Hochzeiten und anderen Festen noch
heute getanzt wird.

1

Sülzfeld „unter Henneberg", Pfarrdorf mit 566 Einwohnern, an der Sülze,
7 km südwestlich von Meiningen.

Schon zu Kaiser Karls des Grossen Zeit wird Sülzfeld urkundlich bezeugt. Der
im Ringgau und im Grabfeld reichbegüterte Freie (Graf?) Matto, vermuthlich der
Stammvater des mattonischen (mantonischen) und konradinischen Hauses, schenkt
788.in Gemeinschaft mit seinem Bruder Megingoz dem Kloster Fulda unter anderen
Gütern auch sein Erbeigen zu Sülzfeld (Dobenecker, Reg. I, 57). Diesem Beispiel
frommer Freigebigkeit folgt bald danach (795) der Freie Egilolf, der dem Gottes-
haus des heiligen Bonifatius den dritten Theil der von seinem Vater Huntolf an
ihn gefallenen Güter widmet, darunter auch sein Gut zu Suhifelde. In seine Fuss-
stapfen tritt 819 der Freie Reginolt, der gleichfalls sein hier gelegenes Eigenthum
dem gnadenreichen Kloster überlässt. Diese und andere Schenkungen (Dobenecker,
Reg. I, 154) erlauben einen Rückschluss auf die nicht unbeträchtliche Ausdehnung
der Ortsmark und auf die Macht der hier angesessenen Adligen. Dass aber die
Grafen von Henneberg hier gewissermaassen zu Füssen ihrer Stammburg — sie
ist nur 4 km entfernt — ebenfalls über Eigenbesitz verfügten, geht aus einer Ur-
kunde vom Jahre 1141 hervor, laut welcher Ootebold v. Henneberg bekennt, mit
Erlaubniss des Abtes Aleholf von Fulda sein Allodium zu Haselbach und Sulcevelt
gegen sein Lehen zu Ehrenberg vertauscht, letzteres von Fulda zu eigen erhalten
und dem Kloster Vessra übergeben zu haben (Dobenecker, Reg. I, 1434). 1323
überweist Graf Berthold der Weise dem Stift zu Schmalkalden Einkünfte von
 
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