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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0575
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483 Meiningen.

Ruppbks. Schmerbach.

483

Ein gekehlter Balken mit Profilen aus der Zeit um 1600 befindet sich im
Obergeschoss des Ostflügels. Keller mit mächtigen Tonnengewölben liegen im
Ostflügel.

Von dem breiten Wassergraben, der ehemals rings um das Schloss und
das Gehöft führte, sind noch die Spuren zu erkennen. Am breitesten war der
Graben an der Seite des Einfahrtsthores. Dort führte eine hölzerne Brücke über
den Graben. Theile eines Walles sind an der Nordseite erhalten. Er scheint
zur Abdämmung eines Teiches ausserhalb des Schlossgrabens errichtet zu sein.

Am Ostflügel des Wirthschaftshofes steht ein Haus mit grossen Tonnen-
gewölben. Ueber dem grossen rundbogigen Eiugangsthor steht die Zahl J 596. —
An der Scheune des Ostflügels sind zwei zugemauerte Rundbogenthüren und eine
zugemauerte rechteckige Thür mit Steineinfassung sichtbar; innen auch die Spuren
eines Kamins, der darauf schliessen lässt, dass hier ehemals bewohnbare Räume
waren. — Ein schwer erklärbarer Strebepfeiler von 4,80 m Breite und 2,20 m
Tiefe ist ohne Verband nachträglich an die Hofseite des Westflügels des Stall-
gebäudes angesetzt. Das Innere des Gebäudes hat an dieser Stelle keine Gewölbe.
— Drei Ställe an der Westseite mit mächtigen Tonnengewölben von 7,50 m und
7,80 m Spannweite. An einem im Rundbogen gewölbten Stallthor die Zahl 1-5-95.

Peterskirche. Etwa x/4 Stunde entfernt davon liegt die Stätte, auf der
die uralte Peterskirche stand; spärliche Spuren von Mauerwerk und Erderhöhungen
geben heute noch Zeugnis davon. Dabei lag der Peterssee, heute eine von Wald
umgebene Wiese. (Mittheilung von Dr. Pusch und G. Lilie.)

Schmerbach, Gutshof mit 52 Einwohnern, 15 km westsüdwestlich von Meiningen,
am Ursprung des in den Sulzbach (Streu, Saale) mündenden Schmerbaches, in wald-
reicher Umgebung, am Fusse des östlich vom Orte aufragenden Neuberges.

Der Gutshof war hennebergisches Lehen und hat im Lauf der Jahrhunderte
eine stattliche Reihe von Besitzern zu verzeichnen, die bis in die Neuzeit aus
adligen Geschlechtern hervorgegangen waren. So finden wir um die Mitte des
15. Jahrhunderts hier ansässig die v. d. Tann, später die Marschall v. Ostheim,
v. Heldritt, v. Zweifel, v. Hanstein; 1678 wurde der Hof an die v. Stein-Nordheim
verkauft, 1710 an Bab. v. Spesshardt-Aschenhausen, 1800 an Wilhelm v. Wildungen.
Um jene Zeit schrieb L. K. Ed. v. Wildungen, der Dichter des weidmännischen
Humors, Oberforstmeister zu Marburg, hier sein „Grünes Gesangbuch", eine Lieder-
sammlung für Jäger und Forstleute. 1821 ging Schmerbach an Wilh. v. Gosen
über, 1840 an den Bettenhäuser Schultheissen Reuschel, 1853 an Compe.

Schmerbach ist nach dem bayerischen Nachbarort Filke eingepfarrt und eingeschult.

Litteratur: Brückner, Landeskunde II, S. 149. L. Hertel.

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