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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0340
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Berkach.

Meiningen. 278

seitdem hier einen „Hof" besass; er wurde später (1473) an die Grafen von Henne-
berg- wieder ausgetauscht. Ausserdem hatte auch die deutsche Ordenskommende
zu Münnerstadt hier einen Hof, der nach Aufhebung des Ordens 1525 dem Röm-
hilder Lehenshof zufiel. Die Henneberger Grafen verliehen ihre Berkacher Be-
sitzungen an verschiedene Herren, z. B. die v. Herbilstadt, Marschalk v. Ostheim
und andere. Nachmals finden wir den „ganerb schaftlich" gewordenen Ort, bezw.
das Rittergut, im Besitz derer v. Stein und derer v. Kalb zu Waltershausen. 1583

traten die wettinischen Herrscher an die Stelle der
Henneberger, 1680 überkam S.-Meiningen die Ober-
hoheit. 1723 wurde beim Schalkauer Umtausch
der meiningische Antheil an S.-Hildburghausen
überlassen. Das damals vielleicht 300 Seelen zäh-
lende Dörflein bot ein charakteristisches Bild
deutscher Landeszersplitterung. Nach Aufhebung
der Reichsritterschaft nahm Würzburg den ritter-
schaftlichen („ganerblichen") Theil in Besitz, er-
langte durch den provisorischen Vertrag vom 9. Juli
1807 auch den Hildburghäuser Theil und somit die
Oberhoheit über ganz Berkach. Bereits im näch-
sten Jahre aber überliess es in dem mehrerwähnten
Staatsvertrag von 1808 den Ort an S.-Meiningen.
1849 wurde der bisher dem Verwaltungsamt Röm-
hild unterstellte Ort zum Kreis Meiningen ge-
schlagen.

Das Stein sehe Eigen gut zu Berkach be-
steht eigentlich aus drei adligen Höfen: 1) dem
Grossen Hof, worauf das Schloss erbaut ist,
2) dem Bibraischen oder Kleinen Hof, 3) dem
Thüngenschen Hof, beide letztere ehedem würz-
burgische Lehnschaften.

Die Berkacher Kirche stammt noch aus
katholischer Zeit. Die Linde neben der Kirche soll
in der Reformationszeit schon gegrünt haben;
ausserdem pflanzte man 1871 eine Kaiserlinde, 1883
eine Lutherlinde und 1905 eine Schillerlinde. —
Das Pfarrhaus von 1719. — Das frühere Schul-
haus wurde 1686 erbaut, das jetzige 1848—50; es wurde am Epiphaniasfeste
1851 eingeweiht. — Die Synagoge (und ehemalige Judenschule) entstand 1852
bis 1854.

Litteratur: G. Brückner, Landeskunde II, S. 187. — G. Brückner, Pfarrbuch, S. 112.
— J. Walch, Beschreibung (1811), S. 344-346.

Die Kirche ist ein schlichter, rechteckiger Bau. Der älteste Theil ist der
Thurm an der Ostseite. An der Nordmauer des Thurmes steht am Schlussstein
des spitzbogigen, mit Maasswerk versehenen Fensters die Zahl 1581, ebenso an dem
westlichen und südlichen Fenster des Thurmes. Von einer späteren Bauarbeit an

Maria mit dem Kinde.
Holzfigur in der Kirche zu Berkach.
 
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