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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0611
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519 Meiningen

Trabes. Unterharles.

519

der Erbauung- des Pachtershauses (1629) erinnern manche einzelne Züge. Au
den Hauptpfosten befinden sich in der Höhe der Brüstungsriege] geschweift ge-
schnittene Oonsole. Die Brüstungsriegel sind an der Unterkante etwas ausge-
schnitten. Den Hauptschmuck der Giebelfront bilden die geschweiften Andreas-
kreuze in den Brüstungsfeldern. Das Haus ist auf S. 518 abgebildet, nach einer
Zeichnung, die im Jahre 1905 gemacht ist. Nachher ist das Haus im Jahre 1906
mit bunten Farben neu bemalt worden. Bei diesen Arbeiten wurden die ver-
schiebbaren Fensterläden beseitigt.

Viele der ehemaligen Holzfachwerkhäuser sind bei dem grossen Brande des
Jahres 1858 zu Grunde gegangen.

Die Dorflinde steht sehr malerisch am Fusse der Treppenstufen, welche
zum Kirchhügel hinanführen, auf einem hohen, ummauerten Platz, der sich einige
Meter über der Dorfstrasse erhebt. Den oberen Theil der Mauer, welche den
Platz nahezu ringförmig umschliesst, bildet eine steinerne Bank. Der Platz unter
der Linde ist auf S. 509 abgebildet. Eine Ansicht aus dem Jahre 1849 von
C. Wagner in der Sammlung der Frau Geheimrath Dreysigacker in Meiningen zeigt,
dass damals noch auf dem Platze unter der Linde getanzt wurde.

Träbes, Dörfchen mit 64 Einwohnern am Ostabhang der Geba, 12,7 km west-
lich von Meiningen, nach Bettenhausen eingepfarrt und eingeschult. Der Ort er-
scheint zuerst urkundlich in der Mitte des 14. Jahrhunderts in der Form zu dem
Trefßs, und zwar als eine Wüstung im Besitz des Ritters Johann v. Fladungen,
von welchem sie im Jahre 1354 an Wilhelm v. Herbilstadt überging (Henneb. Urk.
V, 125). Landesherr war der Graf von Henneberg. 1540—1592 hatten mehrere
adlige Geschlechter den Ort inne, die v. Herbilstadt, v. Füllbach, v. Stein, v. Schaum-
burg. 1615 erscheint als Gutsherr der Junker v. Göppert, von dessen Erben er um
1660 an die Familie v. Rosenau gelangte. Darauf wurde der Besitz getheilt: die
eine Hälfte ging an die Gräfin Eva Polyxena von Tattenbach über, von ihr an
Herzog Ernst von Hildburghausen, 1698 aber an den Amtsvogt Reyher und dann
an Schubert: die andere an Herrn v. Kürbitz-Belrieth, 1710 an v. Ilten. Beide
wurden dann von Freiherrn v. Wechmar-Rossdorf in einer Hand vereinigt.

Am 17. November 1634 wurde das Dorf von den Kroaten in Brand gesteckt.

Der Ortsname stammt, wie es scheint, von Tra(ge)bo(to), also = „Hof des
Trabo".

Litteratur: Brückner, Landeskunde II, S. 144. L, Hertel.

Unterharles, Weiler mit 53 Einwohnern, 14,1 km südsüdwestlich von Meiningen,
anmuthig im Harlesgrund gelegen. Im Mittelalter zum Erblehen des hennebergi-
schen Marschallamtes gehörig, war das Dorf zum Harlass früher an die v. Hohen-
berg, seit 1394 an die Gebrüder v. d. Kere verliehen (Henneb. Urk. V, 215). Nach
 
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