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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0339
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277 Meiningen.

Belrieth. Berkach.

277

schoss darüber. Die einzige Jahreszahl an diesen Gaden, 1577, stammt, wie bereits
oben auf S. 275 erwähnt ist, von einem anderen Bauwerk.

Das GutshailS liegt ebenfalls auf der Höhe des Kirchhügels. Es ist ein
kunstloses Gebäude, das im Jahre 1616 erbaut, aber im Jahre 1750 wohl stark
erneuert worden ist. Ueber der Hausthür steht auf dem hölzernen Thürsturz die
Inschrift: Erbaut 1616 In Gottes Beschirmung. Reparirt 1750. In dem Hause
wohnte mehrfach der Dichter Friedrich Rückert, dessen Sohn, der Oekonomie-
rath Rückert, Pächter des Gutes war.

Ein Rest alter Holzschnitzerei befindet sich an dem Hause Nr. 14 am
Eckpfosten. Er besteht aus einer zierlichen Säule, welche auf einer phan-
tastischen Gesichtsmaske steht. Das Haus hatte bis vor wenigen Jahren am Giebel
noch andere aus Holz geschnitzte Masken, auch eine Jahreszahl aus dem 18. Jahr-
hundert, welche bei der Ausbesserung des Hauses beseitigt worden sind.

Eine kunstlos geschnitzte Hausthür des 18. Jahrhunderts befindet sich an
dem Hause Nr. 11.

Eine gut geschnitzte Truhe aus dem Jahre 1619 ist in dem Hause Nr. 24
erhalten. An der Truhe befinden sich vier kanellirte Halbsäulen, welche ein römisch-
dorisches Gebälk mit einem Triglyphenfries tragen. Die Schmalseiten sind mit
Intarsia verziert. Die Handgriffe sind aus Schmiedeeisen. Gut erhalten ist auch
die innere Einrichtung der Truhe mit verschiedenen Fächern, Schubkästen und
reich verzierten Beschlägen. Abbildung auf S. 273.

Die alte, landschaftlich schön gelegene WerrabrÜCke besteht aus fünf
Bogen. An dem Schlussstein des einen steht die Zahl 1578. Die alten Zahlen
an den Steinen der Brückenpfeiler sind Merkzeichen, welche bei der Versetzung
der Steine gedient haben.

Berkach*), Pfarrdorf, in einer sanft geneigten Hochmulde gelegen, mit 503 Ein-
wohnern, 19 km südlich von Meiningen.

Um die Mitte des 9. Jahrhunderts bildete Berkach einen Bestandtheil der
Besitzungen des reich begüterten Grafen Erpho, der sie im Jahre 860 letzt-
willig unter die Stifte Fulda und Würzburg theilte. Die Güter in Berchohe fielen
bei dieser Gelegenheit an Fulda (D oben eck er, Eeg. I, 222). Ende des 13. Jahr-
hunderts scheint ein eigenes Adelsgeschlecht de Berchoch geblüht zu haben
(Henneb. Urk. V, 246). Im ganzen Mittelalter unterstand der Ort der Botmässigkeit
der Grafen von Henneberg. Graf Berthold IV. widmete im Jahre 1317 sein dortiges
Eigengut dem von ihm in hohem Grade begünstigten Stift Schmalkalden, welches

*) Die Namensform — 783 in tribus Percuhis, 800 in tribus Berchohis, 801 Berghohe (?), um 860
Berchohe, 1194 Berckach (?) bei Schuttes, Diplom. I, 81 — ist gleichbedeutend mit „Birkenbach".
Der Zusatz „tres B." deutet nach Rubel, Franken, S. 186, auf die Dreifelderwirthschaft hin. (Abweichende
Erklärung bei Brückner II, S. 187; a. Heyl, Die im Herzogthum Sachsen-Meiningen üblichen Frucht-
folgen, unter Berücksichtigung ihrer geschichtlichen Entwickelung, Diss., Jena 1907.)
 
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