Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0513
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
425 Meiningen

Lakdsberg. Leutersdorf.

425

II. Grün glasirter Ofen im Stammbaumzimmer; von Herzog Bernhard Erich
Freund in der Zeit der Erbauung' des Landsberger Schlosses in der Stadt Saal-
feld erworben. Der Ofen stammt aus dem Gasthaus „Zur goldenen Gans" (jetzt
„Goldener Anker") in Saalfeld. Das Gasthaus war kurz vor dem Jahre 1547 er-
baut und vom Kurfürsten Johann Friedrich dem Grossmüthigen bei seiner Durch-
reise nach Bamberg und kurz darauf von Kaiser Karl V. bewohnt worden.

(Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Heft VI, S. 113. — Saalfeldische Historien von Kaspar

Sagittarius, herausg. von Ernst Devrient, 1904, S. 243.) Der Ofen besteht aus zwei Ge-
schossen, welche von langen Eckkacheln mit hermenförmigen Reliefs eingefasst
werden. Zwischen diesen Hermen befindet sich auf jeder Seite eine grosse Relief-
platte. Am Unterbau vorn König Saul, mit der Inschrift: SAVL REG. Diese
Platte ist auf unserem Lichtdruck dargestellt. An der rechten Seite Antiochus. Auf
der Kachel an der linken Seite die Inschrift: OTOHAM. Auf dieser Kachel be-
findet sich zwischen den Beinen des Dargestellten das Zeichen: \ ■ Am oberen
Geschoss in der Mitte Carolus Quintus, rechts ein Ritter zu Fuss G/ mit der In-
schrift: SE RAH, links noch einmal Carolus Quintus. Auf der Rückseite, durch
das Ofenrohr durchbrochen, Carolus Magnus. An dem Zwischenbau, welcher den
Ofen mit der Wand verbindet, auf beiden Seiten Johannes mit dem Kelch. Höhe
des Ofens, ohne den neu hinzugefügten glatten Unterbau, 1,64 m. Grösste Breite
des Gesimses in der Mitte 0,80 m. (Lichtdruck nach S. 420.)

III. Ofen in einem Vorzimmer des 1. Geschosses (sogenanntes Saalzimmer),
braun glasirt, zum Theil mit denselben Kacheln, wie der vorige Ofen. Auf den
Kacheln des Oberbaues Karl der Grosse zu Fuss und Karl V. zu Fuss. Auf den
Kacheln des Unterbaues Alexander der Grosse zu Pferde, ferner Ninus zu Pferde.

Die Meierei unterhalb des Schlosses wurde durch Herzog Bernhard Erich
Freund im Stil von Schweizer Holzhäusern erbaut. Der Bau begann 1836.

Leutersdorf, Pfarrkirchdorf mit 387 Einwohnern, 16,2 km südöstlich von
Meiningen, am linken Ufer der Werra. Es gehört mit Vachdorf, Queienfeld und
Walldorf zu den Amtsdörfern der Meininger Mark, welche, wie Meiningen
selbst, 982 von Otto II. an A schaffen bürg und 1008 vermöge eines Gebiets-
austausches von König Heinrich II. an das Stift Würzburg geschenkt wurden.
Politisch und kirchlich unterstand also Leutersdorf dem Bischof von Würzburg bis
1542, in welchem Jahre das Amt Meiningen an die Grafen von Henne-
berg gelangte. Für kurze Zeit herrschte über Liudolfdorf, wie der alte Name
des Ortes lautet, auch die Königin Richeza von Polen, Tochter des Pfalzgrafen
Ehrenfried (Ezo) und Schwester des alemannischen Herzogs Otto. Im Jahre 1057
vertauschte nämlich Bischof Adalbero von Würzburg seine Orte Schmalkalden,
Leutersdorf, Meiningen u. a. an die erwähnte Königin Richeza gegen ihr Erbgut
Salz oberhalb Neustadt a. S. auf Lebenszeit (Dobenecker, Reg. I, 810. 816). Nach
ihrem Tode (1063) fielen also die vorher genannten Ortschaften an Würzburg
zurück. (Vgl. oben S. 9 u. 29.) 1129 erbauten hier auf dem „Tanzberg" (= Hexen-,
 
Annotationen