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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0576
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Schwickershausen, Kirchdorf mit 354 Einwohnern, 12 km südsüdwestlich von
Meiningen, an dem zum Maingebiet (Harlesbach, Streu) gehörigen Berkacher Bach.
Gegen Westen schweift der Blick über das Schlachtfeld von Oberstreu, wo Kaiser
Heinrich IV. am 7. August 1078 mit seinem Gegenkönig Rudolf von Schwaben
stritt, während den Hintergrund des Landschaftsbildes die Hohe Rhön mit dem
stattlichen Kreuzberg bildet.

Der Ort gehörte von Anfang an den Grafen von Henneberg, deren Ministerialen
hier einen Ansitz hatten und sich laut Urkunden vom Jahre 1187 (Dobenecker,
Eeg. II, 763) und 1189 (ebenda 839, Henneb. Urk. II, S. VII) nach dem Orte nannten.
Ritter Bertold v. Swiggershusin zieht im letztgenannten Jahr, also während des
dritten Kreuzzuges, im Gefolge seines Herrn, des Grafen Berthold II. von Henne-
berg, nach dem heiligen Lande. Bei der Landestheilung von 1274 erhielt Schwickers-
hausen zwei Herren: zwei Fünftel mit dem herrschaftlichen Gute wurden zu Henne-
berg-Schleusingen, drei Fünftel zu Henneberg-Römhild geschlagen eine Quelle
unablässiger Irrungen.

Im Anfang des 14. Jahrhunderts verliehen die Henneberger das Schwickers-
häuser Herrenhaus an die Marschalke zu Wallbach, von denen es später, wahr-
scheinlich infolge einer Fehde, an das reichbegüterte Geschlecht derer v. Kerfe)
überging. Unter seiner Gutsherrschaft brannten 1525 die Bauern das alte Schloss
nieder. 1540 begannen Johann v. d. Ker und seine Gemahlin Jutta, geb. v. Hammel-
berg, den Neubau, der von ihrem Sohn Konrad v. d. Ker beendet wurde. Als
1583 das Geschlecht mit dem würzburgischen Dompropst Richard v. d. Ker aus-
starb, verlieh Graf Georg von Henneberg das erledigte Burggut an seinen Kämmerer
Hans v. Bronsart, den Schwiegersohn des letzten Ker. Die Herren v. Bronsart
teilten sich in eine preussische und eine fränkische Linie, von denen die
letztere 1654 ausstarb. Nunmehr übernahm Erhard v. Bro?isart, damals Kon-
sistorialpräsident zu Saalfeld in Ostpreussen, Schwickershausen, worauf er sofort
unter die Zahl der Landstände aufgenommen wurde. Anton Erhard Heinrich
v. Bronsart, Fürst! Sächs. Kammerjunker, verkaufte 1747 seine hiesigen Besitzungen
Schulden halber an den Hofrath v. Zanthier zu Schleusingen. Schon 1757 aber
gingen sie an den Hof- und Konsistorialrath Kobe v. Koppenfels zu Hildburghausen
über und nach dessen Ableben (1765) an den Kais. Generalfeldmarschalllieutenant
C. R. Freiherrn v. Drachsdorf, dessen Sohn Karl sie 1797 mit Debertshausen dem
Ritterhauptmann (Orts Rhön-Werra) Dietrich August Philipp Freiherrn v. Stein auf
Nordheim käuflich überliess: dessen Nachkommen besitzen es heute noch. Jedoch
ist der einstige Edelsitz zu Schwickershausen seit geraumer Zeit unbewohnt und
wird nur noch zu Wirthschaftszwecken benutzt.

Die politische Oberhoheit über das Dorf ging mit dem Aussterben des henne-
bergischen Grafenhauses (1583) auf die Wettiner über. 1680 auf Sachsen-
Römhild (als Amtsort der Kellerei Behrungen), 1710 aber, mit dem Tode des
Herzogs Heinrich kam Schwickershausen in m einingisch-cob urg - s a a 1-
feidischen Gemeinschaftsbesitz. 1723 fiel der meiningische Antheil, bei Gelegen-
heit des „Schalkauer Umtausches", an Sachsen-Hildburghausen, bis er 1826 an
Sachsen-Meiningen zurückgelangte. Der coburg-saalfeldische Antheil ging 1805 an
Gotha über und kam 1826 ebenfalls an das Herzogthum Sachsen-Meiningen.
Schwickershausen gehörte zur Cent Mellrichstadt.
 
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