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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0571
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479 Meiningen.

Ritschenhausen, Kirche

479

Pfarrer Heinis Zeit, sehr abgestossen. Denkmal des Amtmannes von Wasungen, Kalten-
nordheim und Sand Philipp Schenck v. Schweinsberg, der hier 1567 durch einen Sturz
aus dem Wagen verunglückte.] — Heim II, S. 38. Sein Grabmal ist in der Stadt-
kirche zu Meiningen. Siehe oben S. 124—126.

Ritschenhausen, Pfarrdorf mit 475 Einwohnern im unteren Jüchsegrund,
7,7 km südlich von Meiningen.

Der Ort hat, seitdem er eine wichtige Station der bayrischen Staatsbahn
geworden ist, theilweise das alterthümliche Aussehen eingebüsst, welches er früher
trug. Sehr alt ist das Pfarrhaus, angeblich schon vor der Reformationszeit
gebaut; es diente von 1499—1768 zugleich als Schenke^
und der Pfarrer versah hergebrachtermaassen das Amt des
Schenkwirthes.

Die Kirche ist ebenfalls alt: bis 1464 gehörte auch
die Schlosskapelle zu Henneberg und das Dorf Sülzfeld,
bis 1492 Bibra zur Pfarrei. Das Patronat besass früher das
Stift Schmalkalden. Aus älterer Zeit stammt der steinerne
Thurm, angeblich vom Jahre 1594; die übrigen Theile sind
1770 erneuert.

Im Bauernkrieg wurde der Ort von den sächsischen

Truppen niedergebrannt, auch im dreissigjährigen Krieg

wieder gänzlich verwüstet.

Dip Schule ist 1760 prbant Kirchthurmspitze von 1594

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in Kitscnennausen.

Litteratur: Brückner, Landesk. II, S. 174. — Brückner,
Pfarrbuch, S. 260. 270. — Brückner, Pfarrverzeichniss von 1450 — 1751 im Pfarrarchiv zu Vach-
dorf. — Fritze, Dorfbilder, S. 10. L. Hertel.

Die Kirche. Der älteste Theil ist der Thurm, dessen aus Stein gemauerte
Pyramidenspitze (aus dem Jahre 1594) zu den ältesten steinernen Thurmspitzen dieser
Gegend gehört. (Abbildung auf dieser Seite.) Der Haupttheil des Thurmes kann
indessen älter sein. 1594 ist das obere Geschoss, etwa 1 m über dem First des
Kirchendaches, aufgebaut. Es springt an allen vier Seiten etwa 30 cm über die
Flucht der Thurmmauern heraus. In diesem oberen Geschoss befindet auf jeder
der vier Seiten ein grosses Rundbogenfenster mit stark gekehltem Profil im Charakter
der Zeit gegen 1600. Das eine dieser Fenster (an der Südostseite) hat in der Mitte
und am Ansatz des Rundbogens Profilstäbe, die sich in der Hohlkehle des Bogens
verlaufen. Die Leibung des inneren Mauerbogens ist flach gewölbt. Die beiden
Rundbogenfenster auf den beiden anderen Thurmseiten haben etwas andere Profile:
das an der Nordostseite Hohlkehle und Wulst, das an der Nordwestseite nur eine
Wulst, das Südwestfenster nur eine Hohlkehle. Die Spitze des Thurmes ist eine
achteckige Pyramide. Am Fuss derselben befindet sich eine gemauerte Brustwehr
(Abbildung auf dieser Seite.) Im Inneren des Thurmes ist die Ueberleitung aus
dem Viereck in das Achteck der Pyramide durch flache Stichbögen bewerkstelligt.
An der einen Ecke dagegen ist diese Ueberleitung durch schräg behauene Quadern
 
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