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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0405
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332

DREISSIG-ACKER. ElNHAUSEN.

Meiningen. 332

derben, wildgeschwungenen Ornamenten ausgefüllt, weisse Ranken auf rosa Grund,
die im Charakter der ersten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts gehalten sind. In
der Mitte sind in zwei rechteckigen Feldern mythologische Gemälde ausgeführt:
1) Diana und Aktaeon, 2) Jupiter überrascht Diana im Schlummer.

In dem einfachen Treppenhaus stehen auf den Eckpfosten des Treppengeländers
im Obergeschoss zwei geschnitzte Vasen mit dem Monogramm C. F. Die Buch-
staben deuten auf den Prinzen Carl Friedrich (s. oben).

Im Dorfe ist die alte Dorf linde erhalten.

Die ehemalige Kirche stand südöstlich von der jetzigen Kirche. Sie war
im Jahre 1526 erbaut und im Jahre 1656—1659 erneuert. Der Thurm der
ehemaligen Kirche besass ein Satteldach. Eine Abbildung enthält Binder, Neue
Geschichte und Beschreibung von Meiningen. In der alten Kirche hing die kleine im
Jahre 1724 von Melchior Derck gegossene Glocke. Die jetzige Kirche ist 1862 bis
1863 durch A. W. Doebner in gothischem Stil erbaut. Auf dem Kirchhof befindet
sich das einfache Grabmal des Directors der Forstakademie, Johann Matthäus
Bechstein (f 1822), aus Gusseisen in gothischem Stil. Das Grabmal ist 1839 er-
richtet.

Der Rest eines alten steinernen Bildstockes steht an der Strasse nach
Bettenhausen, dort, wo der AVeg nach Gleimershausen abzweigt.

Elnhausen, Filialkirchdorf mit 391 Einwohnern, 8,4 km südsüdöstlich von
Meiningen, im Werrathal an der Einmündung der Hasel gelegen. Als ausgesprochenes
^Reihendorf" ist es eine verhältnissmässig junge Siedelung. Es hatte vor der Sepa-
ration — ebenso wie Wölfershausen — die Flureintheilung nach Königs-, Wald- oder
Hagenhusen, die sich in langen Streifen erstrecken. Seine Gründung ist auf die An-
regung eines Adligen zurückzuführen, der einen Theil seiner Besitzung an zins-
zahlende Hüfner abgab. Ist die Deutung Brückners zutreffend, so wird der
Ort bereits in einer Urkunde des Bischofs Eberhard v. Bamberg vom Jahre 1151
erwähnt, laut welcher der Bischof aus Anlass einer Schenkung dem Burggrafen
Pojypo von Würzburg und seinem Bruder „Pertholf, Grafen v. Henneberg, die Lehn-
schaft über Egenenhusen und andere Orte bestätigt (Dobenecker, fieg. I, 1668).
Damit dürfte auch die Erklärung des Namens gegeben sein: „Elnhausen" (mund-
artlich Ehause) bedeutet „Häuser des Egino". Einhausen ist althennebergischer
Besitz. 1315 verpfändet in „Einhusenu der bekannte Graf Berthold IV. Gülten
an Apel Truchsess v. Henneberg (Henneb. Urk. I, Nr. 116). 1375 räumt Graf Hein-
rich V. von Henneberg seinem Bruder Berthold, der auf die Regierung Verzicht
geleistet hatte, als Apanage ausser Themar, Untermassfeld u. a. auch Ein-
hausen ein. Nach dessen Tode (1416) wird Einhausen den Marschalken v. Ostheim
(Sittich Marschalk, Wilhelm Marschalk), die am hennebergischen Hofe das Marschall-
amt bekleideten, als Zinsgut verliehen. Diese Einkünfte fielen 1809 beim Aus-
sterben des Geschlechtes der Landesherrschaft heim. Ausserdem gab es hier
Kralacher, Weitersrodaer und Wechterswinkler Erbzinsen.
 
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