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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0467
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flächen bilden nur die schmalen Fensterschlitze und der untere Theil eines Erkers
an der Westseite. Dieser Erker diente als Abort (Abbildung auf S. 391). Die
Hauptmauer ist an der Oberkante mit Steinen bedeckt, welche nach dem Innern
der Burg überkragen. Dass dies die Lage eines ehemaligen Wehrganges bezeichnet,
lässt sich an dem Mauerwerk nicht feststellen. Doch auf der Abbildung aus dem
Jahre 1703 ist der Zinnenkranz eines Wehrganges an der Oberkante der Keme-
nate dargestellt. Der hohe viereckige Thurm, welchen diese Zeichnung darstellt,
ist nicht vorhanden.

Um die Kemenate herum führt ein Zwinger, der an einigen Stellen 2,60 m,
an anderen Stellen 6,60 m breit ist. Die äussere Zwingermauer hat eine Höhe
von 2l/± ni. An der Ostseite stehen von der Zwingermauer nur noch geringe
Reste. Ein künstlich angelegter Halsgraben liegt an der Nordseite. Ein Erdwall
ist jetzt an der Westseite, an der Südseite und an der Ostseite, wo sich das Thor
befindet. Dies ist die festeste Seite der Burg.

Von einem ehemaligen Brunnen ist keine Spur zu finden.

Jßrusalem, Villa und Parkanlage nebst Wirthschaftsgebäuden, 2,9 km nörd-
lich von Meiningen, auf einem unfruchtbaren Kalkrücken; 1806 von dem damaligen
Staatsminister Chr. Ferd. Frkr. v. Könitz angelegt und benannt.

Hier sammelte sich oft zu edler geselliger Unterhaltung ein auserlesener
Freundeskreis. Könitz selbst liegt in den dortigen Anlagen begraben (f 14. Jan.
1832), ebenso seine Gemahlin (f 29. August 1836). Das Anwesen ging nach dem
Tode des Begründers an den Obersten v. Spesshardt über und wurde bald danach
ein viel besuchter Vergnügungsort für die Bewohner der Residenz.

Gelegentlich der Feier eines Geburtstages der Prinzessin Amalie von Carolath
wurde dieses Buen Retiro von Prof. Dr. Ihling in folgenden Strophen besungen:

Wie heisst der Ort im schönen Werrathale,
So hold umglänzt vom goldnen Sonnenstrahle,
Der jeden Wanderer willkommen grüsst
Und traulich manchen Lebenstag versüsst?

Jerusalem! So heisst er nah und ferne,
Die Pilger weilen hier im Freien gerne;
Eomantisch prangt die Landschaft rings herum,
Hier ist fürwahr der Schöpfung Heiligthum.

Die Harfenstadt im Gartenparadiese,

Der Fürstensitz für Bernhard und Luise,

Sie blinken freundlich durch der Bäume Reih'n,

Dort muss des Lebens heitres Tempe sein!

Der Hassfurth Höh' umkränzt vom grünen Laube,
Dem Lieblingssitz der zarten Turteltaube,
Der Wiesengrund, des Landsbergs Burgruin',
Der Fluss, der sich mäandrisch schlängelt hin:
 
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