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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0333
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271 Meinungen.

Bauerbach.

271

schlechtes; 1796 wurde es von Jos. Hartmann v. Bibra an die Höchheimer Linie
verkauft. Das Gut ist noch heute im Besitz der Freiherren v. Bibra.

Litteratur: Brückner, Landesk. II, S. 182. — Hartmann, Bibra, Schriften d. Ver. f.
meining. Gesch., Heft 13, S. 206. — Jacob, Ortsnamen, S. 18. L, JJ.

Die jetzt vorhandenen Baulichkeiten, ein Wohnhaus ohne allen architek-
tonischen Schmuck, das im Erdgeschoss die Wohnung- des Forstwartes und eine
Wirthsstube, im oberen Stock einige für die Herrschaft (Bibra-Irmelshausen) ein-
gerichtete Räume enthält, und das im Rechteck erbaute Wirthschaftsgebäude, sind
aus neuerer Zeit. G. L.

Bauerbach, Kirchdorf mit 332 Einwohnern, am Anfang des wiesenreichen,
von schönbewaldeten Bergreihen eingefassten Bauerbachgrundes, 8 km südsüd-
westlich von Meiningen,

Um 887 vermacht der Presbyter (d. i. ein mit den höheren Weihen ausgestatteter
Priester) Martin in Bauerbach mit Zustimmung seines Herrn, des Grafen „Bobbo"
vom Grabfeld, sein Eigenthum zu Buribach und Einharteshuson (Einödshausen) im
Gau Grabfeld, in der Mark Nordheim, dem Kloster Fulda (Dobenecker,Eeg. 1,270).
— Der Ort ist althennebergischer Besitz: in geringer Entfernung thronte auf
steilem Bergkegel die gräfliche Stammburg beherrschend über der obersten Thal-
stufe. 1297 verkaufte Graf Berthold IV. von Henneberg dem Truchsess Albert
die Zinsen der Kammerbesitzung Burebach für 44 Mark Silber. Bald danach ging
Bauerbach in den Besitz der Freiherren v. Bibra über, die es bis 1684 innehatten.
In diesem Jahr erkaufte Herzog Bernhard I. von Sachsen-Meiningen das Dorf von
Johann Caspar v. Bibra für 6500 fi. fränkisch, gerieth indes, da Bauerbach dem
reichsritterschaftlichen Verband angehörte, in einen vor dem Reichshofrath an-
hängig gemachten Process, als er es wieder veräussern wollte. Nachdem jedoch
als Käufer Hans Christoph v. Wolzogen aufgetreten und auf diese Weise die Mög-
lichkeit geboten war, Bauerbach der Reichsritterschaft zurückzugeben, fand der
Process einen befriedigenden Abschluss (Neue Landesk. II, s. 190). Die Familie
v. Wolzogen hatte in Bauerbach ihren Ansitz von 1697—1853, in welchem Jahre
das Gut an die Familie v. Türcke verkauft. wurde. Nach Aufhebung der Reichs-
ritterschaft (1803) kam der Ort an das Grossherzogthum Würz bürg und bald
darauf (1808) durch Staatsvertrag an S.-Meiningen.

Bekanntlich fand Friedrich Schiller nach seiner Flucht von Mannheim
in dem welteinsamen Dörfchen vom 7. December 1782 bis 20. Juli 1783 eine Zu-
fluchtsstätte und schrieb hier unter anderem „Cabale und Liebe1' (Neue Landesk. II,
S. 259, mit Litteraturangaben). Zum Gedächtniss an den unsterblichen Dichter fanden
1837, 1859 und 1905 Erinnerungsfeiern statt. An der Stelle, wo er, vom Eulskopf
herabschreitend, das Dörflein zum ersten Mal erblickte, wurde am 7. Mai 1905 eine
„Schillerlinde" gepflanzt.

Das ehemalige Herrenhaus des Rittergutes ist seit längerer Zeit von Juden
bewohnt und wird deshalb „Judenbau" genannt, die Gebäudegruppe „Judenhof".
 
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